Ortsvorsteher Volker Kliewer (rechts) und Bürgermeister Dietmar Fischer freuen sich zusammen mit Barbara Becker-Lambach (Mitte mit Urkunde), Vorgängerin Hildegart Rathfelder (Dritte von links) sowie dem Dorfladen-Team über die Auszeichnung. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Auszeichnung: Goldmedaille von "Schrot & Korn" geht nach Unterlengenhardt / Eine Institution

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Die Hauptstraße in Unterlengenhardt ist gefühlt doppelt so lang wie der Name des Bad Liebenzeller Ortsteils, und irgendwo auf der Strecke kommt man an einem kleinen Dorfladen vorbei. "Irgendwo" und "klein" lässt Volker Kliewer nicht gelten. "Der Rathfelder" wie das Geschäft bei den Ortskundigen genannt wird, sei eine Institution, schlichtweg der Treffpunkt im Ort, sagte der Ortsvorsteher.

Zusammen mit Bürgermeister Dietmar Fischer war Kliewer in den Dorfladen gekommen, um mit der Betreiberin Barbara Becker-Lambach die Gold-Medaille der Zeitschrift "Schrot & Korn" zu feiern. "Wir haben den Preis auf der Bio-Fachmesse in Nürnberg erhalten", erklärte Becker-Lambach. Wie in der Schule durften die Kunden Noten für verschiedene Kategorien wie Frische, Präsentation, Vielfalt oder freundliche Bedienung verteilen. Dies alles habe zu dem tollen Ergebnis geführt.

Das Geschäft an der Johannes-Keppler-Straße 13 ist mehr als ein Bioladen. "Mut haben, reingehen, man wird überrascht sein, man bekommt hier alles" empfahl Fischer den von sechs Frauen geführten Dorfladen: "Er ist super etabliert, ein Mittelpunkt im Dorf, mit einem genialen Angebot an Qualität und Quantität."

In der Tat: Was von vorne klein aussieht, öffnet sich gleich hinter dem Eingang in einen großen Verkaufsraum. Von den Getränken über tägliche Bedarfsgüter, Lebensmittel aller Art bis zum frischen Gemüse, Haushaltsartikel und der Briefmarke fehlt es an nichts. Sollte ein Produkt einmal nicht vorrätig sein – kein Problem. "Heute bestellt, morgen da" sagte Becker-Lambach und weist nicht ohne Stolz noch auf den Bereich Bücher und Schreibwaren hin.

Dass Einkäufe im Dorfladen manchmal etwas länger dauern, liegt an der Atmosphäre. Und die wird bereichert durch ein kleines Café – und den Holzofen. Eine Gemütlichkeit, die ansteckend wirkt, wer Hektik sucht, sucht hier vergeblich. "Wenn jemand an der Kasse einfällt, dass er etwas vergessen hat, kein Problem, wir holen es", spricht Becker-Lambach eine der Stärken ihres Geschäfts an: Zeit für den Kunden zu haben. Sie ist schon lange hier und kennt fast 90 Prozent der Kunden persönlich.

Einkaufsverhalten hat sich verändert

Die persönliche Note zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des seit 1925 bestehenden Geschäfts. "Als ich angefangen habe, war die Hauptstraße ein Sandweg", erinnert sich Hildegart Rathfelder, die bis 2007 mit ihrem Mann Siegfried den Dorfladen geführt hatte. Unter anderem als Edeka und Neuform. Dann wurde nebenbei noch viele Jahre die Sparkasse betrieben. "Das war schön", blickt Rathfelder zurück. Im Laufe der Zeit habe sich das Einkaufsverhalten durch die Großmärkte in der Umgebung verändert. Umsatzeinbrüche von bis zu 50 Prozent hätten zu vielen Sorgen geführt.

"Die Neuausrichtung gestaltete sich schwierig, bis 2014 haben wir teils schmerzhafte Erfahrungen machen müssen", sagte Rathfelder. "Alle fordern einen Dorfladen, aber keiner geht hin", brachte es Fischer auf den Punkt. Mit den neuen Betreibern, die sich als Team verstehen, kam die Wende. Inzwischen wird ausgebildet und ein DHL-Paketdienst angeboten. "Das ist unser inoffizielles Dorfzentrum", lobte Kliewer und deutete auf den Ladeneingang. Das Schild "Wer weiter denkt, kauft näher ein" spreche für sich und zeige den Weg, wie der Dorfladen für alle eine Erfolgsgeschichte bleibt.