Die stattliche Gruppe des KGV folgt in Bad Liebenzell den Ausführungen von "Büttel" Ernst Heeskens. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortshistorie: Kreisgeschichtsverein startet mit Büttel und Erkinger ­zu Erkundungstour durch die Stadt

Bad Liebenzell (hms). In die Geschichte der Badestadt und anschließend in das große Erkinger-Fest tauchten 40 Mitglieder des Kreisgeschichtsvereins Calw (KGV) bei ihrem jüngsten Vereinstreffen ein. Begrüßt vom stellvertretenden Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins Bad Liebenzell (HGV), Gerhard Treichel, und geführt von Ernst Heeskens im Büttel-Gewand, wurden unter Begleitung durch den Erkinger (Michael Rehfeldt) historisch interessante Ecken angesteuert.

Einführende Worte des KGV-Vorsitzenden Hans Schabert lenkten auf die badische Historie. Allein drei Vertreter des Städtchens und zusätzlich je einen aus "Schemberg", Igelsloch und "Haugstett" entsandte die Vogtei Liebenzell am 20. Juli 1554 zum Landtag in die damalige Residenz Pforzheim. Wie auch Altensteig wurde das Amt durch einen Tausch- und Kaufvertrag zwischen – während der langen Verhandlungen seit 1596 – zwei amtierenden badischen Markgrafen und dem württembergischen Herzog Friedrich I. 1604 württembergisch.

Erstes Badehaus um 1280 errichtet

Das erste Badehaus – später "Unteres Bad" genannt – wurde um 1280 von Markgraf Rudolf von Baden nach dem Kauf von Burg und Stadt 1273 dort errichtet, wo heute die Paracelsus-Therme steht. Das frühere Auf und Ab im Badewesen habe Liebenzell nicht zuletzt durch sein Gewerbe gut überstanden. Immerhin seien um 1860 mehr als 30 unterschiedliche Geschäfte und Meister dokumentiert, erläuterte Schabert. Ernst Heeskens ging nach einem kurzen geschichtlichen Streifzug in Worten durch die Stadtteile auf die Kernstadt ein.

Er wies auf eine Erwähnung Liebenzells als Bad im 9. Jahrhundert hin. Allerdings wurde diese in einem Kirchenbuch von 1760 notierte angebliche Hinterlassenschaft des Geschichtsschreibers Abt Trithemius von Sponheim nie belegt. Gesichert ist, dass um 1080 ein von Hirsau ausgelagertes Nonnenkloster auf dem Finkenberg und um 1090 der Wohnplatz entstand.

Zur Sage um den Sturz des schreckerregenden Riesen Erkinger von den Zinnen, dessen Aufschlag den Stadtsee geschaffen habe, ist zumindest tatsächlich festzuhalten, dass der Erkinger von Merklingen 1359 urkundlich belegt ist.

Ein Stück alte Stadtmauer in der oberen Stadt, der See, die Geschichte des – auch von den Bad Liebenzellern nach dem Zusammenbruch 1945 zu Krautgärten umgenutzten – Kurparks, das bestehende dritte Kurhaus aus den 1930er-Jahren, die noch mit der Rose der Ebersteiner an deren zeitweilige Herrschaft erinnernde Stadtkirche und der Missionsberg waren einige der interessanten Besichtigungspunkte. Dank brachte der stellvertretende KGV-Vorsitzende Alfred Kiefer gegenüber Gerhard Treichel zum Ausdruck. Er vertrat den erkrankten HGV-Vorsitzenden Helmut Schiek, der die Führung vorbereitet hatte.