Maria Steininger steht im Maisenbacher "Löwen" vor der Theke, auf der sie ihre Destillate präsentiert. Foto: Schwarzwälder-Bote

Gebürtige Maisenbacherin will so lange wie möglich weitermachen / Tochter und Frau eines Bürgermeisters / Maische aus der Region

Von Hans Schabert

Bad Liebenzell-Maisenbach-Zainen. Seit 55 Jahren brennt Maria Steininger Schnäpse. Die gebürtige Maisenbacherin mit Mädchennamen Stoll wurde gewissermaßen in die Aufgabe hineingestellt.

Maria Steiningers 2008 kurz vor der goldenen Hochzeit verstorbener Ehemann Fritz Steininger war nicht erst ab 1964 als Bürgermeister von Maisenbach-Zainen recht umtriebig. Er war Nachfolger ihres vorher 40 Jahre in diesem Amt gewesenen Vaters.

"Ich muss geschwind weg", erklärte ihr Mann, und verband um 1960 damit die Bitte, doch auf die Brennerei so lange aufzupassen. "Da hatte ich schon etwas Schiss", gesteht die muntere und jünger wirkende heute 80-Jährige zu diesem Start in die Aufgabe der Schnapsbrennerin. Denn in der alten Anlage hieß es zweimal Brennen, und schließlich hatte Maria Steininger das Geschäft ja nicht gelernt. Außerdem dauerte das "geschwind weg" eben doch längere Zeit. Dass sie die Aufgabe bestens beherrscht, das zeigt der unverändert gute Ruf der Produkte aus dem ehemaligen Gasthaus zum Löwen.

Dieses erwarb der Großvater von Fritz Steininger und gleichnamige Urgroßvater des heutigen Ortsvorstehers gleichen Namens des Bad Liebenzeller Stadtteils im Jahr 1905. Damals gehörte das Brennrecht schon zum Anwesen. Verliehen wurde es den Höfen einst von der Obrigkeit, um das Leben der Bauern zu verbessern.

Wie es nach dem – letztlich von der EU ausgelösten – Ende des Branntweinmonopols nach 2017 weitergeht, damit will sich Maria Steininger zu gegebener Zeit befassen. Sie will weitermachen, "solange es geht".

Vorläufig bezieht sie nach wie vor ihre Maische, die letztlich die Qualität bestimmt, von zuverlässigen Partnern. Ausgenommen beim Williams, dessen Frucht nun einmal hauptsächlich in Südtirol wächst, kommt alles aus der Region.

Eigener Anbau liefert das Grundmaterial für Birnen- und Zwetschgendestillate. An den sorgfältig entsprechend der Anmeldung abzuwickelnden und vom Zoll streng überwachten Brenntagen dauert der Arbeitstag der Schnapsbrennerin von morgens 7 bis abends 20 Uhr.

Dass die ehemalige Gaststätte mit ihrem Gastraum bis heute existiert, ist dem Fleiß der Familie zu verdanken. Da nämlich hier 1945 die weiße Fahne gehisst wurde, brannte die SS das Haus nieder. Der spätere Schwiegervater von Maria Steininger konnte gerade noch flüchten und so wohl sein Leben retten. Auf den alten Grundmauern erfolgte rasch der Wiederaufbau.

Ab den 1980er-Jahren war die Dorfwirtschaft nur noch Gelegenheitsbetrieb für Versammlungen und Feste, ehe sie ganz aufgegeben wurde.