Eberhard Mannschreck präsentiert sein Buch. Fotos: Zoller Foto: Schwarzwälder-Bote

Buchvorstellung: Kirche im Mittelpunkt

Stolz präsentiert Eberhard Mannschreck sein Buch über "Die Bernbacher Kirche" und erzählt: "Ich habe einfach aufgeschrieben was ich wusste, und so hat sich ein Kapitel ins andere gefügt."

Von Sabine Zoller

Bad Herrenalb-Bernbach. Der 78-jährige Ingenieur lebt im Ruhestand und hat sein Domizil seit vielen Jahren in Ravensburg im südlichen Oberschwaben. Die ersten elf Jahre seiner Kindheit verbrachte er in Bernbach als Sohn des Lehrers Adolf Mannschreck. Durch Familie und Beruf waren seine Erinnerungen an Bernbach lange Zeit in Vergessenheit geraten. In seinem (Un)-Ruhestand hat er sich jedoch wieder intensiv mit seinem Bernbach beschäftigt und seine "persönlichen Kontakte zu diesem schönen Dorf" intensiviert. Zudem hat er unzählige Archive besucht, um eine möglichst vollständige und wahre Entstehungsgeschichte der Bernbacher Kirche in Text und Bild darzustellen.

Die Geschichte der evangelischen Kirche in Bernbach ist kaum bekannt, obwohl viele historische Dokumente in kirchlichen und staatlichen Archiven vorhanden sind. In den vergangenen vier Jahren hat Mannschreck historisches Bildmaterial ausgewertet, Baupläne studiert und Wissenswertes über das Bauwerk vom Dach über den Turm, die Glocken, die Uhr, Kanzel, Altar, Fenster und die Orgel akribisch zusammengetragen.

In zwölf Kapitel gegliedert erschließt sich dem aufmerksamen Leser dieser Heimatlektüre die Vergangenheit der kleinen Dorfkirche nahe der früheren Grenze zwischen Württemberg und Baden, zeigt Spuren auf zu der Bernbacher Betkapelle von vor 1585 und die Besonderheiten der Bernbacher Vorgängerkirche von 1720. Historisches Fotomaterial sowie wissenswerte Begebenheiten aus drei Jahrhunderten ergänzen die Kunst- und Kulturgeschichte der Kirche.

Bis zu 90 Schüler

Angefangen hat alles mit dem Sortieren von Fotos. "Auf den ersten Blick waren diese unscheinbar", so Mannschreck, der lachend ergänzt: "Bis ich die wertvollen Notizen von meinem Vater fand".

Adolf Mannschreck, geboren 1901, unterrichtete an der Bernbacher Schule überwiegend als alleiniger Lehrer von 1932 bis 1949, unterbrochen von 1943 bis 1945 durch seine Soldatenzeit. Dabei hatte er zeitweise bis zu 90 Schüler: Von 8 bis 10 Uhr die Oberklasse (Schuljahr fünf bis acht) und von 10 bis 12 Uhr die Unterklasse (Schuljahr eins bis vier). Eberhard Mannschreck hat selbst vier Schuljahre bei seinem Vater in Bernbach die Schulbank gedrückt und auch von ihm Singunterricht erhalten. Als Besonderheit aus Bernbach weiß der Sohn zu berichten: "Er war auch für den Leichenchor zuständig." Diesen Chor gab es in Bernbach schon lange vor 1920 und setzte sich aus Konfirmandinnen und Konfirmanden ohne Stimmbruch zusammen.

Für die besonderen Feier- und Festtage im Jahr gab es zudem einen Kirchenchor, der in Bernbach ausschließlich aus Frauen der Gemeinde bestand.

Die Bernbacher Kirche, so wie man sie heute kennt, entstand 1782 durch Kirchenrats-Baumeister Goez. Anlass war die Erweiterung einer bereits im Jahr 1720 erbauten Kirche, die für die stark angewachsene Gemeinde zu klein geworden war. Bei seinen Recherchen notiert Mannschreck: "Als die Bernbacher Kirche am 23. November 1783 eingeweiht wurde, erklang noch keine Orgel." Erst 20 Jahre später kaufte die evangelische Kirchengemeinde Bernbach von der katholischen Kirchengemeinde Ettlingenweier eine dort nicht mehr benötigte Orgel, wie das Bernbacher Protokollbuch am 15. Februar 1803 belegt.

Für den Transport, die Aufstellung und das Stimmen hat Bernbach die stolze Summe von 252 Gulden zu tragen. Die Orgel aus Ettlingenweier war vor 1735 von Johann Caspar Fohmann in Pforzheim hergestellt worden. Ettlingenweier hatte die Orgel von der Frauenalber Klosterkirche übernommen und konnte daher die bislang bespielte Fohmann Orgel verkaufen.

Stück Heimatgeschichte

1906 war das uralte Werk der Bernbacher Orgel nach Aussage von Stadtpfarrer Stöckle "vollständig falliert". Bei Walker & Cie in Ludwigsburg wird eine neue Orgel bestellt, die 1985 von der Firma Mönch & Prachtel in Überlingen modernisiert und im Zuge der Rekonstruktionsmaßnahmen auch die von 1735 erhaltenen Teile der Fohmann-Orgel integriert.

Einweihung ist am 10. November 1985, so dass dieses Jahr ein besonderer Geburtstag gefeiert werden kann: Die Schauseite der Orgel ist mit ihren 29 originalen Prospektpfeifen rund 300 Jahre alt, kommt aus dem badischen Ettlingenweier (katholisch) und steht seit mehr als 200 Jahren im Dienst der württembergischen Bernbacher Kirchengemeinde (evangelisch).

Das Buch in A4-Größe soll nach Aussage von Eberhard Mannschreck die Vergangenheit der Bernbacher Kirche auch bei künftigen Generationen wach halten und auf 92 Seiten ein Stück Heimatgeschichte vermitteln.

Diesen heimlichen Wunsch des Autors hat Bezirkskantor Bernhard Müller aus Neuenbürg zum Anlass genommen, um am ersten Advent eine Orgelvesper in der Bernbacher Kirche zu gestalten. Anlass ist das 30-jährige Bestehen der Mönch & Prachtel-Orgel, das nun am 29. November mit Konzert und Lesung in der 200 Plätze fassenden Dorfkirche gefeiert wird.