Auszeichnung: Gerhild Becker bekommt Akademiepreis 2016

Bad Herrenalb. Die Freiburger Palliativ-Medizinerin und Theologin Gerhild Becker wurde am vergangenen Sonntag in feierlichem Rahmen mit dem Bad Herrenalber Akademiepreis 2016 ausgezeichnet. Dieser wurde zum 25. Mal vom Freundeskreis der Akademie verliehen. Gewürdigt wurden damit Beckers Beiträge zum Thema "Suizidbeihilfe". Insbesondere ihr Vortrag "Palliativmedizin und Suizidprävention", den sie bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Evangelischen Akademie Baden und der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg gehalten hatte und der gesellschaftliche und ethische Fragen des Themas Suizidbeihilfe ins Blickfeld genommen hatte, wurde ausgezeichnet.

Die Laudationes hielten Akademiedirektorin Arngard Uta Engelmann und die Studienleiterin der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg, Verena Wetzstein. Der Umgang mit dem Sterben sei ein Prüfstein der menschlichen Gesellschaft. Mit ihrer Freiburger Palliativstation habe Becker beispielhaftes geschaffen. Sie wünsche sich die Palliativmedizin als "Kristallisationspunkt für patientenorientierte Spitzenmedizin". Diese Haltung der Medizinerin sei zukunftsweisend.

Dem Leiden begegnen

Engelmann skizzierte den Werdegang der Preisträgerin und sagte, Becker habe den Berufs- und Forschungsbereich Palliativmedizin maßgeblich mitgestaltet. Darüber hinaus verbinde die Theologin ärztliche Praxis mit gesellschaftlichem und berufspolitischem Engagement. Den Preis überreichte Traugott Schächtele vom Vorstand des Förderkreises der Akademie. "Ich habe in meinem Leben schon mehrere Preise bekommen, aber dieser freut mich besonders. Der Dialog zwischen Medizin und Theologie liegt mir wirklich am Herzen", bedankte sich Becker. In ihrem Festvortrag, "Die Angst vor dem Sterben", zitierte sie den Komiker Woody Allen mit den Worten, "Ich habe keine Angst vor dem Sterben, möchte nur nicht dabei sein, wenn‘s passiert."

In der gesamten Diskussion um Sterbehilfe gehe es immer wieder um Angst. Die, hilflos der Apparatemedizin ausgeliefert zu sein, oder die Angst vor Schmerzen. Hier helfe Aufklärung. Viele Patienten hätten aber auch Angst davor, ihren Angehörigen zur Last zu fallen. Ängste wie diese erforderten eine sozialpolitische Debatte.

Sterben sei und bleibe eine Lebensphase, die sich der absoluten Kontrolle entziehe, sagte Becker. "Tod ist kein Projekt, das wir durch vorausschauendes Planen managen können." Man könne Leiden und Ängste nicht abschaffen, aber man könne ihnen begegnen, meinte die Preisträgerin. Nicht zuletzt mit den Antworten des christlichen Glaubens.

Becker ist seit 2012 Lehrstuhlinhaberin für Palliativmedizin und ärztliche Direktorin der Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Freiburg. 2013 wurde sie zur Pfarrerin im Ehrenamt der Evangelischen Landeskirche in Baden ordiniert. Die Medizinerin schloss 1991 ein Studium in Evangelischer Theologie an der Universität Hamburg ab, 1997 folgten das Staatsexamen in Humanmedizin und die Promotion an der Universität Freiburg. 2005 erwarb sie das Diplom in Caritaswissenschaft an der Theologischen Fakultät in Freiburg.

Seit 2006 ist sie Master of Science in Palliative Care am King‘s College der University of London und wurde 2007 in Innerer Medizin und Palliativmedizin habilitiert.