Einer der Übergabepunkte für Bad Liebenzell aus dem geplanten Backbone-Netz des Landkreises Calw liegt in diesem Bereich in Zainen. Bürgermeister Dietmar Fischer drückt beim Ausbau des schnellen Internets aufs Tempo. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Breitbandversorgung: Stadt Bad Liebenzell treibt den Ausbau des schnellen Internets voran

Offensichtlich zeichnet sich nun auch in Bad Liebenzell ein Hoffnungsstreifen in Sachen schnelles Internet ab.

Bad Liebenzell. Sowohl in der Kurstadt als auch in sämtlichen Ortsteilen zeigt sich seit einigen Jahren eine höchst unbefriedigende Versorgungssituation im Hinblick auf Breitbandtechniken und Mobilfunk. So hatten sich auch sämtliche Fragen aus der Bürgerfragestunde ausnahmslos auf dieses brisante Thema bezogen.

Glasfasernetze errichten

Doch in zahlreichen anderen Städten und Gemeinden des Landkreises Calw liegen ebenfalls Defizite in der Breitbandversorgung vor. Daher hat es sich das Landratsamt Calw zur Aufgabe gemacht, den flächendeckenden Ausbau der Breitbandinfrastruktur über ein NGA (Next Generation Access) – Netz voranzutreiben und die Gemeinden bei ihren Bemühungen, unzureichend versorgte Ortsteile an das Breitbandnetz anzuschließen, zu unterstützen. Mit dem Begriff NGA werden Zugangsnetze bezeichnet, welche die auf Kupfer basierenden oder koaxialen (aus zweipoligen Kabeln bestehenden) Infrastrukturen teilweise oder ganz durch Glasfaserleitungen ersetzen. Hierzu bietet der Landkreis die passive Infrastruktur eines flächendeckenden Backbone (Hochgeschwindigkeits) - Netzes an, das von einem Eigenbetrieb des Landratsamtes verwaltet wird. Zum Gelingen dieses Projektes ist allerdings eine Unterstützung vonseiten der Kommunen von großer Bedeutung.

Informationen über Ausgangslage, Entwicklungsziele, Netzebenen sowie Organisationsform erhielten die Stadträte von Bernd Land. Er ist Beauftragter für den Bereich Digitale Offensive des Landratsamtes Calw. Er stellte das Projekt "Aufbau eines kreisweiten NGA-Netzes im Landkreis Calw" vor. In weiten Teilen des Landkreises gibt es ein Glasfasernetz der Sparkassen IT (SIT).

Durch Anpachtung dieser Infrastruktur in Verbindung mit der Nutzung bereits bestehender Anlagen von Kommunen oder anderen Versorgern sowie durch zusätzlichen Neubau von Leitungen könne mit relativ geringem Aufwand zeitnah ein landkreisweites NGA-Backbone-Netz geschaffen werden, kündigte Land an. Pro Gemeinde seien mindestens zwei Übergabepunkte vorgesehen. Eine zusätzliche Infrastruktur auf kommunaler Ebene ergänze dieses Versorgungsnetz durch weitere Zuführungstrassen, ausgehend von den Übergabepunkten in sämtliche Ausbaugebiete. Der Zugang zum Endkunden werde durch innerörtliche Verteilnetze geschaffen. "Konkret heißt das für uns: Der Landkreis erstellt das Backbone-Netz. Alle anderen Aufgaben, also die Weiterleitung von den Übergabestellen bis in die einzelnen Ortsteile, ist dann Sache der Kommune", fasste Fischer zusammen.

Außerdem sollten durch gemeinsames Handeln im Rahmen einer Interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ) Synergien genutzt werden, sagte Land. Dank dieser Kooperation werde bei Ausschreibungen, Planungen sowie bei Bau und Betrieb der Netze Zeit, Geld und Personal gespart.

Einhellige Zustimmung

Für Bad Liebenzell sei ein Fördersatz von bis zu 130 Prozent möglich, sagte Fischer. Dieser Satz ergebe sich aus einer hundertprozentigen Förderung "Ländlicher Raum" und einem möglichen Aufschlag von 30 Prozent für IKZ. Bad Liebenzell gehe mit den Gemeinden Unterreichenbach, Schömberg, Oberreichenbach, Bad Teinach-Zavelstein, Neuweiler und Neubulach eine IKZ ein, so der Schultes. Die Federführung habe die Stadt Bad Liebenzell.

Der Gemeinderat stimmte jedem Schritt des Projekts einhellig zu. Auch das Vorhaben, das Landratsamt Calw mit der Vermarktung der innerörtlichen Netze zu beauftragen, wurde befürwortet.

Damit die digitalen Dienste vom Nutzer in Anspruch genommen werden können, muss eine Übertragung gewährleistet sein. Das passive Netz muss folglich um eine aktive Netzkomponente erweitert werden. Der Betrieb der aktiven Technik sowie deren Wartung liegen in der Verantwortung des Netzbetreibers. Um diese digitalen Dienste zu nutzen, bedarf es oft eines zusätzlichen Dienstanbieters. Zu diesem Zweck überlässt die Gemeinde zwar dem Landratsamt Calw ihre innerörtlichen Verteilnetze gegen Entgelt zur Vermarktung und Nutzung, bleibt aber weiterhin deren Eigentümer.

"Wenn nun die konkreten Planungen abgeschlossen werden können, wird der Förderantrag gestellt. Unverzüglich nach Eingang des Förderbescheids beginnen die Baumaßnahmen", versicherte Bürgermeister Dietmar Fischer. Die Finanzierung vonseiten des Landkreises gelte als gesichert. Für Bad Liebenzell werden die erforderlichen Mittel bis spätestens Ende Februar im Haushalt eingestellt und hoffentlich auch abgesegnet sein. "Dies ist eines unserer wichtigsten Projekte", unterstrich er.

Bis zum Beginn der Breitbanderschließungsmaßnahmen müsse ein Netzbetreiber zur Verfügung stehen, betonte Land. Ab Januar 2017 liefen die Ausschreibungen. Die Breitbanderschließung mit Glasfasertechnologie beginne 2017 in Möttlingen, so Fischer, da dort neue Baugebiete erschlossen würden und derzeit noch viele "weiße Flecken" seien. Es folge Unterhaugstett, ab Juni 2017 das dortige Gewerbegebiet, dann Monakam und die Kernstadt, zuletzt die westlichen Stadtteile. Dort erledige die Schwarzwaldwasserversorgung 2018 größere Maßnahmen, an die sich die Stadt anhänge. "Wir streben eine Versorgungsleistung von 50 Megabit bis zu einem Gigabit an", so Fischer.