Beim Pfingstmissionsfest waren auch junge Mitarbeiter dabei, die bald für mehrere Monate im Ausland eingesetzt werden. Foto: Lengler Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfingstfest der Liebenzeller Mission

Bad Liebenzell. "Christen brauchen nicht einen großen Glauben an Gott, sondern einen Glauben an einen großen Gott." Das sagte James Hudson Taylor IV. beim Pfingstmissionsfest der Liebenzeller Mission am Sonntag vor mehr als 4000 Besuchern auf dem Missionsberg in Bad Liebenzell. Hudson Taylor IV. ist der Ururenkel des Gründers der China-Inland-Mission, aus deren deutschem Zweig die Liebenzeller Mission hervorging. Die China-Inland-Mission feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen.

Seinem Ur-Urgroßvater sei es wichtig gewesen, stets im Vertrauen auf Gott zu handeln, sagte Hudson Taylor IV. Er erinnerte daran, dass es Schätzungen zufolge heute 80 bis 100 Millionen Christen in China gibt.

Aus Papua-Neuguinea berichteten Gerhard und Brigitte Stamm, die dort seit fast drei Jahrzehnten arbeiten. Oft stellten sich Menschen in Europa das Leben im Urwald am anderen Ende der Welt sehr romantisch vor. Allerdings sei der Alltag für viele dort ein beständiger Kampf ums Überleben, sagten die Missionare. Es herrsche häufig Krieg zwischen verschiedenen Stämmen und Angst vor Zauberei. Immer wieder erlebten die Missionare, wie der christliche Glauben den Menschen Hoffnung schenke.

Ein Hoffnungsprojekt sei auch die Amano-Schule in Sambia, berichteten Mitarbeiter der Schule in dem südafrikanischen Land. "Dort leben und lernen zurzeit 138 Kinder aus 16 verschiedenen Ländern aus fünf Kontinenten zusammen", berichtete Michael Pflaum, der zu den Gründern der Schule gehört.

Auch aus Arbeitsbereichen in Deutschland berichteten Mitarbeiter der Liebenzeller Mission. Im Projekt "Oase" in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) kümmern sich Mitarbeiter in einer Plattenbausiedlung um Menschen, deren Alltag oft wenig hoffnungsvoll sei. "In unserer Gemeinde sind alle willkommen – auch die, die noch keinen Glauben haben", sagte Aaron Köpke.

Über den Umgang mit Schuld sprach der Direktor der Liebenzeller Mission, Pfarrer Detlef Krause. Die Schuldfrage sei eine der am häufigsten gestellten Fragen. Schuld sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden.

Bei der Veranstaltung berichteten leitende Mitarbeiter der Liebenzeller Mission auch über die Aufarbeitung eines Teils der Geschichte des Missionswerks. Umfangreiche Recherchen in den vergangenen Jahren zur Geschichte der Liebenzeller Mission zur Zeit des Nationalsozialismus hätten ergeben, dass damals auch das Missionswerk der Verführung des NS-Regimes erlegen ist und es zu keinem klaren christlichen Bekenntnis und zu Versäumnissen im praktischen Handeln kam. Missionsdirektor Martin Auch sprach von "ideologischer Verblendung und theologischer Verirrung". Pfarrer Detlef Krause, Direktor der Liebenzeller Mission, sagte, dass er über die Ergebnisse der Recherchen zutiefst betroffen sei und es bedauere, dass über so viele Jahre kein Versuch unternommen worden sei, diesen Teil der Geschichte aufzuarbeiten. In einer Schulderklärung baten die Mitglieder des Komitees der Liebenzeller Mission um Vergebung.

Die Liebenzeller Mission ist mit rund 230 Mitarbeitern in 26 Ländern eine der großen evangelischen Missionsorganisationen in Deutschland.