Der alte Dorfladen in Möttlingen, der über Jahrzehnte die Versorgung im Ort sicherstellte, hat ausgedient und steht seit eineinhalb Jahren leer. Die Versorgungslücke sollen nun gleich drei künftige Anbieter im Ort sicherstellen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Nahversorgung: Künftig drei Lebensmittelanbieter / "Bioladen " wird bald neu eröffnet / Eigener Bäckerei-Verkauf kommt

Da ringt die Möttlinger Dorfgemeinschaft mit viel Aufwand um die Wiedereinrichtung eines Dorfladens – und schon löst sich das Problem der drohenden Versorgungslücke im Ort fast von selbst.

Bad Liebenzell-Möttlingen. Bürgerstammtisch im Dorfzentrum. Es geht um die Vorstellung der Ergebnisse der Einwohnerbefragung zum Thema Dorfladen, den der gleichnamige Arbeitskreis mit großem Aufwand Anfang des Jahres durchgeführt hat (wir berichteten).

Was die von Anja Riedhammer vom Arbeitskreis präsentierten Zahlen offenbaren: Bei einer Rücklaufquote von für solche Umfragen hohen 40 Prozent, sprachen sich 94 Prozent für einen eigenen Dorfladen im Ort aus. 90 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wären dafür sogar bereit, tiefer in die Tasche zu greifen als beim "großen" Händler in der nächsten Stadt. Wichtigste ermittelte Produktgruppen, die sich die Möttlinger dabei wünschen: Brot- und Backwaren (85 Prozent), Molkereiprodukte (72 Prozent), frisches Obst und Gemüse (71 Prozent), Fleisch und Wurst (57 Prozent) sowie Trockenprodukte wie Mehl, Nudeln, Zucker und so weiter (48 Prozent). Außerdem gewünscht: eine Poststelle, mindestens mit Briefmarkenverkauf (93 Prozent) und Paketannahme (52 Prozent).

Nach dem Vorbild vieler anderer Dörfer

Mit diesen Zahlen im Gepäck sollte es jetzt in Möttlingen nach dem Vorbild so vieler anderen Dörfer der Region und im Land um die bürgergemeinschaftliche Realisation eines Dorfladens gehen. Ein Genossenschafts-Laden stand zur Diskussion. Gerüchteweise interessierte sich auch eine türkische Familie für die Übernahme des derzeit leer stehenden Dorfladens an der Barthstraße. Das ist alles nicht mehr nötig, wie sich während des Bürgerstammtisches herausstellen sollte.

Jochen Heeskens, Schwiegersohn des bisherigen "Radieschen"-Betreiber Ernst Heeskens, wird das in der Vergangenheit preisgekrönte Geschäft der Familie am 3. April unter dem neuen Namen "Bioladen" wiedereröffnen. Für die kommenden Monate plant er einen Ausbau der Ladens, um neue Artikel ins Angebot zu nehmen wie zum Beispiel (Bio-)Tiefkühlkost. Es wird im örtlichen Bioladen weiterhin auch nur Bio-Produkte geben, was nicht jedem wegen der vermuteten höheren Preise als bei konventionellen Produkten schmecken will. Aber der Appell aus der Versammlung: doch mal über den Mehrwert und die höhere Qualität der angebotenen Sortimente nachdenken; und darüber, ob einem das nicht den vermeintlichen höheren Preis wert wäre – zumal, wenn man es auch noch weiterhin im eigenen Dorf bekommt.

Zweites kleines Möttlinger "Wunder": Exakt am Vortag konnte Jochen Heeskens auch den Vertrag für die Einrichtung einer eigenen Poststelle in seinem künftigen "Bioladen" unterschreiben. Einen Briefmarkenverkauf wird es geben, Pakete können abgegeben und auch, wenn man selbst für den Empfang nicht daheim ist, hierher gesandt werden, um sie später abzuholen. Womit ein weiterer dringender Wunsch der Möttlinger aus der Bürgerumfrage unmittelbar erfüllt wird.

Ein weiteres, schon noch mal etwas größeres Wunder: Das Ehepaar Anna und Uwe Renschler will auf seinem Grundstück an der Weil der Städter Straße 13 – die Hauptdurchgangsstraße von Bad Liebenzell nach Weil der Stadt – eine bestehende Doppelgarage direkt an der Straße zu einem Bäckerei-Verkauf mit kleinem Café umbauen. Uwe Renschler ist gelernter Bäcker, arbeitet allerdings heute nach einer Umschulung hauptberuflich als Angestellter des Landratsamtes. Ehefrau Anna ist zudem eine erfahrene Bäckerei-Fachverkäuferin. Die aktuelle Versorgungslücke bei Brot- und Backwaren sehen die beiden als echte Chance für den Aufbau einer eigenen Existenz. Die notwendigen Anträge für den Ausbau ihrer Verkaufsstelle lägen schon seit geraumer Zeit beim zuständigen Landratsamt. Bis Mitte April rechnen sie mit einem Entscheid von dort. Geht alles gut, wollen sie bis Juli ihren Bäcker-Laden ausgebaut und eröffnet haben, wobei das Sortiment von der Bäckerei Clement aus Weissach stammen wird.

Und dann gibt es da ja noch den zu Möttlingen gehörenden Laden des Hofguts Georgenau, den man aufgrund seiner etwas entferntere Lage zum Dorfkern den Möttlingern ab und an in Erinnerung rufen muss. Hauptsortiment: Fleisch- und Wurstprodukte aus eigener Produktion, ergänzt durch Waren des täglichen Bedarfs wie Milch- und Molkereiprodukte, Mehl, Nudeln sowie auch dreimal die Woche selbst gebackenes Brot und einmal die Woche frisches Gemüse. Womit das Wunsch-Sortiment der Möttlinger im eigenen Ort künftig wieder umfassend verfügbar sei wird.

Weitere drängende Probleme

Weshalb der Arbeitskreis Dorfladen quasi zum Abschluss des Bürgerstammtischs seine Selbstauflösung verkünden konnte und das Thema Nahversorgung wieder zurück zur "allgemeinen Aufsicht und Nachverfolgung" an den Ortschaftsrat delegieren konnte. Damit man sich nun im Dorf den nächsten drängenden Problemen zuwenden kann: zum Beispiel der Breitband-Versorgung mit Internet. Für das man sich in Möttlingen offenbar ähnliche Wunder wünscht wie beim Thema Dorfladen.