Jubiläum der Rotensoler Friedenskirche / Festgottesdienst und Empfang am morgigen Sonntag

Von Winnie Gegenheimer

Bad Herrenalb-Rotensol. Am morgigen Sonntag, 28. September, feiert Rotensol das 50-jährige Bestehen der Friedenskirche. Und zwar mit einem Festgottesdienst um 10.30 Uhr sowie Mittagessen und ab 13.30 Uhr Empfang im Waldkurhaus mit Grußworten, Beiträgen von Zeitzeugen und kirchlichen Gruppen.

"Auf dass ihr in mir Frieden habet" aus Johannes 16, Leitspruch der Einweihung, untermauert die Namensgebung der ersten Rotensoler Kirche, die am 27. September 1964 feierlich ihrer Bestimmung übergeben wurde.

1959 vom Kirchengemeinderat beschlossen – darunter der damals amtierende Bürgermeister Ernst Kull –, erfolgte 1962 die Grundsteinlegung auf dem teilweise von Bürgern gestifteten Areal. Im Untergeschoss wurde gleich ein klei-ner Gemeindesaal mit einge-plant. Stolz waren die Roten-soler außerdem auf die drei Glocken, wiederum von Bürgern gestiftet, die schwerste immerhin 460 Kilogramm schwer, die zehn Tage vor der Kircheneinweihung gegossen und am Festtag erstmals geläutet wurden.

Warum aber hat Rotensol, das bereits im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde, erst nach rund 800 Jahren eine Kirche erhalten? In frühen Zeiten Besitz des Klosters Herrenalb, gehörte es zunächst zum Kirchenfilial Rudmersbach-Feldrennach, nach der Reformation ab Mitte des 16. Jahrhunderts zum weitläufigen Kirchspiel Gräfenhausen. Einmal jährlich kam der Pfarrer zu Pferd, um das Abendmahl abzuhalten. Ansonsten blieb der Bevölkerung der Fußweg zur Kirche nach Gräfenhausen, was stramme dreieinhalb Stunden waren. Weshalb die Rotensoler – wie übrigens auch die Dobler und Neusätzer – doch zunehmend die Herrenalber Kirche favorisierten. Was wiederum dem Landesherrn nicht gefiel, der 1569 Rotensol gemeinsam mit Dobel und Neusatz zu einem eigenen Kirchspiel machte.

Mit der Kirche in Dobel verkürzte sich der Kirchweg für die Rotensoler immerhin auf vier Kilometer. 1744 klagt der Pfarrer trotzdem über den schlechten Gottesdienstbesuch der jungen Leute aus Rotensol – und belegt sie mit Geldstrafen.

Nachdem über die Jahrhunderte ein eigenes Schul- und Rathaus, ein eigener Friedhof und sogar die Neue Schule erbaut wurden, stand dem eigenen Gotteshaus noch stets etwas im Wege – meist finanzielle Hürden. So missriet Mitte des 19. Jahrhunderts der Plan, eine gemeinsame Neusätzer und Rotensoler Kirche zu erbauen – man konnte sich nicht über den Platz einigen. Ab 1956 fuhr immerhin ein Bus sonntags nach Dobel zum Gottesdienst, den bald die Kirchengemeinde bezahlte.

Viel Engagement zusammengekommen

Im Jahr 1964 wird – auch dank Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs – der lange gehegte Wunsch der Rotensoler dann Wirklichkeit. Ein letztes Jahr kann Pfarrer Klaus Henning noch in der Kirche wirken, ihm folgt Pfarrer Martin Bergmann, zunächst Dobler Pfarrer und für Neusatz und Rotensol Pfarrverweser – ein umfangreiches Amt allein die Sonntagspredigten betreffend, denn jeden Sonntag fand ab 8.30 Uhr in Stunden-takt in jedem der drei Orte ein Gottesdienst statt. 1979 folgte Pfarrer Dieter Schott, danach Pfarrer Matthias Gerlach sowie der heutige Gemeindehirte Harald Bähr, seit 2003 Pfarrer für die Kirchengemeinde Neusatz-Rotensol und seit einem Jahr auch für die evan-gelische Kirchengemeinde Bernbach.

Wie viel Engagement vor 50 Jahren zusammengekommen ist, zeigt sich in dem Festschriftteil "Was wird nun aus unserer neuen Kirche werden?": "Jesus Christus …. hat uns zu einer jungen Gemeinde in Rotensol geformt. Jesus Christus … braucht für uns menschliche Steine keine Norm. … Am einen hobelt er die Kanten zurecht, den ande-ren braucht er mitsamt seiner Ecken. Hauptsache, dass wir uns einfügen lassen in seinen Plan. Dann wird nicht nur ein Haus aus Steinen in Rotensol gebaut worden sein, vielmehr wird der Herr aus uns seine Gemeinde bauen…"