Ein Pfarrer, zwei Kirchengemeinden und drei Kirchen: Harald Bähr hat gut zu tun. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfarrer Bähr kümmert sich um die Kirchengemeinden Neusatz-Rotensol und Bernbach / Verbindung soll wachsen

Von Winnie Gegenheimer

Bad Herrenalb. Nicht viele Gemeindehirten können von sich sagen, dass sie Herr über gleich drei Kirchen sind – Pfarrer Harald Bähr schon.

Seit Juli 2014 ist er nicht nur zuständig für die Kirchenge-meinde Neusatz-Rotensol, die selbst vor mehr als 30 Jahren aus zwei selbstständigen Gemeinden entstanden ist, sondern zusätzlich für den dritten Bad Herrenalber Höhenteilort Bernbach.

Das Konstrukt entstand, nachdem das Dekanat Neuenbürg die Pfarrstelle Bad Herrenalb II 2014 gestrichen hat. Bernbach ist weiterhin selbstständige Kirchengemeinde, hat aber den selben Gemeindepfarrer wie Neusatz-Rotensol. Wie funktioniert das? Nicht ganz einfach, gibt Pfarrer Bähr zu. Da ist zunächst die geografische Lage: "Das Albtal ist eben dazwischen." Und meint damit nicht nur die für ihn selbst zusätzlichen Fahrwege, sondern auch die Schwierigkeiten, die Menschen zusammenzubringen. Dienstags und donnerstags ist er nun meist halbtags in Bernbach, im neu eingerichteten Pfarramt im Alten Rathaus. "Schöne Räume", konstatiert der Pfarrer, "die uns die bürgerliche Gemeinde überlässt".

Das seitherige Pfarrhaus der Pfarrstelle Bad Herrenalb II im Ortsteil Kullenmühle ist derzeit vermietet. Residenzpflicht hat Bähr nach wie vor im Neusatzer Pfarrhaus, das, so der Gemeindehirte, "seine Tücken und Ecken hat". Offen und herzlich seien die Bernbacher im Sommer vergangenen Jahres auf ihn zugekommen, zunächst hätte sich auch der Gottesdienstbesuch verbessert. "Im Moment bröckelt es aber wieder", erklärt er mit einem etwas traurigen Schmunzeln, "etwa hin zum alten Zustand". Seine "alten" Schäfchen aus Neusatz und Rotensol, so Bähr, hätten überwiegend mit viel Toleranz auf die zusätzliche Aufgabe ihres Gemeindepfarrers reagiert. Alle drei bis vier Monate gibt es gemeinsame Kirchengemeinderatssitzungen: "Die sind meist recht locker."

Auch gebe es bereits gute Ideen aus den Gemeinden heraus, die Verbindung wachsen zu lassen. Einen gemeinsamen Gemeindebrief gibt es schon. Ein großes Gemeinde-fest für alle und gemeinsame Ausflüge sollen folgen.

Die ganz normale Gottesdienstplanung ist organisatorische Herausforderung. Zwei Gottesdienste pro Sonntag hält Bähr meist selbst, für den dritten braucht er Unterstützung. Durch die Kollegen Ludwig Thon vom Dobel oder Johannes Oesch aus Bad Herrenalb oder auch von Prädikanten. Dazu gibt es Ausnahmeregelungen: Hat ein Mo-nat fünf Sonntage, entfällt da der Gottesdienst in Bernbach. Einmal im Monat gibt es in Neusatz oder Rotensol keinen Gottesdienst. Und bei großen Festgottesdiensten in einem Ort verzichten sogar einmal die beiden anderen. Dann sind natürlich Fahrdienste gefragt.

Und eine echte Herausforderung sind Wochenenden wie Ostern. Die Kinder- und Jugendarbeit sieht Pfarrer Bähr als Möglichkeit, die Kirchengemeinden näher zusammenzubringen. "Die Anstellung eines Jugendreferenten ist angedacht. Dann kann auch wieder die Kinderkirche beginnen. Und ab diesem Jahr, wenn auch Bernbach wieder Konfirmanden hat, wird es gemeinsamen Konfir-mandenunterricht geben. Organisatorisch werden wir das noch klären." Mit einer Sache würde Bähr seine Schäfchen auf den Höhen beiderseits der Alb auch gerne noch ein biss-chen zusammenbringen: mit der Musik, seinem eigenen großen Hobby. Mit Konzerten, mit christlicher oder Popmusik. Das hat bisher noch nicht richtig gezündet. Aber: Auch was die Zahl der Gottesdienstbesucher betrifft, bleibt der Pfarrer optimistisch: "Im Frühjahr, wenn der Schnee weg ist, wenn es mild wird – dann kriege ich sie, so hoffe ich, wieder!"