Vera Bartoschewitsch, Jochen Fauth, Katharina Leicht, Gertrud Gandenberger und Dietmar Fischer (von links) sind sich bei der Eröffnung der Fotoausstellung "He Du, hab Mut zu Multi!" einig: Vielfalt und Andersartigkeit ist etwas Gutes. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Fotoausstellung "He Du, hab Mut zu Multi!" eröffnet

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell. "Alles wirkliche Leben ist Begegnung": Diese Erkenntnis des jüdischen Philosophen Martin Buber stellt Gertrud Gandenberger über den mehrwöchigen interkulturellen Jugendaustausch zwischen dem Fritz-Erler-Gymnasium Pforzheim und dem Irkutsker Lyceum Nr. 3.

Im Rahmen der Vernissage zur Fotoausstellung "He Du, hab Mut zu Multi!" im Bürgerzentrum Bad Liebenzell brachte die Politologin und Studienleiterin im Internationalen Forum Burg Liebenzell zum Ausdruck, was in ähnlicher Formulierung auch aus den Interviews der Pforzheimer und Irkutsker Projektteilnehmer hervorging. Mathias Clemens, 17-jähriger Schüler des Pforzheimer Gymnasiums, empfand die Reise in ein 7000 Kilometer entferntes Land, dessen Sprache ihm völlig fremd war, zuerst noch als Abenteuer, stellte jedoch recht bald fest: "Vieles ist dort vergleichbar mit hier."

Katharina Leicht, Vorsitzende der deutsch-russischen Gesellschaft Pforzheim/Enzkreis, freute sich, dass dieses Projekt, das weit über einen üblichen Schüleraustausch hinausgehe, auch im Programm "Europeans For Peace" der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" gefördert werde. "Für ein länder- und kulturübergreifendes Aufeinanderzugehen sind Offenheit, Neugierde und gegenseitiger Respekt unabdingbar", unterstrich sie.

Bürgermeister Dietmar Fischer hatte seinen positiven Eindruck über internationale Begegnungen unter anderem aus Erfahrungen in der eigenen Familie gewonnen: "Die Jugendlichen leben uns heute eine weltweite Gemeinschaft vor, die viele Politiker bei Weitem noch nicht schaffen."

Einig waren sich auch die beiden das Projekt begleitenden Lehrer, Jochen Fauth aus Pforzheim und Vera Bartoschewitsch aus Irkutsk, dass ihre Schüler wertvolle Erfahrungen gesammelt hätten. "Vielleicht kann diese Ausstellung ein kleiner Mosaikstein für ein großes Gesamtbild sein", hofften sie.

Mit ihren Fotografien und Texten beschreiben die Jugendlichen Eindrücke von Menschen mit Migrationserfahrungen oder Behinderungen in der jeweils anderen Stadt. Sie möchten nicht nur zeigen, dass hier wie dort ihre Lebenswelt von menschlicher und kultureller Vielfalt geprägt ist, sondern auch für die Akzeptanz multiethnischen Zusammenlebens werben. Die Bereitschaft, offen zu sein oder Neugierde zu zeigen, aber auch die Erfahrung der eigenen Grenzen scheint dabei so manches Bild ausdrücken zu wollen.

Die Grundlagen des Fotografierens hatte der Profi Winfried Reinhard den Jugendlichen in Workshops vermittelt: "Fotografieren lernen heißt, sehen zu lernen und den Blick zu schärfen für das Wesentliche." Die Ergebnisse dieser neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten können im Lesesaal sowie im ersten Stock des Bürgerzentrums Bad Liebenzell, nachfolgend auch in Irkutsk, betrachtet werden.