Durch dieses neue, gärtnerbetreute Urnengrabfeld bekommt der Stadtfriedhof Bad Liebenzell ein weiteres würdevolles Umfeld, um sich der Verstorbenen zu erinnern und zu trauern. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Gärtnerbetreutes Urnengrabfeld im Stadtfriedhof Bad Liebenzell vorgestellt / Pfarrer begrüßt Angebot

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell. In den vergangenen Jahren hat sich mehr und mehr gezeigt, dass sich die Bestattungskultur in Deutschland im Umbruch befindet.

"Wurden vor Jahren die verstorbenen Angehörigen meistens im Sarg beigesetzt, haben in den vergangenen Jahren Urnenbeisetzungen stetig zugenommen", ließ Susanne Müller, Planerin und Projektleiterin bei der Genossenschaft Württembergischer Friedhofsgärtner, bei der Vorstellung der Urnengemeinschaftsgrabanlage auf dem Stadtfriedhof wissen. Infolge zahlreicher Single-Haushalte, weit verstreuter Familien oder demografischen Wandels rücke das traditionelle Familiengrab, das kontinuierlich und oft auch kostenintensiv von den Angehörigen gepflegt werden müsse, immer mehr in den Hintergrund. Der Wunsch nach einem Ort zum Trauern und zum Gedenken indes bleibe bestehen, wusste die Fachfrau aus langjähriger Erfahrung.

"Diesem Wandel wollen wir auch bei uns in Bad Liebenzell Rechnung tragen", sagte Bürgermeister Dietmar Fischer. Im Übrigen sei für ihn dieser alte Kirchhof im Herzen der Stadt eine der schönsten Ruhestätten, bekannte Fischer. Sehr dankbar sei er den Mitarbeitern des Stadtbauamtes, Alvaro Campillo und Lothar Windbiel, Standesbeamtin Barbara Nothacker für ihre Anregungen und Planungen, der Genossenschaft Württembergischer Friedhofsgärtner für die Konzeption dieser Anlage, der Friedhofsgärtnerei Ludwig Köberle aus Calw-Stammheim für die Grabpflege und schließlich den beiden Steinbildhauermeistern Hans-Joachim Mundinger aus Calw-Stammheim und Stefan Bertsch aus Schömberg für die ansprechenden Grabmale.

Bereits 2011 hatte sich der Gemeinderat für ein gärtnerbetreutes Urnengemeinschaftsfeld auf dem Wald- oder Stadtfriedhof ausgesprochen und damit auf die steigende Nachfrage aus der Bevölkerung reagiert. Dieser Beschluss konnte nun in die Tat umgesetzt werden. Derweil erweckt das im etwas tiefer gelegenen Ostteil des Stadtfriedhofs gelegene Gemeinschaftsgrabfeld mit seinen liebevoll gestalteten Wegen und Flächen, einer Bank, die zum Verweilen einlädt, sowie den schlichten, aber formschönen Stelen, Liegesteinen und Würfeltürmen den Eindruck eines kleinen, schmucken Erinnerungsgärtchens.

Stadtpfarrer Dieter Lohrmann begrüßte die Anlage, die den zunehmend vielfältiger und individueller werdenden Bestattungsansprüchen gerecht werde. "Denn eine christliche Bestattung hängt nicht von der äußeren Form ab, sondern davon, dass die Hoffnung auf Christus zum Ausdruck gebracht wird", so der Geistliche.

Die garantierte Dauergrabpflege gewährt über die gesamte Nutzungsdauer hinweg eine ansprechende Anlage. Namenlose Bestattungen gibt es in diesem Feld nicht. Von den Genossenschaften werden sowohl die Gelder für die Dauerpflege und das Grabmal treuhänderisch verwaltet als auch die Arbeiten kontrolliert. Die Hinterbliebenen bekommen ein Angebot mit garantierter Pflegeabsicherung bis zum Ende der Nutzungszeit und schließen dazu Verträge mit den betreffenden Genossenschaften ab. Das Urnengemeinschaftsgrabfeld kann bereits im fertigen Zustand gesehen werden, bevor ein Nutzungsrecht erworben wird.

Die Wahl besteht zwischen folgenden Bestattungsvarianten: Ein Urnenreihengrab mit Liegestein, mit oder ohne Wechselflor. Oder ein Urnengemeinschaftsfeld mit zentraler Stelen-Skulptur (symbolisch für die christliche Dreifaltigkeit), an der die Namen der Verstorbenen angebracht werden. Oder ein Urnengemeinschaftsgrab, wahlweise mit oder ohne Wechselflor, bestehend aus vier Grabstätten, in denen eine Besetzung bis zu vier Urnen möglich ist. Diese Variante ist als Familiengrabstätte vorgesehen. Auf dem Würfelturm in der Mitte der Grabstätte werden die Namen der Verstorbenen angebracht.

Nach Ablauf der Ruhezeit darf der Namenswürfel behalten werden.