Eine Mini-Orgel (rechts) erzeugt den Ruf eines Kuckucks. Mit einem selbst gebauten Werkzeug walzt Markus Bauer ein Gewinde in einen Messingstab, der in das Futter eines Bohrschraubers eingespannt ist (rechts oben). Ein Feuerwehrschlauch zwischen Werkstück und Presse wird mit Druckluft gefüllt (oben). Fotos: Glaser Foto: Schwarzwälder-Bote

Markus Bauer hat einen besonderen Beruf

Bad Herrenalb (gla). Markus Isidor Bauer (77) aus Bad Herrenalb-Neusatz ist Orgelbauer von Beruf. Von 1982 bis 2001 hatte er eine Orgelbauwerkstatt am Weg zum Rotenbächle in Bad Herrenalb-Gaistal. Reparaturen, Wartungs- und Stimmarbeiten übernimmt er noch heute.

Und in seiner Werkstatt im Keller seines Wohnhauses entstehen kleine Spielwerke aus Pfeifen und Tasten. Holz ist der meist verbaute Werkstoff in einer Orgel.

Das Berufsleben des Bad Herrenalber Orgelbauers Markus Bauer begann mit einer dreijährigen Lehre zum Schreiner in einem Betrieb in Rastatt. In zwei weiteren Jahren lernte er den Orgelbau bei der Firma Hess in Karlsruhe-Durlach.

Danach arbeitete Bauer in Überlingen und schließlich in Schweden und Spanien. In der Kathedrale Santiago in Bilbao (Nordspanien) erweiterte er die dortige Orgel auf 56 Register. "Ich hatte dort keine Werkstatt. Alles wurde in der Kirche gefertigt", sagte Bauer im Gespräch mit unserer Zeitung. Es folgten weitere Aufträge im Baskenland und in den Pyrenäen.

In den Orgeln sammeln sich im Laufe der Jahre nicht nur Staub und Spinnweben an, sondern auch Insekten- und Vogelleichen. Grund für den vielen Staub in einer Orgel ist die Luft, die der Orgelmotor aus dem Kirchenraum ansaugt und durch Blasebalg und Ventile in die Pfeifen leitet. Die Luftsäule in der Pfeife wird in Schwingung versetzt und der Ton erzeugt. Je größer die Pfeife, desto tiefer der Ton. Nach den Wanderjahren verschlug es den Orgelbauer nach Freiburg und dann nach Karlsruhe zur Klavierfabrik Bechstein. Er erwarb den Meistertitel und machte sich selbstständig. Als er in seiner damaligen Heimatgemeinde Au am Rhein den Auftrag zum Bau von drei Orgeln bekam, suchte er nach einer größeren Werkstatt. Diese fand er in einer ehemaligen Textilfabrik am Weg zum Rotenbächle in Bad Herrenalb. Rund 50 Orgeln hat Markus Bauer in seinem Berufsleben gebaut, erweitert und restauriert.

2001 verkaufte er seine große Werkstatt. Bis heute baut er kleine mechanische Instrumente im Keller seines Hauses in Bad Herrenalb-Neusatz. "Mein Beruf macht mir heute noch Spaß", sagt Bauer. Sein liebstes Kind ist ein Spielwerk aus zwei Tasten und zwei Pfeifen, das den Ruf eines Kuckucks erzeugt. Bald soll eines dieser kleinen Meisterwerke an den Klingelknopf seiner Haustür angeschlossen werden. Ein befreundeter Elektroingenieur macht dafür die elektronische Steuerung. Gerne verkauft er auch das eine oder andere Stück seiner Sammlung, welche ausschließlich aus heimischen Hölzern gefertigt werden. Für einige Gemeinden der Umgebung übernimmt er auch noch das Stimmen der Kirchenorgeln. Für diese Arbeit werden heute meist elektronische Stimmgeräte verwendet, deren Tonumfang von 15 bis circa 15 000 Hertz betragen.

Eine Orgel hat mehrere Register. Manualregister haben 56 und Pedalregister 30 Pfeifen. "Die Größe der Register wird in Fuß (30 Zentimeter) angegeben. Die Fußzahl gibt die Größe der tiefsten Pfeife an", erklärt der Orgelbauer. Apropos Orgelspiel: Spielt Markus Bauer selbst auf der Orgel? "Nein, dazu sind meine Handwerkerhände nicht fingerfertig genug. Und ich hatte immer zu wenig Zeit dafür."