Der jetzige Ortschaftsrat von Möttlingen sieht in der Vergangenheit zwar viele Unzulänglichkeiten, hofft jedoch zukünftig auf frischen Wind aus dem Rathaus in Bad Liebenzell. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Sondersitzung in Möttlingen / Ortsvorsteherin zeigt sich erstaunt

Von Andrea Fisel Bad Liebenzell-Möttlingen. Möttlingen will seinen Ortschaftsrat unbedingt behalten und bekommt für dieses Gremium erneut bereitwillige Kandidaten. So zeigt sich jedenfalls das überraschende Ergebnis einer außerordentlichen Ortschaftsratssitzung im Dorfzentrum des östlichsten Stadtteils von Bad Liebenzell.

Ortsvorsteherin Doris Bäuerle konnte ihr Erstaunen über die unerwartete Wendung in Sachen Ortschaftsrat kaum in Worte fassen: "Wenn sich jetzt allein hier in diesem Raum sieben Freiwillige gemeldet haben, die sich für die Wahl zum Ortschaftsrat stellen, dann kann ich mir eine Kandidatur als Ortsvorsteherin auch noch einmal vorstellen!" Denn noch bis "heute Vormittag" habe sie in Erwägung gezogen, dieses Amt abzugeben, gestand sie.

Es bleibe allerdings festzuhalten, dass der Ortschaftsrat nahezu keine Entscheidungsbefugnisse habe, dass außerdem der Informationsfluss in der Vergangenheit sehr zu wünschen übrig gelassen habe. "An Ideen hat es uns nie gefehlt, nur das Geld schien immer schwer den Berg hochzukommen", räumte die engagierte Ortsvorsteherin ein. Die Enttäuschung über die örtlichen Gegebenheiten in der Vergangenheit war nicht nur von ihrer Seite zu spüren: Einerseits hatte sich das Interesse der Bürger an den Ortschaftsratssitzungen überaus dürftig gezeigt, andererseits hatten sich die noch amtierenden Ortschaftsräte kompetenzlos und überflüssig gefühlt.

"Wenn in den vergangenen Jahren immer so viel Interesse an unseren Belangen dagewesen wäre wie heute, säßen wir jetzt nicht hier und würden über die Notwendigkeit eines Ortschaftsrates reden", brachte Ortschafts- und Gemeinderätin Annemarie von Reden-Lütcken das örtliche Dilemma auf den Punkt.

Seine Unzufriedenheit über mangelnde Kompetenz als Ortschaftsrat drückte Andreas Weiß deutlich und unverblümt aus: "Ich halte den Ortschaftsrat für überflüssig, denn wir konnten nichts entscheiden und nichts bewegen!" Vielmehr Bedeutung messe er den drei Möttlinger Vertretern im Gemeinderat zu, denn die wüssten über Themen, die den Ort betreffen, genauso Bescheid, könnten hingegen darüber mitentscheiden.

Die beiden Ortschaftsräte Heinrich Oehlschläger und René Fricker, ferner die Mehrheit der anwesenden Bürger, vertraten die Meinung, dass ein Ortschaftsrat dennoch wichtig und erhaltenswert sei, da er im Besonderen die Belange der Bürger oder der Einrichtungen vor Ort kenne und ein unverzichtbares Sprachrohr für die Entscheidungen des Gemeinderats sei. "Wir sollten nach außen zeigen, dass wir hier eine Gemeinschaft sind", gab Oehlschläger zu bedenken. Auch das Plädoyer von Fricker fiel zugunsten des Ortschaftsrates aus: "Unsere Interessen werden doch immer wieder wahrgenommen, auch wenn im Gemeinderat vielleicht hin und wieder anders entschieden wird."