Abdi berichtet beim Flüchtlingsfest in Bad Liebenzell mit Unterstützung von Petra Ulrich über seine Flucht aus seiner Heimat Somalia. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Abdi schildert seine von Gewalt und Grausamkeit geprägte Flucht

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell. Abdi ist 19 Jahre alt und kommt aus Somalia. Er geht auf dem Wimberg zur Schule und lernt eifrig die deutsche Sprache. Zusammen mit Petra Ulrich vom Arbeitskreis Asyl hatte er seinen Vortrag ausgearbeitet und seine Aussprache verbessert. Im Flüchtlingslager Dabaab im benachbarten Kenia. Dort leben zurzeit 530 000 somalische Flüchtlinge. Weitere 200 000 Somalier leben jeweils in Lagern im Jemen und in Äthiopien.

Abdi erzählt: "Bis nach Addis Abeba in Äthiopien fuhr ich mit einem Auto. Dort wurde ich wegen fehlender Dokumente 20 Tage ins Gefängnis gesperrt. Es gab Schläge. Mit Menschenschmugglern bin ich bis in den Sudan gekommen. Die Fahrt dauerte drei Tage. Wir waren bei Hitze in einem geschlossenen Laderaum. Es gab nichts zu essen und zu trinken.

Der schwierigste Teil der Flucht ist die Durchquerung der Wüste. Es gibt keinen Schatten. Am Tag ist es sehr heiß, in der Nacht sehr kalt. Der Kleintransporter ist mit 32 Menschen überfüllt. In der Nacht können die Autos nicht fahren. Verbrecher überfallen die Autos, entführen die Flüchtlinge. Den Entführten werden Organe herausoperiert, die verkauft werden. Frauen werden vergewaltigt und misshandelt, wenn sie sich wehren.

Ein Preis für den Transport musste vor der Abfahrt bezahlt werden. Flüchtlinge, die nicht bezahlen können, werden getötet oder zum Sterben in der Wüste zurückgelassen. Stirbt ein Flüchtling während der Fahrt an Erschöpfung, Kälte, Durst oder Hunger, werden die anderen gezwungen, für ihn mitzubezahlen. Die Erpressung geht in Libyen weiter. Dort werden Flüchtende auf offener Straße gekidnappt. Nur gegen weiteres Geld werden sie freigelassen.

Die Fahrt über das Mittelmeer findet in einem Schlauchboot statt. Wir sind mehr als 100 Menschen in dem Boot. Das Boot hat ein Loch. Das Boot hat keinen Kapitän, keine Navigationsgeräte, keinen Kompass. Die Fahrt dauert 24 Stunden. Wir wissen nicht, wo wir sind und in welcher Richtung Italien liegt. Alle haben Angst. Es kommt ein Rettungsschiff, das uns aufnimmt.

Ich bin sehr froh in Deutschland zu sein. Endlich bin ich in Sicherheit. Ich möchte mehr Deutsch lernen, hier arbeiten und eine Familie haben."