Stolz präsentierten die Beteiligten – hier am Diogenes-Fass zu sehen – den Sophi Park. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Freizeit: Sophi Park wird an diesem Wochenende eröffnet / Philosophieren möglich – muss man aber nicht

Es so weit: Der Sophi Park als Verlängerung des Bad Liebenzeller Kurparks wird eröffnet. Ein "Spaziergang durch die Welt der Philosophie", werben die Initiatoren. Ganz nett. Wem das zu hochtrabend ist: Das Gelände ist auch vor allem eines – eine richtig tolle Parkanlage.

Bad Liebenzell. Presserundgang an einem ziemlich regnerischen Morgen diese Woche durch den Sophi Park. Kein schlechtes Omen, das schlechte Wetter – schließlich ist "Wasser" eine beliebte Metapher für "Worte". Und die Philosophie, der dieser Park gewidmet sein will, lebt von Worten. Vom Austausch. Dem Disput. Dem kreativen verbalen Reiben am Nächsten. "Außerdem", sagt Ines Veith als Ideengeberin des Parks, "ist der Regen gerade richtig für die vielen Pflanzen im Park."

Antike, Mittelalter und Renaissance zu finden

Das stimmt. Die einzelnen Themenbereiche des Parks sind mit jeweils passenden Rabatten mit einer umwerfenden Blütenpracht eingefasst. Antike, Mittelalter, Renaissance, die Denker der Region – sie alle haben ihre Blumen, dazu der alte (nicht angetastete) Baumbestand rechts der Nagold. Man kann sich mit den vielen, überall zu entdeckenden Sinnsprüchen der Philosophie auseinandersetzen. Muss man aber nicht. Der neue Park wirkt auch wie ein bisschen Gartenschau für Bad Liebenzell. Einfach schön. Und die Schönheit genießt man bekanntlich am besten im Stillen.

Mittlerweile hat es an diesem Morgen aufgehört zu regnen. Wobei Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer, der fast vor Stolz auf diesen Park platzt, noch ein bisschen weiter über Wassers und seine Bedeutung für die Stadt philosophiert: "Wasser ist das große Thema für Bad Liebenzell, das wir die kommenden Jahre noch sehr intensiv spielen werden."

Was er meint, und was man auf Nachfrage hier bereits ausdrücklich zitieren darf: Die Stadt und der Gemeinderat und die Touristik denken aktiv über ein Wassermuseum für Bad Liebenzell als weitere Attraktion nach. Außerdem wolle man das Thema Brunnenhaus und Trinkhalle "neu interpretieren". Ein Kaffeepfad sei geplant (Kaffee braucht ja auch Wasser), vom Monbachtal über Kurpark und Sophi Park bis zum nahen Badehaus.

Auch wolle man die Stadt und ihre Wege und Parks "im Rahmen des im Natur- und Gewässerschutz Möglichen" zur Nagold hin öffnen – sprich Bereiche schaffen, in denen man über Stufen bis ans herrlich klare Wasser des kleinen Flüsschens herankommt. "Das ist echter Erlebniswert, echte Lebensqualität."

Auch Ines Veith, die einige der Künstler zu diesem Rundgang mitgenommen hat, deren Werke im neuen Sophi Park als Sinnesanker aufgestellt sind, ist noch voll mit weiteren Ideen und Plänen für "ihren" Park. Einen Roman werde es geben, erzählt die erfolgreiche Schriftstellerin, der den Titel "Sophi Park" mit der Legende einer schönen Geschichte umweben solle. Vielleicht gelänge es ja, dieses Buch später auch mal zu verfilmen. Wenn ja, müsste die Premiere eines solchen Films natürlich als Freiluft-Spektakel im Sophi Park stattfinden.

Und, ja, eine schöne Fontäne, ein toller Springbrunnen würde noch trefflich in das weite Ensemble des neuen Parks passen. Nicht unrealistisch. "Auch der Park selbst war mal nur ein großer Traum", der mit Beharrlichkeit, vielen guten Geistern und dem Geld aus dem Leader-Projekt Wirklichkeit wurde.

Breitband- sowie Stromleitungen verlegt

Wobei sich wiederum Schultes Fischer darüber begeistern kann, dass durch die sichtbare Gestaltung der Parks an der Oberfläche auch der komplette Neubau des Untergrunds in diesem Bereich des Nagoldtals möglich wurde. Denn: Es gibt im Park jede Menge Quellen (noch so eine passende Metapher), deren Ableitungen man neu gefasst hat. Dazu wurden auch neue Strom- und Breitbandleitungen verlegt – ein echter Modernisierungscoup aus Sicht des Rathauses.

Aber: Für die künftigen Besucher des Sophi Parks alles total unwichtig. Der Park ist jetzt, so wie er ist, einfach schön. Ein toller Ort um zu spazieren. Zum Hinsetzen und Verweilen – im Diogenes-Fass zum Beispiel; oder an den vielen, neon-farbenen Lese-Inseln. Die Kinder können die Truhe in ihrem Bereich erobern, in der tolle, längst vergessene Spiele auf Entdeckung warten. Und der Bouleplatz gleich am Eingang vom Norden her wartet nicht nur auf alte Männer zum konzentrierten Spiel.

Ja, und natürlich kann mit hier auch Philosophieren – mit sich selbst, mit anderen. Und Streiten. Streiten ist toll – wenn man sich nicht verletzt, sondern sich intellektuell hochschaukelt. Künstler Lothar Hudy, von dem einige seiner spektakulären Plastiken im Park zu finden sind, macht seine "Nahema – das Rosenmädchen" kurzerhand zur "Speakers Corner". Liebe Mission, kommt herunter. Nutzt das. Streitet hier mit den Philosophen. Warum nicht? Und wenn die nächsten Haushaltsberatungen des Liebenzeller Gemeinderats im Diogenes-Fass stattfänden – und keiner kommt raus, bevor es nicht ’ne Einigung gibt – wäre das nicht auch mal eine richtig gute Idee?