Ein Hoch auf den fairen Handel (von links): Bürgermeister Walter Klumpp, Roswitha Kneer (Eine-Welt-Laden) und Pressesprecherin Patricia Ehret hoffen darauf, dass Bad Dürrheim "Fairtrade Town" wird. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Projekte in Vereinen und Schulen vorstellbar / Kriterien für "Fairtrade Town"-Siegel sollen erfüllt werden

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Die Kurstadt möchte "Fairtrade Town" werden. Hierfür sollen Themen wie fairer Handel, aber auch fairer Umgang miteinander künftig noch stärkere Beachtung finden, betonen Roswitha Kneer vom Eine-Welt-Laden und Bürgermeister Walter Klumpp.

Die Idee für eine "Faire Stadt" und zur Erlangung des "Fairtrade Town"-Siegels wurde bereits im Februar geboren, als sich Interessierte im Rahmen der Vortragsreihe "Meine, deine, eine Welt" zu einem Kaminabend im Pfadfinderheim getroffen hatten. Mit von der Partie war Janina Ackermann vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, der auch für die Vergabe des "Fairtrade Town"-Siegels verantwortlich zeichnet.

Im Ergebnis waren sich alle rund 20 Teilnehmer einig: Bad Dürrheim erfülle zwar schon viele Kriterien für den Erwerb des Fairtrade-Siegels, allerdings reiche es nicht, sich nur das Siegel an die Tür zu heften. Ziel müsse es sein, das Siegel mit Leben zu erfüllen. Diese Aufgabe haben sich Roswitha Kneer vom Eine-Welt-Laden Karibuni und Gunter Berberich von der katholischen Kirchengemeinde zu eigen gemacht und sind mit einem Konzept an Bürgermeister Klumpp herangetreten. Er möchte das Thema "Faire Stadt" nun voranbringen. Die aktuelle Flüchtlingsproblematik zeige, dass globales Denken und die Unterstützung der Menschen in den Entwicklungsländern durch den Kauf von Fair-Trade-Produkten entscheidend sei, um den Menschen Zukunftschancen im eigenen Land zu ermöglichen.

Fairer Handel hat sich der Eine-Welt-Laden ohnehin auf die Fahnen geschrieben und hält in seinem Laden eine Vielzahl solcher Waren bereit, darunter solche aus regionalem Handel, weist Roswitha Kneer darauf hin, dass fairer Handel auch die Menschen hierzulande betreffe.

In der Kurstadt soll das Pflänzchen nun Wurzeln treiben. So schenkt das Rathaus bei entsprechenden Gelegenheiten seinen Besuchern den fair gehandelten "Solino"-Kaffee aus. Der Kontakt zu Vereinen und Schulen soll aufgenommen werden, um auch hier Projekte zum fairen Handel zu verankern. Der Bürgermeister möchte das Thema auch kommunalpolitisch behandeln und alsbald auf die Tagesordnung des Verwaltungsausschusses heben. Um das Fairtrade-Siegel zu erhalten, müsse der Gemeinderat einen "Grundsatzbeschluss" fassen und sich dabei für die Unterstützung des fairen Handels in Bad Dürrheim aussprechen.

Im Anschluss könnte eine "lokale Steuerungsgruppe" gegründet werden, die aus mindestens drei Personen bestünde, die die Bereiche Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft verträten und die Aktiven vor Ort koordinierten, zeigt Klumpp das Vorgehen auf. In einem weiteren Schritt sollen in mindestens vier Geschäften und zwei Gastronomiebetrieben Bad Dürrheims fair erzeugte Produkte aus Entwicklungsländern angeboten werden. In der nächsten Vereinsvertreterbesprechung im September möchte die Stadtverwaltung das Vorhaben erläutern. Weitere Informationen gibt außerdem der Eine-Welt-Laden in seinem Geschäft in der ehemaligen Wandelhalle beim Kurhaus.

Wenn die verschiedenen Kriterien erfüllt sind und das Thema fairer Handel in Bad Dürrheim "gelebt" wird, dann rechnet Klumpp mit einer entsprechenden Zertifizierung der Kurstadt als "Fairtrade Town" eventuell bis in zwei Jahren.