Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Nachhinein ist man immer schlauer. So heißt es im Volksmund.

Im Nachhinein ist man immer schlauer. So heißt es im Volksmund. Doch stimmt das auch im Fall von Bad Herrenalb?

Es ist müßig zu eruieren, was mit Blick auf die Schweizer Wiese wohl besser gewesen wäre. Fakt ist: So langsam, aber sicher kann man davon ausgehen, dass die T.A.S. Group (Schweiz) ihr Bäderprojekt im dreistelligen Millionenbereich ad acta legt. Die Investoren haben Fristen verstreichen lassen, melden sich nicht. Ihr unprofessionelles Vorgehen nährt Gerüchte. So soll sich die T.A.S. Group mit anderen Vorhaben verhoben haben. Nichts Genaues weiß man nicht, lautet ein weiterer Satz aus dem Volksmund.

"Soll auf der Schweizer Wiese eine großflächige Erlebnis- und Thermalbadlandschaft mit weiteren gewerblichen Bauten in der öffentlich vorgestellten Dimension errichtet werden?" Beim Bürgerentscheid am 1. Dezember vorigen Jahres ging es um diese Frage. Falls die Mehrheit mit Nein stimme, werde das Millionen-Projekt nicht realisiert. Das machten die Investoren seinerzeit im Gespräch mit unserer Zeitung unmissverständlich deutlich. Immerhin 61,5 Prozent der zur Urne gegangenen Abstimmungsberechtigten machten daraufhin bei Ja ihr Kreuzchen. Und nun?

Anscheinend können sich die Bad Herrenalber von einer der modernsten Bäderlandschaften Europas verabschieden. Zur Erinnerung: Die Pläne sehen ein Thermalbad mit hochwertigem Wellness- und Spa-Bereich, ergänzt durch ein familienorientiertes Erlebnisbad vor. Des Weiteren einen separaten Bau mit zwei Hotels der Kategorien 2- und 3-Sterne-Plus – beide direkt verbunden mit einer Kurzzeitklinik, die die ambulante Behandlung in den Fachbereichen Augen, Orthopädie, Chirurgie und Schönheitschirurgie anbietet. Nicht zu vergessen ein Parkhaus mit rund 1500 Stellplätzen sowie eine Tiefgarage unter den Hotels.

Kurz vor dem Bürgerentscheid hieß es, seit der Informationsveranstaltung im Juli 2013 habe man die Planung fortgeführt. So reduzierten die Investoren die Hotels jeweils um fünf Geschosse, das Ärztehaus um vier. Seit rund zwei Jahren laufe der Prozess – von einem Schnellschuss könne keine Rede sein. Für Planung, Gutachten oder Businessplan sei bereits ein siebenstelliger Betrag investiert worden. Nicht zu vergessen die mehrere Hundert Seiten dicke Machbarkeitsstudie. Beim Dialog mit dem Gemeinderat habe es teils sehr starke Kritik gegeben, auf die man eingegangen sei. Umso mehr stellt sich nun die Frage, wieso mittlerweile kein Interesse mehr besteht. Zumal die Aufstellung des Bebauungsplans schnell erfolgte.

Falls die T.A.S. Group doch noch positiv reagieren sollte: Ihre klare Zielvorgabe, bis zur kleinen Landesgartenschau 2017 mit den Baumaßnahmen fertig zu sein, kann bestimmt nicht eingehalten werden. Allerdings hat damit wohl niemand ernsthaft gerechnet.

Zwar wurden vorige Woche Schreiben an weitere potenzielle Investoren verschickt, doch darf man hier sicherlich keine Wunder erwarten. Auch wenn Bürgermeister Norbert Mai von einer optimalen Grundlage spricht, die Bad Herrenalb bieten kann.

Eine spannende Sache ist somit, was der Gemeinderat jetzt mit der defizitären Siebentäler Therme machen will. Schließlich brauchen – je nach Beschlusslage – die Stadtwerke eine Vorlaufzeit. Jährlich eine Million Euro beizusteuern kann sich die Stadt nicht mehr leisten. Die Verwaltung ist beim Vorbereiten der Vorschläge nicht zu beneiden. Zumal laut Rathauschef Mai die Bürger eine Veränderung wollen. Soll sich doch Bad Herrenalb als Kur- und Tourismusstadt weiterentwickeln. Ob das ohne Thermalbad funktioniert?