Marco Pigas Kunden nehmen lange Wege auf sich, um sich von ihm tätowieren zu lassen. Foto: Glaser

Marco Piga will mit seiner Familie von Bad Herrenalb nie wieder weg. Seit acht Jahren in Kurstadt.

Bad Herrenalb - Einer besonderen Arbeit geht in Bad Herrenalb Marco Piga (41) nach.

Piga ist Tätowierer in der Kurstadt. Wenn man ihn fragt, wie ihm die Stadt gefällt, in der er wohnt und arbeitet, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: "Ich will nie wieder weg von hier. Herrenalb ist eine schöne kleine Stadt, mit viel Grün, frischer Luft und keinen Verbrechern." Dann stutzt er etwas und erzählt von einem versuchten Einbruch in seinem Tätowierstudio am Sägwasenplatz. Die Tür ist seither etwas verbogen, aber sie hielt den Tätern stand.

Piga stammt von der italienischen Insel Sardinien und kam vor 16 Jahren nach Deutschland. Seit acht Jahren lebt er mit seiner Familie in Bad Herrenalb. Seine drei Kinder sind 14, zehn und fünf Jahre alt. Sie gehen hier zur Schule und in den Kindergarten. Die älteste Tochter ist in Gernsbach auf der Schule. Der Familienvater arbeitete zuerst in der Gastronomie. Dann war er einige Jahre als Tätowierer in Pforzheim angestellt. Im August 2013 machte er sich in Bad Herrenalb selbstständig.

Kunden kommen sogar aus Köln

"Ich habe nur zwei oder drei Herrenalber als Kunden", erzählt Piga. Trotzdem ist er bis Ende Juli restlos ausgebucht. Seine Kunden sind ihm von Pforzheim nach Bad Herrenalb gefolgt. Andere kommen aus Karlsruhe und Stuttgart oder sogar aus Mannheim, Frankfurt, Köln. "Ich hätte das nie gedacht, denn das sind ja immer ein paar Kilometer zu mir", sagt der Inhaber des Tätowierstudios. Die Kunden nehmen lange Wege in Kauf, weil der Bad Herrenalber Tätowierer sein Handwerk versteht. Und das spricht sich herum.

Erste Versuche auf Bananen und Melonen

Wie wird man überhaupt Tätowierer? "Bei mir war es ein verstecktes Talent", erzählt der 41-Jährige. Tattoos faszinierten ihn.

Irgendwann hat sich Piga eine Tätowierpistole gekauft und auf Wassermelonen und Bananen erste Versuche gemacht. Zum Tätowieren braucht man ein Gefühl, wie tief die Nadel stechen muss und welche und wie viel Farbe in die Haut gespitzt werden muss, damit das gewünschte Bild auf der Haut entsteht. Er hat sich dazu Youtube-Filme angesehen und Tätowierern über die Schulter geschaut. Als die Obstphase zu Ende war, hielten ihm Freundinnen und Kumpels den Arm hin. Als Tätowierer in Pforzheim wurde er zum Profi.

Jetzt erfüllt Piga fast jeden Kundenwunsch. Schriftzüge, Ornamente, Blumen, Fabelwesen oder Porträts von Menschen oder Tieren tätowiert er auf die Haut. Eines macht er aber nicht: Hakenkreuze. Trotzdem hat einmal ein Nazi auf seinem Behandlungsstuhl Platz genommen, um sich etwas anderes stechen zu lassen. Während des Tätowierens sagt Piga zu ihm: "Du bist ja gar kein richtiger Nazi!" – "Warum nicht?", fragte der empört. "Weil du zu mir kommst. Ich bin Ausländer." Da lachte sein Kunde und meinte: "Da hast du recht, du A.....!" Er kommt heute noch zu Piga.

Übrigens: Wer unter 18 Jahre alt ist, muss eine Einverständniserklärung der Eltern vorlegen. Erst dann wird der Tätowierer aktiv. Zunächst wird das gewünschte Bild im Maßstab 1:1 auf eine Spezialfolie gezeichnet und auf die Haut gepaust. Dann wird mit der pulsierenden Nadel am Tätowiergerät Farbe unter die Haut gebracht.

Eine Geschichte, die es vielleicht nur in Bad Herrenalb gibt, erzählt Marco Piga von seiner ältesten Kundin. Die fast 70-jährige Frau ließ sich die Namen ihrer drei Enkelkinder auf die Innenseite des Unterarms stechen.