Füllen das Möttlinger Pfarrhaus mit viel Leben (von links): Christoph und Miriam Schneider mit Sohn Jakob sowie die neue Pfarrerfamilie Hans-Ulrich und Damaris Läpple zusammen mit ihren Töchtern Noemi und Johanna, die eine Hausgemeinschaft bilden. Foto: Schwarzwälder-Bote

Hans-Ulrich Läpple betreut evangelische Kirchengemeinde Möttlingen / Ein Experiment im Bezirk Calw

Von Martina Zieglwalner Bad Liebenzell-Möttlingen. Er versteht sich eher als Moderator denn als Leiter der Kirchengemeinde, will sich als einer unter vielen mit seinen Gaben einbringen, verstärkt die Jugend ansprechen und alle Generationen in die Gestaltung des Gemeindelebens einbinden: Hans-Ulrich Läpple, der die Pfarrerstelle in Möttlingen versieht.Zunächst für ein Jahr ist Läpple für Möttlingen zuständig, dann steht die Entscheidung an, ob er die Pfarrerstelle längerfristig übernimmt. Denn es ist zunächst ein Experiment: Die Stelle in Möttlingen umfasst nur noch 50 Prozent, da der evangelische Kirchenbezirk sparen muss. Gleichzeitig behält Läpple seine halbe Stelle bei der Jugendkirche Choy im Gäu.

Diese Kürzung sei natürlich ein erheblicher Schnitt, stellt der Kirchengemeinderatsvorsitzende Jürgen Wentzell fest. Die Kirchengemeinderäte müssten sich nun überlegen, wie sie den Pfarrer entlasten und die Verwaltungsarbeit auf mehrere Schultern verteilen können. Wentzell ist es wichtig, dass die Kirchengemeinde mit ihrem umfangreichen Angebot weiterhin die Dorfgemeinschaft zusammenhält und die ganze Kommune anspricht. Ob Jungschar und Mädchenkreis, Schüler-, Frauen- und Seniorentreff, Kirchen- oder Posaunenchor, Kindergarten, die Blumhardtgesellschaft mit dem Museum und die Feste im Lauf der Jahreszeiten, die Kirche sei eine Institution, die für den Ort da sein möchte und sich an Jung wie Alt wendet

Wie bei anderen Kirchengemeinden landauf, landab, bestehe aber auch in Möttlingen das Problem, dass zum einen hinzugezogene Familien nur schwer erreichbar seien, zum anderen die ältere und die jüngere Generation unterschiedliche Vorstellung von Kirche hätten. "Das ist eine schwierige Aufgabe für den Pfarrer", schätzt Wentzell. So setzt er große Hoffnungen auf Läpple und sein Konzept, die Jugend mehr einzubeziehen und neue Wege zu gehen.

"Ich bin kein Experte in klassischer Gemeindearbeit", gibt der Theologe zu. Bisher hat er das Projekt Jugendkirche mit Leben gefüllt und Gottesdienste mit einer hohen Beteiligung der Jugendlichen gefeiert. Sie übernehmen Moderation, Musik, Bistro und teils auch die Predigten. Es könne auch eine Stärke sein, die Kirchengemeinde zunächst mit dem Blick von außen zu betrachten. Sein Ziel sei es, weg von einem starren Programm hin zu einem auf die Bedürfnisse der einzelnen Menschen zugeschnittenen Angebot zu kommen.

Natürlich wolle er nicht die gewachsenen Strukturen über den Haufen werfen. Er sei für die typischen Aufgaben wie Gottesdienste, Trauungen und Beerdigungen zuständig, setze auf gute Beziehungen mit der Rettungsarche und der Blumhardtgesellschaft. "Ich freue mich schon auf die generationsübergreifende Zusammenarbeit gerade auch mit älteren Menschen, die viel Lebenserfahrung mitbringen", sieht der 40-Jährige seine neue Stelle als Ergänzung zur Jugendkirche. "Ich habe schon einige tolle Menschen kennengelernt", betont er.

Dankbar sind er und seine Frau Damaris für die herzliche Aufnahme, die sie in den vergangenen Wochen erlebten. Beide möchten nun auf die Gemeindemitglieder zugehen und Kontakte knüpfen. Auch Damaris Läpple hat vor, sich in Möttlingen zu engagieren, sobald es die drei Monate alte Tochter Noemi erlaubt. Und sie hofft auf ein lebendiges Gemeindeleben mit einem Pfarrhaus, dessen Türen offen stehen. Lebhaft geht es jedenfalls jetzt schon zu: Hans-Ulrich und Damaris Läpple bilden zusammen mit ihren Töchtern Noemi und Johanna eine Hausgemeinschaft mit Christoph Schneider von der Jugendkirche Choy, dessen Frau Miriam und Sohn Jakob.