Der ehemalige Ortsvorsteher von Unterhaugstett, Hans-Dieter Teske, machte sich für das Bürger-Rufauto stark. Auf dem Bild ist er zusammen mit Anne Gengenbach (links), die zu den Fahrern des Autos gehört, sowie mit Fahrgast Hildegard Schneider zu sehen. Foto: Privat

In Zukunft kümmert sich wohl ein Verein um das Projekt. Hoffnung auf Spenden.

Bad Liebenzell - Das Bürger-Rufauto in Bad Liebenzell ist ein Erfolgsmodell. Jetzt soll es auf eine breitere Basis gestellt werden. Daher ist geplant, einen Verein zu gründen. Nach den derzeitigen Planungen lautet sein Name "Freunde des Bürger-Rufautos Bad Liebenzell".

Nach Auskunft von Hauptamtsleiter Werner Komenda beschäftigt sich der Gemeinderat von Bad Liebenzell in seiner Sitzung am Dienstag, 16. August, ab 18 Uhr im Sitzungssaal des Bürgerzentrums damit.

Die Gründe für einen Verein sind vielfältig. Der ehemalige Ortsvorsteher von Unterhaugstett, Hans-Dieter Teske, glaubt, dass dadurch das ehrenamtliche Engagement verstetigt werden könne. Er hatte sich mit dafür eingesetzt, dass das Bürger-Rufauto im Jahre 2012 eingeführt wird. Teske lobt den großen Erfolg und nannte das Bürger-Rufauto ein "Prestigeprojekt". Er gibt aber Folgendes zu bedenken: "Derzeit steht und fällt der Betrieb im Wesentlichen mit dem privaten Engagement von Klaus Bounin." Ohnehin basierten derzeit Organisation sowie Betrieb des Bürger-Rufautos auf Absprachen zwischen Bounin, Initiator und Motor des Projekts, und Komenda. Mit der Schaffung eines Projektpartners könne die Stadt rechtsverbindliche Vereinbarungen über Aufgaben und Rechte treffen, so Bounin und Teske.

Ein weiteres Argument ist die Entlastung der Verwaltung. Nach Bounins Worten kümmert sie sich derzeit um die Abrechnungen mit den Fahrern und nimmt die Tourenwünsche aus der Bevölkerung entgegen. Das koste jeden Tag dreieinhalb Stunden an Arbeitszeit, so Bounin. In Zukunft soll die Kommune einen bestimmten Betrag an den Verein bezahlen. Dieser erledige den Rest und kümmere sich um das operative Geschäft. Bounin geht davon aus, dass mit dem neuen Modell die Kosten um ein Drittel gesenkt werden können.

Mitstreiter sind leichter zu gewinnen

Durch das Fixieren von Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die Wahl offizieller Vertreter und das Erteilen von Verhandlungsmandaten erhoffen sich Bounin und Teske eine Festigung der Gemeinschaft von Ehrenamtlichen. Des Weiteren werde eine Plattform für demokratische, rechtswirksame Beschlussfassungen getroffen. Ein Verein werde zudem in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen und genieße eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz. Dadurch könnten leichter weitere Mitstreiter gewonnen werden. Ein Verein wirke aber auch nach innen. Durch eine offizielle Mitgliedschaft werde ein Wir-Gefühl erzeugt. Ein Verein habe zudem die Möglichkeit, Spenden einzuwerben. Diese können wegen der Gemeinnützigkeit steuerlich abgesetzt werden.

Angedacht ist ein Mitgliedsbeitrag in Höhe von 50 Cent pro Monat. Für die rund 50 ehrenamtlichen Fahrer ändere sich im Grunde genommen nichts, so Bounin. Er und Teske haben bereits eine Vereinssatzung sowie einen Entwurf für die Vereinbarung mit der Stadt ausgearbeitet. Beide gehen davon aus, dass der Verein im September gegründet wird, sofern der Gemeinderat in seiner Sitzung am 16. August die Vereinbarung mit dem zu gründenden Verein akzeptiert. Darin ist in Paragraf 2, Ziffer drei folgendes festgehalten: "Die Gesamtverantwortung und rechtliche Vertretung für den Betrieb und Fortbestand des Bürger-Rufautos sowie für Fragen der Haftung und Finanzierung verbleiben bei der Stadt."

Ärzte und Therapeuten profitieren

Bounin und Teske betonen, dass mit dem Bürger-Rufauto keine Kaufkraft von Bad Liebenzell abfließen dürfe. So würden außerhalb von Bad Liebenzell nur Geschäfte angefahren, die es in Bad Liebenzell nicht gebe. So fehle in der Kurstadt derzeit ein Drogeriemarkt. "Gerade ärztliche und therapeutische Einrichtungen profitieren vom Bürger-Rufauto", sagte Teske. Nach seinen Worten ist das Bürger-Rufauto gerade auch für den Zusammenhalt der Stadt nötig, wie ein Gutachten von Wissenschaftlern der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt gezeigt habe.

Wohl zum 1. Oktober gibt es Tarifänderungen. So kostet künftig eine Fahrt innerhalb des Stadtgebietes einschließlich der Teilorte grundsätzlich einen Euro. Bislang kosten nur Fahrten innerhalb eines Stadtteils einen Euro. Wer von einem Stadtteil in einen anderen will, bezahlt derzeit zwei Euro. Bei Touren in Nachbarkommunen werden drei Euro fällig. Umsonst fährt künftig niemand mehr.