Entwürfe des geplanten Millionen-Projekts auf der Schweizer Wiese in Bad Herrenalb: Bei der ersten Info-Veranstaltung im Kurhaus war auch ein SWR-Fernsehteam vor Ort. Foto: Kugel

Millionenprojekt in Bad Herrenalb zieht Interesse auf sich. Unterschrift erst nach Bonitätsprüfung.

Bad Herrenalb - Am Samstag berichtete die Stuttgarter Zeitung über das geplante Bäderprojekt in Bad Herrenalb. Und Gegner des Millionenprojekts fühlen sich bestätigt. Bürgermeister Norbert Mai zeigt sich hingegen verwundert. Am kommenden Sonntag geht der Bürgerentscheid über die Bühne. Bei der Frage "Soll auf der Schweizer Wiese eine großflächige Erlebnis- und Thermalbadelandschaft mit weiteren gewerblichen Bauten in der öffentlich vorgestellten Dimension errichtet werden?" können die Bad Herrenalber Ja oder Nein ankreuzen.

Und die Planung, auf rund einem Drittel der Fläche der Schweizer Wiese ein Thermalbad mit hochwertigem Wellness- und SPA-Bereich zu realisieren – ergänzt durch ein familienorientiertes Erlebnisbad –, interessiert natürlich auch außerhalb der Region.

So berichtete am vergangenen Samstag die Stuttgarter Zeitung (StZ) über das Bäderprojekt. Wobei die Gegner des Vorhabens ihre Befürchtungen bestätigt sehen.

"Überhaupt mache stutzig, dass von einer zehn Hektar großen Baufläche ›nur rund ein Drittel zur Bebauung vorgesehen sei, die Investoren der Stadt aber die komplette 700 Meter lange Wiese abkaufen wollen‹, ist in dem Kurort wiederholt zu hören", berichtet die StZ. Das Investitionsvolumen betrage angeblich mindestens 160 Millionen Euro.

Wem gegenüber die Bürgschaften vorgelegt worden seien, bleibe unklar. "Ein Karlsruher Bankhaus wurde eingeschaltet, die Bank soll aber allein ›Verdachtsmomente auf Geldwäsche‹ ausschließen. Wenn der Investor sein Geld bei Baubeginn wieder abhebe, gebe die Bank ›keine Garantie für ausstehende Zahlungen‹", heißt es weiter. Dies werde auch offen so gesagt. Es sei nicht bekannt, woher das Geld des Investors stamme. Auch der Calwer Landrat Helmut Riegger habe auf Anfrage erklärt, "seinem Haus ›liegen keine Referenzen oder Kapitalnachweise der Investoren vor‹. Man habe solche auch nicht angefordert." Die untere Baurechtsbehörde des Landratsamtes würde bei einem Baugesuch die Flächennutzungsplanung und den Bebauungsplan prüfen, und bei Bedarf erforderliche bauliche Gutachten einfordern. Bei dieser Prüfung spiele die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Bauherrn jedoch keine Rolle.

Diese Unsicherheiten, die Bürgermeister Norbert Mai seit vier Monaten hätte nicht aufklären können, weckten vielerlei Ängste und die Furcht vor "neuen Bauruinen". Die Finanzierung des von dem Biberacher Architekturbüro Kuon projektierten Bäderprojekts wirke undurchschaubar. Zudem steht in dem StZ-Bericht: "Dem Geschäftsmann Schneider mit deutscher Herkunft werden unter anderem Briefkastenadressen in Kreuzlingen in der Schweiz nachgesagt. Selbst der Bürgermeister musste einräumen, ›er kenne Schneider nicht persönlich‹. Nach StZ-Hinweisen droht dem Unbekannten angeblich eine Klage in dreistelliger Millionenhöhe wegen sogenannter ›MTN-Geschäfte‹ (Handel mit Schuldscheinen). Laut seiner zurzeit offline stehenden Webseite baut Schneider Shopping Malls in den Arabischen Emiraten."

Und außerdem heißt es: "Selbst die vor Ort auftretenden Vermittler einer in Gründung befindlichen, angeblich in der Schweiz beheimateten Investorengruppe ›T.A.S. Vermögensverwaltung und Holding AG‹, mit den Sprechern Kienle und Feucht, hinterlassen Fragezeichen. Kienle führt ein Bauunternehmen im Raum Ludwigsburg. Auch dem Vorhaben wohlgesonnene Anlieger äußern unverhohlen die Vermutung, bei dem Bäderprojekt könnte es sich ›um Geldwäsche‹ handeln." Der Bürgermeister scheine jedoch schon über den Verkauf der Kurwiese zu frohlocken.

Zeitnahes Gespräch mit Investoren

Das Bad Herrenalber Stadtoberhaupt zeigte sich gestern überrascht und verwundert: Der Autor des StZ-Artikels habe sich nicht bei ihm gemeldet. Es wäre wohl besser gewesen, dieser hätte sich mit ihm unterhalten. Im Bericht handle es sich mehr oder weniger um das, was in den vergangenen Wochen in der Stadt gesprochen worden sei. Der Autor habe das Ganze aufgewärmt und zusammengefasst, so Mai. "Mir geht es beim Bürgerentscheid um eine eindeutige Aussage", sagte der Rathauschef. Im Vorfeld der Weichenstellung als frohlockend bezeichnet zu werden, verstehe er gar nicht.

Übrigens: Im Februar hätten die Investoren belegt, dass das Geld vorhanden sei – mit Kontoauszug. Inzwischen seien allerdings einige Monate vergangen. Deshalb habe es eine Aufforderung gegeben, erneut einen Kapitalnachweis vorzulegen. Die Investoren hätten zugesagt, das Verfahren laufe, so Mai. Die gesamte Bad Herrenalber Bevölkerung könne sich sicher sein: Erst bei einem eindeutigen Kapitalnachweis und der Prüfung der Bonität werde er einen Vertrag unterzeichnen.

Des Weiteren wird es laut Bürgermeister Mai zeitnah ein Gespräch mit den Investoren – darunter auch Reinhold Josef Schneider – in Bad Herrenalb geben.