Ehepaar bestreitet Vorsatz und gibt Behörden Schuld für wirtschaftliche Talfahrt / Verhandlung unterbrochen

Von Steffi Stocker

Bad Liebenzell. Ein Ehepaar aus Bad Liebenzell muss sich wegen Betrugs vor dem Calwer Amtsgericht verantworten. Den Besitzern eines Betriebs im Lebensmittelbereich wird vorgeworfen, trotz Zahlungsunfähigkeit einen privaten Kredit in Anspruch genommen zu haben.

Demnach hatte das Ehepaar vor drei Jahren ein privates Darlehen in Höhe von 20 000 Euro aufgenommen, ohne es bis heute zurückbezahlt zu haben. "Schriftlich fixiert wurde allerdings eine Rückzahlung bis Ende des gleichen Jahrs", so der Staatsanwalt.

"Wir waren befreundet und sie wussten um die finanzielle Lage. Sie haben von sich aus das Angebot gemacht", berichtete die Angeklagte in Anbetracht einer Überbrückung der Bearbeitung eines Darlehensantrags, der bereits gestellt worden war. Es habe nie Absichten gegeben, das Geld – eingesetzt für eine Spezialisierung des Betriebs – nicht zurück zu bezahlen.

"Das Landratsamt hat unsere Kunden angeschrieben und geäußert, es könnte sein, dass sie sich mit einem Bezug unserer Waren strafbar machen, weil wir keine EU-Zulassung hätten", begründete die Angeklagte Umsatzeinbußen in Höhe von bis zu 50 000 Euro. So sei das Weihnachtsgeschäft unter anderem wegen der Schließung des Ladens für mehrere Wochen weg gebrochen.

Weitere Zeugen sollen Klarheit schaffen

"Ich habe alles verloren, sogar mein Haus und das konnte ich im September noch nicht erahnen", sagte die angeklagte Geschäftsfrau und berief sich auf die Prüfung durch die Bank. Hätte man die Schwierigkeiten gesehen, wären Darlehen nicht gewährt worden, argumentierte sie.

Bekommen hatten die Betriebsinhaber das Darlehen von einem befreundeten Ehepaar. Die Gläubigerin hatte zuweilen im Laden ausgeholfen. "Wir sind auch Bürge für das Haus gewesen, haben aber erst Anfang 2012 von fehlenden Darlehensraten erfahren", berichtete ihr Ehemann. Schon ein Jahr vor dem jetzt verhandelten Darlehen habe er mit 10 000 Euro ausgeholfen, die auch bis auf etwa 400 Euro zurückgezahlt wurden.

Nach Diskussionen über verschiedene Rückzahlungsmodelle habe man einen Nachtrag zum Darlehensvertrag vereinbart, bei dem allerdings nur 1000 Euro flossen. "Vielmehr haben wir von einer weiteren Darlehensgeberin erfahren", sagte der Geschädigte und verwies auf ein paralleles Geschehen.

"Unser Ziel ist ein Freispruch, da zum Zeitpunkt der Inanspruchnahme des Darlehens niemand mit dieser Entwicklung rechnete", äußerte Verteidiger Marc Reschke.

Der vorsitzende Richter Marco Laxgang hielt dem entgegen, dass das Gläubiger-Ehepaar die Informationen über die finanzielle Lage nicht bestätigt habe. Deshalb wurde die Verhandlung unterbrochen und soll mit weiteren Zeugen fortgesetzt werden.