Philipp Haag stellte bei seinem Auftritt "Faszination Akkordeon" viele neue Seiten des klassischen Akkordeonspiels vor. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Philipp Haag tritt im Unterlengenhardter Paracelsus-Krankenhaus auf

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Das Akkordeon ist ein noch recht junges Instrument. Doch absolut eindeutig ist seine Geburtsstunde nicht zu benennen, da die Unterschiede in Bauart, Spielweise und Bezeichnung derart komplex sind, dass nicht von einem bestimmten, klar definierten Instrument gesprochen werden kann.

Fest steht jedenfalls, dass der Name "Accordion" zum ersten Mal im Jahre 1928 von dem österreichischen Klavier- und Orgelbauer Cyrill Demian in Wien verwendet wurde. Zwei Jahre später beschrieb Ritter von Kess dieses Instrument, "welches die Form eines kleinen Kästchens hat, worin Federn auf Stahlplatten samt einem Blasebalg angebracht sind, und zwar dergestalt, dass es bequem eingesteckt werden kann. Es können auf demselben Arien, Märsche etc selbst von Nichtkennern der Musik, nach kurzer Übung, und die lieblichsten Akkorde gespielt werden."

Diese Charakterisierung hat jedoch mit Philipp Haag, seinem Instrument und seiner Spielweise fast nichts mehr gemein. Denn bereits nach den ersten Klängen, die der brillante Akkordeonist aus Bad Wildbad seinem Instrument im Rahmen des Konzerts "Faszination Akkordeon" entlockte, dürfte jedem Zuhörer im Blauen Saal des Paracelsus-Krankenhauses Unterlengenhardt klar gewesen sein, dass hier weder ein "Nichtkenner der Musik" auftrat noch "nach kurzer Übung" gespielt wurde.

Der mit mehreren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnete Musikstudent aus Bad Wildbad, der neben seinem Kompositionsstudium bereits als Dozent am Hohner-Konservatorium sowie an der Musikhochschule Trossingen tätig ist, stellte mit der Darbietung von Modest Mussorgskis Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" gleich ein beachtliches Spektrum seines Könnens unter Beweis: Ständig wechselnde Tempi und Tonarten sowie die enorme Vielfalt an musikalischen und gestalterischen Ausdruckselementen schien der 25-jährige Akkordeonspieler nicht nur mit Leichtigkeit, vielmehr noch mit sichtlicher Spielfreude und Hingabe zu meistern.

Zeitgenössische Originalkompositionen für Akkordeon wie die "Phantasie 84" von Jürgen Ganzer oder "The Flight Beyon The Time" aus der Feder des finnischen Komponisten Petri Makkonen offenbarten neue, bisweilen eigenwillige Facetten des Akkordeonspiels: Moderne Stilmittel wie bewusste Dissonanzen, deutliches "Klappern" der Tasten oder eine angeregte Zwiesprache zwischen der linken und der rechten Hand ließen ein hohes Maß an Einfühlungs- und künstlerischem Interpretationsvermögen erkennen. Mit dem melodischen Abendlied "Guten Abend, gute Nacht" entließ der Musiker sein begeistertes Publikum.