"Fairer Handel wirkt" war das Thema eines Vortrags anlässlich der Fairen Woche in Bad Herrenalb. Foto: Glaser Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Fairer Handel wirkt auch in Bad Herrenalb

Bad Herrenalb (gla). Welche Wirkungen hat fairer Handel? Für Antworten auf diese Frage hatte die Fairtrade-Gruppe von Bad Herrenalb einen Experten eingeladen. Thilo Rau, seit mehr als 27 Jahren im fairen Handel tätig, informierte am Beispiel partnerschaftlicher Handelsbeziehungen zwischen Indonesien und Deutschland im Gartenschauhaus.

Rund 800 Weltläden

Erdnüsse, Kokosblütenzucker und Maniok-Chips bezieht das Großhandelsunternehmen El Puente von Kleinbauern und Kooperativen in Indonesien. Es beliefert damit die rund 800 Weltläden in Deutschland. Das Handelsunternehmen bezahlt den Bauern einen auskömmlichen Preis. Im Gegenzug fordert es einen umweltfreundlichen und nachhaltigen Anbau ohne ausbeuterische Arbeitsbedingungen, insbesondere ohne Kinderarbeit. Mit Entwicklungsfonds unterstützt es seine indonesischen Partner zum Beispiel bei der Weiterverarbeitung seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse.

Die Maniok-Chips sind dafür ein Beispiel. Die Herstellung und Verpackung von Chips aus Maniok veredelt das Ausgangsprodukt und erhöht die Wertschöpfung im Erzeugerland. "Schlechtestes Beispiel ist der Kaffee", sagte Rau zur Verdeutlichung. Der meiste Kaffee wird in Deutschland geröstet. Handelsbeschränkungen und Einfuhrzölle sorgen dafür. "Den Rohkaffee kaufen Geschäftsleute im Anzug und mit Geldkoffern, die von Dorf zu Dorf gehen", sagte Rau. Bauern in Not verkaufen unter Preis ihre bevorstehende Ernte. "Dieser Kaffee wird dann bis zu 13 Mal an der Börse gehandelt, bevor er überhaupt geerntet ist."

Vom fairen Welthandel profitieren mittlerweile rund 2,5 Millionen Produzenten und deren Familien. Durch die verlässliche Partnerschaft mit Fair-Handels-Organisationen leben sie in besseren Verhältnissen und haben in ihrer Heimat eine Perspektive für sich und ihre Kinder. Fairer Handel habe auch in Deutschland Auswirkungen, betonte Rau und nannte als erstes Arbeits- und Ausbildungsplätze. El Puente hat rund 50 Mitarbeiter, davon 20 Auszubildende.

Fairer Handel fördere hierzulande auch das Bewusstsein und die Aufgeschlossenheit für mehr Gerechtigkeit in der Welt. Viele Ehrenamtlichen leisten Bildungs-, Lobby- und Kampagnenarbeit. Auch in Bad Herrenalb. So gab Kurseelsorger Hans-Jörg Hyneck am Ende des Vortrags bekannt, dass auf Drängen der Fairtrade-Gruppe in die Ausschreibung für das Catering der Gartenschau der Ausschank von fair gehandeltem Tee und Kaffee aufgenommen wurde.