Bad Liebenzeller Marzipan- und Schokoladen-Manufaktur schreibt ganz erstaunliche Erfolgsgeschichte

Von Axel H. Kunert

Bad Liebenzell. "Was Niederegger für den Marzipan-Markt im Norden ist, sind wir mittlerweile in Schwaben." Vor knapp zwei Jahrzehnten hat Margot Wein das Unternehmen Frischmann Marzipan übernommen und daraus die heutige Bad Liebenzeller Marzipan- und Schokoladen-Manufaktur geformt. Und dabei eine ganz erstaunliche Erfolgsgeschichte geschrieben.

"Im Augenblick haben gerade unsere Marzipan-Maultaschen mit Nougat-Füllung einen echten Run", erzählt die gelernte Konditorin Wein. Vor allem ein Händler aus Tübingen sorgt damit in seiner Heimatregion für Furore. Ein anderer Verkaufsschlager seien die täuschend echt aussehenden Schokoladen-Rosen, die ein spanischer Händler für seinen Heimatmarkt entdeckt habe. Die gingen gleich palettenweise nach Barcelona. Aber eigentlich sei ihr Unternehmen vor allem für seine Marzipan-Schweine bekannt. Die gibt es in allen Formen und in jeder Größe – bis hin zur über zwei Kilo schweren Riesen-Glückssau. Auf der Internationalen Süßwaren Messe (ISM), die gerade in Köln stattgefunden habe, sei keiner am Stand der Liebenzeller Manufaktur vorbeigekommen, der nicht über die niedlich-riesigen Marzipan-Schweine schmunzeln musste. "Wir Deutschen wünschen uns wohl jede Menge Glück."

Wer die Schauproduktion der Marzipan- und Schokoladen-Manufaktur von Margot Wein in der Kirchstraße 2 im Zentrum von Bad Liebenzell besucht – ihre hier eingerichtete "gläserne Manufaktur" – kann mit eigenen Augen nachverfolgen, wie die leckeren kleinen Kunstwerke entstehen. Oder bei einem der hier regelmäßig angebotenen Workshops unter fachkundiger Anleitung selbst ausprobieren, wie sich die herrlich duftende Mandelmasse in immer neue Formen bringen lässt. Dieser sehr direkte Kundenkontakt durch die gläserne Manufaktur und der angeschlossene Verkaufsraum seien für ihr Unternehmen sehr wichtig, erzählt Chefin Margot Wein. "Die besten Ideen kommen eigentlich immer von den Kunden. Man muss ihnen nur sehr genau zuhören. Und offen sein für deren Wünsche."

Rund ein Fünftel des Umsatzes steuert mittlerweile der Direktvertrieb im eigenen Laden bei. Doch das eigentliche Kerngeschäft seien kleine und große, zum Teil internationale Wiederverkäufer, die auch vom zweiten Produktions-Standort des Unternehmens im tschechischen Vyškov (deutsch: Wischau) aus beliefert würden. Was im Nordschwarzwald wohl nur wenige ahnen: Für gesamt Tschechien – und darüber hinaus – war nach dem Fall des Eisernen Vorhangs das qualitativ extrem hochwertige Mandel-Marzipan der Liebenzeller Manufaktur eine echte Offenbarung, kannte man bis dahin doch nur Marzipan-Ersatzprodukte. Der Liebenzeller Manufaktur wiederum brachte der zweite Produktions-Standort "eine wesentlich größere Flexibilität in der Produktion" und damit Professionalisierung in den manchmal sehr herausfordernden logistischen Abläufen bei der Belieferung von Großkunden wie Edeka oder die Rewe-Gruppe.

Fragt man Margot Wein nach dem Geheimnis ihres Erfolges, beginnt sie von ihrer Lehrzeit als Konditorin in Dornhan zu erzählen. "Ich bin als Kind auf meinem Schulweg immer an dieser einen Konditorei vorbeigegangen. Das roch dort jedes Mal so gut." Als sie mit der Schule fertig war, sei sie einfach in das Geschäft hineingegangen und wäre nicht ohne Lehrstelle wieder hinausgegangen. "Ich hatte einen wirklich tollen Lehrherrn, der mir diese Leidenschaft für dieses außergewöhnliche Handwerk in all seinen Facetten beigebracht hat." Diese unbedingte Qualitätsorientierung, dieser Wunsch, stets nur das Beste an Produkten zu verwenden und zu verarbeiten und den Kunden anzubieten, das habe sie dort fürs Leben gelernt.

Später, als sie nach der Babypause, die sie eingelegt hatte, um sich um ihre zwei Kinder zu kümmern, den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und die Liebenzeller Manufaktur längst übernommen hatte, sei ihr schönstes Erlebnis gewesen, dass sogar ihr einstiger Lehrherr sein Marzipan bei ihr eingekauft habe. Sein Stolz auf sie sei die größte Bestätigung für sie als Unternehmerin gewesen.

Mittlerweile ist Margot Wein selbst 62 Jahre alt. Und denkt nach den arbeitsreichen und manchmal auch turbulenten zwei Jahrzehnten in ihrer eigenen Manufaktur langsam über den Ruhestand nach. "2018 wäre ein guter Zeitpunkt." Sie sehne sich danach, öfters mal einfach so raus in die Natur zu gehen. Für einen Spaziergang, zur Entspannung. Als Unternehmerin bleibe für solche Momente nur sehr, sehr wenig Zeit. Doch ihre Kinder hätten sich beruflich anders orientiert, der Sohn arbeite als Biologe, die Tochter als Yoga-Lehrerin. Ideal wäre, wenn sich aus dem Unternehmen heraus eine Nachfolgeregelung finden ließe.