Eva Hesse stellte bei einer Lesung das Werk ihres berühmten Großvaters Hermann Hesse vor. Foto: Frommann Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Eva Hesse liest aus den Werken ihres berühmten Großvaters

Bad Liebenzell. Zur Eröffnung des Sophi Parks hat die Stadt Bad Liebenzell die Enkelin von Hermann Hesse, Eva Hesse, eingeladen. Ihre Lesung im Parksaal des Rathauses war der Abschluss Feiern zur Eröffnung des Parks.

Als Hesse 1962 in Montagnola starb, war sie 19 Jahre alt. Ausgewählt hatte sie Lieblingstexte, die ihrer Meinung nach das Wesen des Nobelpreisträgers von 1946 am Besten widerspiegeln. Mitgebracht hatte sie die Werke ihres Großvaters "Sinclairs Notizbuch", "Verliebt in die verrückte Welt", "Das Lied des Lebens", "Siddhartha", "Sommer" und ihr eigenes Buch "Lyrik von Eva Hesse", das sie sich zu ihrem 60. Geburtstag selbst geschenkt hatte. Darin erklärt sie: "Schon mit 15 Jahren schrieb ich kleinere Geschichten, versteckte in dicken Tagebüchern meine Sehnsüchte und Träume. Auf Reisen, in einsamen Stunden entstanden diese Gedichte, die tagelang in mir schlummern, um plötzlich auszuschlüpfen und mein Herz leicht und freudig machen." Ihre lyrischen Gedanken, von denen sie nur wenige vorlas, wie zum Beispiel: "Das Leben besteht nicht darin, gute Karten zu erhalten, sondern mit den Karten gut zu spielen", konnten gekauft werden, wie auch ihre gemalten Postkarten. In der Lesepause signierte sie die Bücher.

In ein Künstlermilieu hineingeboren

Eva Hesse las mit angenehm warmer Stimme. Ein leicht schweizerischer Akzent war zu hören, da sie in Zürich aufgewachsen ist. Im Herbst des Jahres 1943 wurde sie in ein Künstlermilieu hineingeboren, wo Zeichnen und Malen, Papier, Farben und Pinsel zum "täglichen Brot" gehörten. So lag ihr Weg zur künstlerischen Entwicklung nahe. Sie begann als Dekorationsvolontärin, lernte in einem Architekturbüro das saubere Zeichnen, um dann an der Kunstgewerbeschule Zürich in diversen Techniken und Fächern unterrichtet zu werden. Sie machte eine Ausbildung zur Cutterin und war einige Jahre beim Schweizer Fernsehen. Dann begann sie Batik zu lernen und richtete sich ein Atelier ein für großformatige Bilder. Später begann sie zu aquarellieren, eine Arbeit, die nicht an einen Tisch oder Raum gebunden ist, so kann sie spontan sein. Die Schönheit der Pflanzen- und Tierwelt faszinieren Eva Hesse wie ihre Postkarten zeigen. Die Natur ist ihre Muse.

Heute lebt Eva Hesse in der südlichen Toskana, in ihrem Haus, inmitten wilder Natur, in einer herb-lieblichen Landschaft, die ihr die Seele weitet, Inspirationen bietet und sie das Malen mit dem Schreiben teilen lässt. Eva Hesse hat zwei Söhne.

Hesses musikalische Begleiter während der Lesung, die junge Cellistin Rahel Klein aus Bieselsberg und der ältere Pianist Wilfried Rippel aus Unterhaugstett, hatten es gar nicht so einfach mit der professionellen Leserin. Sie haben Eva Hesse erst kurz vor der Lesung getroffen. Vorher gab es keinerlei musikalische Abstimmungen, aber Hesse hatte konkrete Vorstellungen. Sie hätte gern indische Klänge zu "Siddhartha" gehört.

Klein rettete die Situation mit einem lang gezogenen "Om" (die Vollendung) auf dem Cello. Genauso genial war die Halterung für den Stachel ihres Cellos, damit er auf dem glatten Steinfußboden des Parksaals nicht abrutschte. Er steckte in einem mit Metall ummantelten Loch eines schwarzen Gürtels. Die Schnalle des Gürtels hielt das Stuhlbein des Stuhls, auf dem Klein saß.