Frieda Hasart feiert ihren 100. Geburtstag / Rückblick auf ein bewegtes Leben

Von Steffi Stocker

Bad Liebenzell-Monakam. Strahlend faltet Frieda Hasart den eingetroffenen Brief auseinander. Er kommt aus Amerika und ist von ihrer jüngsten Tochter. Denn morgen, am 1. November, feiert die Jubilarin ihren 100. Geburtstag.

Und während in ihrem Umfeld alles für den Ehrentag organisiert und vorbereitet wird, wirft Frieda Hasart einen Blick zurück auf ihr bewegtes Leben. Als jüngere von zwei Schwestern wurde sie 1914 in Sarata in Bessarabien am Schwarzen Meer geboren. "Schon als Kind half ich in der Landwirtschaft meiner Eltern mit", sagt sie und erinnert an das Füttern von Hühnern und Gänsen oder Marktbesuche.

Gerne hätte sie sich zur Lehrerin ausbilden lassen, zumal in dem Ort mit vorwiegend deutschstämmiger Bevölkerung eine entsprechende Ausbildungsanstalt angesiedelt war. "In meinem Jahrgang gab es aber zu viele Jungs, sodass wir Mädchen keine Chance hatten", erinnert sich Frieda Hasart. Aufgrund starker Verbindung nach Deutschland, verließ sie 19-jährig die Heimat und besuchte in Schleswig-Holstein eine Schule. "Die Leute sind durch ihre Arbeit in der Landwirtschaft zu einseitig belastet gewesen und ich hatte große Freude am Turnen", erzählt die Jubilarin von ihren Teilnahmen an entsprechenden Kursen in Hannover.

Ein besonderer Höhepunkt war für die junge Frau der Besuch der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Dabei traf sie jedoch auf Landsleute, die sie mit nach Hause nahmen, da sie in Sarata dringend gebraucht wurde. "Ich arbeitete dort im Volksrat und lernte meinen Mann kennen", entsinnt sich die Seniorin der Hochzeit mit Karl Hasart 1938. Schon zwei Jahre später, bereits mit der ersten von vier Töchtern, wurde die kleine Familie umgesiedelt. Mit Pferdewagen und Schiff ging es über die Donau und das Sudetenland nach Berlin.

1944 erhielt sie die Nachricht, ihr Mann, der zwei Jahre zuvor eingezogen worden war, sei gefallen. "Stattdessen war er verletzt und ich glaubte es erst nach dem zweiten Brief", sagt sie und beschreibt ein Wechselbad der Gefühle. Bis 1950 lebte die Familie in Jeggeleben, ehe sie nach Kornwestheim umzog. Dort wohnte die Jubilarin noch sechs Jahre, nachdem der Ehemann 1992 gestorben war.

Lektüre vieler christlicher Schriften

Dann fand sie in Rötenbach bei der Tochter Unterkunft und in der dortigen evangelischen Kirchengemeinde eine geistige Heimat. "Regelmäßig bekomme ich von dort Post mit den Liedern und Texten", freut sich Frieda Hasart, die viel in christlichen Schriften liest und seit vier Jahren im Johanneshaus Monakam lebt.

Und auch dort hat sie den Blick für die Menschen in ihrem Umfeld, kümmert sich gerne noch um eine Mitbewohnerin, mit der sie im Speisesaal den Tisch teilt. Morgen allerdings wird sie gefeiert.