Die Kinder und Teens waren beim Musical wieder mit viel Begeisterung bei der Sache. Foto: Kiess Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Musical des Kinder- und Teeniechors Bad Liebenzell aus Anlass des Reformationsjubiläums

Tosenden Applaus gab es bei den beiden Aufführungen des Kinder- und Teeniechors Bad Liebenzell im Liebenzeller Kurhaus. Mit viel Engagement und Können führten sie das Musical "Mönsch Martin!" auf.

Bad Liebenzell. Das Kindermusical im Frühjahr ist in Bad Liebenzell mittlerweile eine echte Institution geworden. Passend zum zehnjährigen Bestehen des Chores ist auch der Inhalt des Musicals mit einem Jubiläum verbunden: 500 Jahre Reformation stand Pate für die Aufführung. In den Liedern und Theaterszenen machten die Kinder das Wirken von Martin Luther lebendig. Rund 760 Besucher waren zu den Aufführungen gekommen.

Zehn Jahre Musical bedeutet auch zehn Jahre Leitung des Chors durch Beate Krause, den sie 2008 ins Leben rief. Immer noch ist sie mit viel Leidenschaft dabei. "Dieses Mal waren 75 Kids und Teens mit von der Partie. Dazu 25 ehrenamtliche Mitarbeiter. Jeder Einzelne bringt sich mit seinen Gaben ein, ob im Nähzimmer, im Umschreiben des Drehbuchs, beim Coachen der Schauspieler oder Solosänger, in der Essensausgabe, der Technik, dem Kreativbereich, der Live-Band oder wo am Nötigsten. Das begeistert mich jedes Jahr wieder aufs Neue", sagte die Chorleiterin. Sie freue sich auch sehr über die bewährte und gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bad Liebenzell und der Liebenzeller Mission. Ohne dieses gute Zusammenspiel wären die Musicals nicht möglich, sagte Beate Krause. Dieses Musical war für Krause ihr vorläufig letztes großes Musical, da sie mit ihrem Mann, für den am 1. Januar 2018 der Ruhestand beginnt, ebenfalls in "Musicalrente" geht.

Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon von Martin Luther gehört hat. Als Reformator und Kirchenveränderer, als Familienvater und Liederdichter, als Bibelübersetzer und wortgewandter Prediger ist er bis heute bekannt. Aber was trieb Luther an? Das war das Grundthema des Musicals. Luther war auf der Suche nach dem Wesen von Gott – und fand in der Bibel einen Gott voller Liebe und Gnade oder wie es in den Worten eines Musical-Liedes hieß: "Wir haben entdeckt und wir haben gecheckt, dass Gott uns liebt und die Schuld vergibt. Wir müssen nicht beweisen, wie gut wir sind. Jeder, der ihm glaubt, ist sein Lieblingskind."

Eigene Meinung gesagt

Natürlich war auch etwas Geschichtsunterricht beim Musical mit dabei. Die Kinder und Erwachsenen im Publikum hörten zu, wie ein Gewitter Luthers Weg ins Kloster ebnete, warum er die Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug und wie es zur Bibelübersetzung auf der Wartburg kam. Ein großer Moment in der Geschichte der Welt sei es, wenn es ein Mensch wagt, mutig zu sein und seine Meinung sagt, hieß es in einem der Lieder über Martin Luther.

Musikalisch boten die jungen Sängerinnen und Sänger eine große Bandbreite dar: von klassischem Mönchsgesang und mittelalterlicher Folklore bis zu vielen peppigen Pop-Arrangements, die von einer Live-Band begleitet wurden. Sogar einen "95-Thesen-Rap" hatte der Chor drauf. Zum Abschluss sang der gesamte Chor das vielleicht bekannteste Luther-Lied "Ein feste Burg ist unser Gott", unterstützt von einem Blockflöten- und Blechbläser-Ensemble.

Das Stück wurde im Vorfeld mit viel Aufwand vorbereitet. Aus zwei vorhandenen Musicals wurde ein neues eigenes Drehbuch erstellt, Kulissen gebaut und Kostüme genäht, Lieder und Tänze einstudiert. Besonders gut kam beim Publikum an, dass die Aufführung Anlass zum Schmunzeln bot – zum Beispiel, als der Maler Lucas Cranach zu Luther sagte: "Martin, Martin, wenn das so weitergeht, wird man in 500 Jahren noch über dich reden." Oder als der Abt mit dem Papst über einen Tablet-PC chattete.

Einsatz für Bildung

In einem Grußwort erinnerte der Direktor der Liebenzeller Mission, Pfarrer Detlef Krause, an den gesellschaftlichen Einfluss von Martin Luther. Luther habe zum ersten Mal die deutsche Sprache vereinheitlicht, habe sich stark für Bildung eingesetzt und wesentlichen Einfluss auf die Musik gehabt, sagte Krause: "Die Erfindung des deutschen Kirchenlieds geht auf Luther zurück. Durch ihn ist eine erfolgreiche Singbewegung entstanden. Ich glaube, Luther wäre begeistert gewesen, wenn er heute dieses Musical miterlebt hätte."

Wer das Musical verpasste, hat am Pfingstmontag, 5. Juni, noch einmal die Gelegenheit. Im Rahmen des Luthertags gibt es ab 11.30 Uhr im Missions- und Schulungszentrum eine weitere Aufführung.