Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer (rechts) entzündete den Kohlenmeiler. Neben ihm steht Köhler Franz Fuchs mit seinem Enkel. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Meiler entzündet / Stück Brauchtumspflege / Bürgermeister und Pfarrer Lohrmann zu Köhlerknechten befördert

Von Albert M. Kraushaar

Bad Liebenzell/Maisenbach-Zainen. Der Bad Liebenzeller Ortsteil Maisenbach-Zainen erlebte rund um das Entzünden des Kohlenmeilers hinter der Kirche eine eindrucksvolle Auftaktveranstaltung. Hunderte von Schaulustigen wollten dem historischen Ereignis bei schönem Wetter beiwohnen, wenn zum zweiten Male seit mehr als 100 Jahren ein Kohlenmeiler im Bad Liebenzeller Höhenort entzündet wird.

Bis es so weit war, hatten im Vorfeld zahlreiche ehrenamtliche Helfer Hunderte von Arbeitsstunden in den Aufbau des Meilers, aber auch für den Festplatz und die kleine Bühne investiert. Die Anerkennung ließ nicht lange auf sich warten. "Die stellen in Maisenbach-Zainen etwas auf die Beine", gab es Lob von Besuchern aus Unterlengenhardt, Schömberg, bis Calmbach und Neubulach. Dass das Ereignis in den ganzen Kreis und darüber hinaus registriert wird, dafür sorgte der Turngau Nordschwarzwald. Dieser hatte ein Wanderangebot mit zwei Touren organisiert, von dem sich mehr als 160 Teilnehmer inspirieren ließen. Die Heimat- und Brauchtumspflege beschrieb Ortschaftsratsvorsitzender Fritz Steininger als eine der Antriebsfedern, um die mehr als 100 Jahre zurückliegende Geschichte der Kohlenmeiler in Maisenbach-Zainen wieder aufleben zu lassen.

Das Ganze gibt es unter dem Stichwort Kultur und Köhlerei in einem elftägigen Paket das vom Schleppertreffen bis Folklore und Kunst reicht. Bürgermeister Dietmar Fischer bedankte sich bei allen Mitarbeitern. Kulinarisch geht es dabei ganz weit zurück. Die meisten Besucher mussten die Spezialgerichte "Graudschbätzle", "Kuddla", "Oxamaulsalat", oder "Grombieraschnitz mit Siedfleisch" erst mal für sich buchstabieren oder beim Tischnachbarn nachfragen, was sich dahinter verbirgt. Mit dem "Köhlerbroda mit brodene Grombiera" ist dem Veranstalter an Fronleichnam gleich mal ein Volltreffer gelungen.

Fritz Steininger und Dietmar Fischer begrüßten die Gäste. Köhler Franz Fuchs erklärte den Ablauf. Pfarrer Dieter Lohrmann äußerte den Wunsch, eine Köhler Liesel zu wählen. Dietmar Fischer entzündete unter Anleitung von Fuchs das ganz mit schwarzem Kohlenlösch überzogene Gebilde. Die erzeugte Glut arbeitet sich in einem kontrollierten Zusammenspiel von Luft und Feuer ins Innere des Meilers, ein Vorgang der nach elf Tagen abgeschlossen sein soll.

"Kohlenmeiler werden normalerweise an windgeschützten Stellen aufgebaut", erklärte Fritz Steininger. Aus diesem Grund muss Fuchs, der den Meiler überwacht, auch ständig präsent sein. "Ich hoffe, der Meiler gönnt mir auch ein paar Stunden Schlaf", so Fuchs, der Pfarrer Dieter Lohrmann und Bürgermeister Dietmar Fischer zu "Köhlerknechten" beförderte. Natürlich mit schwarzem T-Shirt mit speziellem Aufdruck, der die Helfer von der Masse der Besucher unterschied.

Fischer machte vom Dach des Meilers Werbung für die nächsten zehn Tage. Am heutigen Freitag beginnt das Programm ab 19 Uhr mit "For Tow am Meiler". Am Samstag ist Brauchtum erleben am Meiler angesagt. Am Sonntag gibt es ab 11.30 Uhr Mittagessen. Ab 12 Uhr ist ein Backtag bei Kroningers im Unterdorf angesagt. Dort können die Besucher sehen, was es heißt, im Backhaus auf traditionelle Weise Brot und Kuchen herzustellen. Man muss rechtzeitig vorher anheizen. Zuerst werden die Backwaren mit hohem Temperaturbedarf hineingeschoben.

Am Sonntag wird ein weiteres Backhaus angeheizt. Es handelt sich um den Schaibles-Backofen gegenüber dem Gebäude Talstraße 19. Dort besteht die Möglichkeit, seine vorbereiteten Brote und Kuchen selbst auszubacken. Beginn für Selbstbacker am Sonntag ist um 11.30 Uhr. Bei genügend Anmeldungen wird der Ofen nochmals aufgeheizt und steht etwa gegen 15.30 Uhr auch zur Verfügung. Nachmittags ist bei genügend Anmeldungen das Backen von Pizzen möglich. Teig und ein Grundsortiment von Zutaten für den Belag sind vorhanden. Es wird ein Beitrag von drei Euro erhoben.

Anmeldungen sind unter der Adresse MZ@bad-liebenzell.de oder unter der Handynummer 0162/8 23 34 55 möglich.