Die Liebenzeller Buchautorin Ines Veith ist Inspiratorin und eine der Initiatoren des künftigen Sophi Parks. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Notwendige Fördermittel sollten im Januar freigegeben werden / Nun könnte die neue Liebenzeller Sehenswürdigkeit bis 2017 fertig sein

Von Axel H. Kunert

Bad Liebenzell. Eigentlich wollte man bereits im April/Mai den ersten Spatenstich für den künftigen Sophi Park in Bad Liebenzell getan haben. Und zur bevorstehenden Künstlerwoche "LIVI 2015" im September wollte man große Einweihung feiern. Doch das Warten auf Fördermittel hat dem einen Strich durch die Rechnung gemacht – im wahrsten Sinne des Wortes.

"Eigentlich war die Entscheidung über die Vergabe der Fördermittel für letzten Januar angekündigt. Aber dann wurde diese Entscheidung auf September vertagt", erläutert Bad Liebenzells Hauptamtsleiter Werner Komenda die Hintergründe dazu. Immerhin rund 350 000 Euro wird voraussichtlich die Einrichtung des für Deutschland in dieser Form einmaligen Philosophen-Parks kosten. Ein Großteil der Mittel wird dabei aus Spenden und der Stiftung "Sophi Park" kommen. Den Unterhalt des Parks wird dann die Stadt Bad Liebenzell übernehmen. Trotzdem sei man bei der Realisierung auf die Fördermittel angewiesen.

Bis zum Jahre 2017 will man nun so weit sein, das neugestaltete Gelände in einem derzeit ungenutzten Abschnitt im Anschluss an den bisherigen Kurpark (der künftig, wie berichtet, selbst nur noch "Park" genannt werden soll) der Öffentlichkeit zu übergeben.

100 populäre Weisheiten

Was der Sophi Park einmal sein soll, ist jetzt, wo er nur als Idee und in Beschreibungen existiert, noch etwas schwer zu greifen. Der Parkbesucher soll dort künftig anhand von 100 populären Weisheiten großer Denker der Menschheit in zehn speziell dafür gestalteten Parkregionen, die jeweils verschiedene Epochen des Denkens und Philosophierens symbolisieren, selbst zum Denken und Philosophieren animiert werden. Ein Angebot für Jung und Alt also, ein Volkspark quasi, der etwa einen Familienausflug mit kreativen Denkpausen anregen soll. Zur Freude an dem, was (vor allem) die alten Philosophen der Menschheit zu erzählen haben. Untermalt werden soll das ganze von 20 sogenannten, und verschiedenen Künstlern gestalteten, Schau- und Staun-Objekten sowie Leseinseln, in denen man in seinen mitgebrachten Büchern in anregender Atmosphäre schmökern kann.

Was einen da so am Ufer der Nagold dann erwarten wird: Eine Riesen-Pendel, eine Zeitenschaukel, eine umgedrehte Sanduhr, das Buchstaben-Kegeln, die Tonne des Diogenes, das Orakel von Delphi, "Töne hüpfen", ein Wellenspiel und vieles mehr. Eine Skizze und weitere Informationen dazu finden sich im Internet: sophipark.org. Das alles eingebettet in eine, so der Wunsch der Planer, poetische Parklandschaft, die mit prägenden farblichen Nuancen aus der Pflanzenwelt wie ein Natur-Gemälde aussehen soll. Gestaltet von namhaften Künstlern und Objekt-Designern.

Toleranter Blick auf das Leben

Wie kommt man auf solche Ideen? Die Liebenzeller Buchautorin Ines Veith, Initiatorin des Sophi Parks, weiß dazu eine besondere Geschichte zu erzählen: "Mein Mann und ich, wir hatten beide einst im Nebenfach zu unserem eigentlichem Studium Philosophie gewählt." Der philosophische Disput, die Auseinandersetzung mit den großen, ewigen, universellen Wahrheiten der Menschheit, sei ab da immer Bestandteil ihres Lebens und ihrer Ehe gewesen. Und habe sie selbst zu einem gelassenen, toleranten Blick auf das Leben geführt. Und zu einem erfüllten Leben selbst.

Während einer Reise anlässlich ihrer Silberhochzeit nach Capri lernten sie dort einen schwedischen Professor kennen, der auf der italienischen Insel genau solch einen "Philosophischen Lehrpark" als sein Lebenswerk, sein Vermächtnis aufbaute. Das sei die Inspiration gewesen, so etwas auch daheim in Bad Liebenzell zu initiieren. "Uns war aufgefallen, dass in unserer immer schneller drehenden Zeit das Interesse der Menschen an der Philosophie immer mehr abnimmt." Andererseits – gerade aktuell das große Thema der vielen Flüchtlinge in der Welt zeige auf dramatische Weise, wie wichtig die geistige Auseinandersetzung mit dem, was für das Menschsein wirklich zählt, heute sei.

"Sophi Park" – das stehe eigentlich als Kunstwort für "softe Philosophie". Die "Sophia" sei aber auch die Weisheit selbst. In Bad Liebenzell solle dieser neue Erlebnisraum einen "leichten", heiteren Zugang zum Abenteuer des Denken bieten, kein Ort schwerer Weisheiten sein. Wenngleich sich für Ines Veith selbst doch auch etwas sehr trauriges mit dem Park verbinden wird: 2010, nur zwei Wochen vor Erreichen des Ruhestands, starb ihr Mann Gustav Veith plötzlich und unerwartet – noch bevor die gemeinsame Utopie dieses Parks Wirklichkeit wurde.

Die Arbeit jetzt an den Planungen für dieses Projekt bedeute für sie daher heute auch, den einst ständigen realen philosophischen Dialog mit ihrem Mann nun als eine Art "inneren Dialog" fortzusetzen zu können. "Ich arbeite aktuell auch an einem Sachbuch mit dem Titel ›Sophi Park‹, das den realen Sophi Park einmal begleiten soll." Und das sie posthum ihrem Mann Gustav widmen werde.

Allerdings möchte Ines Veith diese Arbeit für den Sophi Park nicht als Teil ihrer Trauerarbeit um ihren Mann verstanden wissen, wenngleich es dies sicher auch sei. Es gehe vielmehr um das, was ein Leben in der Schnelligkeit der Zeit ewig werden lasse. Und, auch wenn es Ines Veith so nicht direkt ausspricht, wohl um die Liebe – diesem interkulturellen, interkonfessionellem Bindeglied, das am Ende aller Weisheit und allen Wissens die Menschen erst Mensch sein lässt.