Hildegard Rathfelder ist stolz, dass mit Anette Storm, Barbara ­Becker Lambach und Rahele Torkian-Kugele (von links) wieder Leben in den Laden "Rathfelder" einkehrt. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Bio-Dorfladen "Rathfelder" in Unterlengenhardt wiederbelebt

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. "Die Leute sollen bei uns im Laden das Gefühl haben, hier kennt jeder jeden, hier sind wir nicht anonym." Dieser Leitgedanke beflügelt die Bio-Dorfladen "Rathfelder" OHG in Unterlengenhardt.

Dieser Wunsch bewog drei Frauen in Unterlengenhardt zu einem besonderen Gemeinschaftsprojekt: eine attraktive Einkaufsmöglichkeit zu schaffen, die der Pflege dörflicher Infrastruktur und Gemeinschaft dienen soll. "Ich wohne hier seit über 40 Jahren und kenne inzwischen fast jeden", bekennt Barbara Becker Lambach, eine der drei Laden-Betreiberinnen, die sich zusammenschlossen, um das traditionsreiche Geschäft mitten im Dorf mit neuem Leben zu füllen.

"Ich geh zum Rathfelder", sagen seit neun Jahrzehnten nicht nur die Ortsansässigen, sondern auch die Einwohner der umliegenden Ortschaften, wenn sie zum Einkaufen gehen. "Der Rathfelder", das ist auch heute noch ein feststehender Begriff für den im Jahre 1925 von der Familie Rathfelder gegründeten und über Generationen geführten Betrieb. Schwarz-Weiß-Fotografien im Eingangsbereich des Ladens dokumentieren dessen Entwicklung. 2007 wurde der Laden verpachtet. Doch Ende vergangenen Jahres standen die Geschäftsräume wieder leer und Inhaber Alexander Rathfelder machte sich auf die Suche nach einem neuen Betreiber.

Mit der "Bärbel" tat er einen Glücksgriff: Sie sagte nach kurzer Bedenkzeit zu und zog in die kleine Wohnung über dem Laden ein. Die langjährige Mitarbeiterin des nahe gelegenen, biologisch-dynamisch bewirtschafteten Ulmenhofs bietet nun hochwertige, regional erzeugte Demeter-Produkte mit Bioland-Waren an und ergänzt ihr Angebot mit vielen gluten- und lactosefreien Produkten, besonders im Frischwarenbereich.

Um den Einkauf im Dorfladen abwechslungsreicher zu gestalten, überdies die Gemeinschaft zu fördern, stiegen weitere Betreiberinnen mit ins Boot: Rahele Torkian-Kugele, die ab sofort nicht nur in ihrem "Café Anastasia" auf der anderen Straßenseite, sondern jetzt auch im "Ladencafé Anastasia" zu Kaffee, Tee und Bioprodukten oder zu einem Frühstück einlädt. "Unser Laden soll ein Treffpunkt sein, der seine Besucher zum Verweilen und Kommunizieren in gemütlicher Atmosphäre einlädt", wünscht sie sich.

Zudem sorgt die Dritte im Bunde, Anette Storm, mit ihrem ans Café angrenzenden Lädchen "Nettis Landhaus" für ein noch vielseitigeres Angebot. Hier finden Besucher Geschenke sowie Einrichtungs- und Dekorationsartikel. Daneben unterstreichen der zentrale Holzofen und die warmen Farben der Wände das einladende Ambiente der Räume.

"Selbst die ehemalige Dorfjugend, besser bekannt als ›Alpi-Treff‹, hat unseren Laden wieder als Treffpunkt entdeckt", erzählen die drei Frauen lachend.

Auch Hildegard Rathfelder stattet ihrem früheren Wirkungsbereich gerne einen Besuch ab. Jetzt habe Unterlengenhardt wieder ein Zentrum, wo die Menschen zusammenkommen. Doch am meisten strahlt sie wegen des beleuchteten Schriftzugs über dem Ladeneingang: "Rathfelder" – das bei den Renovierungsarbeiten wiedergefundene Original aus der Anfangszeit des Dorfladens.