Matthias Hautsch (linksa) und Dieter Huthmacher analysieren menschliche Macken im Rahmen eines erheiternden Mundartprogramms im Kurhaus mit Musik und Texten. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Dieter Huthmacher und Matthias Hautsch nehmen nicht Alltägliches auf die Schippe

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell. Macken zu haben, ist normal. Behauptet jedenfalls Dieter Huthmacher. Dass Macken Lachen hervorrufen, kann er auch bestätigen. Doch dass Macken sogar liebenswert, ja erotisch sein können, das hat er zusammen mit Gitarrist Matthias Hautsch im Kurhaus Bad Liebenzell unter Beweis gestellt.

Der Titel seines neuesten Mundartprogramms "Macken machen Lachen" durchzog die mehr als zweistündige Vorstellung des bekannten Liedermachers und Kabarettisten wie ein roter Faden. Und weil die menschlichen Macken verschieden geartet sind, auch zum Lachen vielerlei Facetten gehören, gestalteten sich die Vorträge ebenso bunt und vielfältig.

Doch eines hatten sie alle gemeinsam: sie waren authentisch.

Ob nun Huthmacher aus seinem eigenen Leben berichtete, sich über seinen nächsten Nachbarn im Besonderen oder seine Landsleuten im Allgemeinen ausließ, er traf den Nagel auf den Kopf. Seine überaus feine Beobachtungsgabe im Hinblick auf alltägliche Geschehnisse oder Verhaltensweisen brachten Hintergründiges ans Tageslicht und führten Offensichtliches ad absurdum. Die Feststellung: "Wir haben in Pforzheim vier Autobahnausfahrten und keiner fährt raus", sollte die Aussage untermauern, dass nicht jeder den Pforzheimer Dialekt gerne höre. Pforzheim sei "halt scho arg neigedrückt" zwischen Karlsruhe und Stuttgart, befand Huthmacher.

Was freilich seiner fortwährend guten Laune und seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein keinen Abbruch tat. Vielmehr brachte der Routinier nicht nur sein Publikum im Spiegelsaal zum Lachen, sondern immer öfter auch seinen musikalischen Begleiter. Der wiederum faszinierte seine Zuhörerschaft mit exzellent-virtuosen Gitarrensolis, bei denen er die ganze Bandbreite an Spieltechniken zum Einsatz brachte. "Das Stück ist einfach zu mir gekommen", bekannte Hautsch über seine Komposition "Savoir Vivre", einer Mischung aus Rhythmen und Akkorden, aus Leidenschaft und Genialität.

Doch dass die vielseitig begabten Künstler bei allem Spaß auch Nachdenkliches oder Tiefsinniges zu Gehör bringen wollten, zeigten sie mit Liedern wie "Osterglocken", eine Liebeserklärung an die Mutter, oder mit "Komm ins Licht, kleine Frau", eine Hommage an die frühere Nachbarin. Das erbarmungslose Geschäft mit Schönheit und Fitness brachte Linda, der Froschfrau, die Erkenntnis: "Ich merkte viel zu spät, dass man mich verbrät!". Schnelllebige Trends wurden im "Wanderlied" auf die Schippe genommen: "Do sen mer dabei, do mache mer mit!".

Doch genau diese leisen, bisweilen wehmütigen Zwischentöne erzeugten letztendlich ein farbenreiches, unverstelltes Bild vom menschlichen Zusammenleben. Das Zitat von Hermann Hesse, mit dem der Dichter die Untrennbarkeit von Freude und Trauer, von Lachen und Weinen manifestierte, hatten die beiden begnadeten Musiker bereits in ihr erstes gemeinsames Stück eingebaut: "Licht bleibt mit den Schatten in ewigem Spiel befangen."