Ein Team aus jungen Erwachsenen aus Deutschland ist für ein knappes Jahr im Nordosten von Japan im Einsatz. Foto: Strauß Foto: Schwarzwälder-Bote

Mission betreut immer noch Tsunami-Geschädigte / Junge Mitarbeiter aus Deutschland engagieren sich

Bad Liebenzell/Japan. Vier Jahre ist es her, dass in Japan Ausnahmezustand herrschte und die ganze Welt den Atem anhielt. Die Katastrophe am 11. März 2011 begann mit einem Erdbeben an der japanischen Pazifikküste, das den verheerenden Tsunami auslöste. Mehr als 15 800 Menschen kamen ums Leben, mehr als 2600 gelten immer noch als vermisst.

Vier Jahre nach "3/11", wie der Unglückstag in Anlehnung an den 11. September 2001 in Japan genannt wird, geht zwar die Zahl derer zurück, die in Notunterkünften untergebracht werden. Dennoch leben noch etwa 80 000 Menschen in den Übergangssiedlungen. Zu ihnen ist Gerd Strauß unterwegs. Der 50-Jährige ist Mitarbeiter der Liebenzeller Mission, lebt mit seiner Familie seit 1996 in Japan, spricht fließend Japanisch und besucht regelmäßig Menschen in Kesennuma, einem Küstenort mit 66 000 Einwohnern. "Die Not ist weiterhin groß, es fehlt auch oft noch an ärztlicher Betreuung", berichtet der gebürtige Bayer. Vielen Menschen fehle zudem einfach die Hoffnung, sagt Strauß weiter: "Vor allem ältere Menschen haben oft schlicht keinen Lebensmut mehr. Ihnen möchte ich gerne helfen."

Strauß tut das zusammen mit der Unterstützung seiner Frau Heike und dem "impact-Team". So werden junge Mitarbeiter aus Deutschland genannt, die mit der Liebenzeller Mission einen mehrmonatigen Einsatz im Ausland machen. Das Team in Japan ist zehn Monate vor Ort. Strauß leitet es. Er erlebte mit seiner Familie das schlimme Erdbeben und hat Erfahrung im Umgang mit Krisensituationen. Schon bald nach der Dreifachkatastrophe 2011 war er im Tsunamigebiet im Einsatz. Er befreite Häuser, Gärten und Straßen von Schlamm und Schlick, entsorgte Müll und reparierte defekte Maschinen. Mehrere Einsatzteams mit freiwilligen Helfern aus Deutschland schickte die Liebenzeller Mission damals nach Japan. Strauß leitete diese Gruppen.

Während damals die praktische Arbeit im Vordergrund stand, ist heute mehr ein offenes Ohr gefragt. "Wir fahren in einem mobilen Café zu den Menschen, um etwas Zeit mit ihnen zu verbringen, zuzuhören und mit ihnen zu beten, wenn sie das wünschten", erzählt Strauß.

Für viele Menschen sei die Einsamkeit ein noch größeres Problem als der materielle Verlust. Viele der Japaner seien dankbar und oft überrascht, dass sich Menschen aus Deutschland für ihr Schicksal interessieren.