Zu Gast beim Peru-Abend war die Strickerin Carmen Rosa Macotala und ließ sich bei ihrer Arbeit gerne über die Schulter schauen. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Fairtrade: Roswitha Kneer begrüßt besondere Gäste

Bad Dürrheim (kal). "Wenn man das Produkt sieht und den Menschen, der dahinter steht, bekommt man eine andere Beziehung." Das meinte Roswitha Kneer, Vorsitzende vom Weltladen Karibuni, und freute sich über zwei besondere Gäste beim Peru-Abend im katholischen Pfarrsaal. Direkt aus Ayacucao, der Hauptstadt eines Bundeslandes in Peru, war Carmen Rosa Macotala eingeflogen. Die 39-jährige dreifache Mutter hatte auf einem Tisch ihre Handarbeiten aufgebaut und ließ sich bei ihrer Arbeit von den rund 30 Besuchern gerne über die Schulter schauen.

Geschickt nähte sie gestrickte Teile aus Alpaka-Wolle zusammen, die ihr Ehemann auf der Strickmaschine angefertigt hatte. Daraus entstehen hübsche Kinderjacken, die mit niedlichen Motiven bestickt werden.

"Es ist das erste Mal, dass wir hier eine peruanische Strickerin zu Gast haben", erläuterte Roswitha Kneer und stellte auch den Begleiter Miguel Mendez und seine Gattin Olga vor, die sich zur Aufgabe gemacht haben, peruanische Handwerksfamilien zu unterstützen, damit diese mit gerechtem Lohn ihren Lebensunterhalt bestreiten können. "Ich hatte das große Glück, dass mich meine Eltern zum Studieren nach Europa schicken konnten", berichtete der 75-Jährige, der in Caraz, einer Stadt nördlich von Lima, aufgewachsen ist. Im österreichischen Graz studierte er Maschinenbau. Als er vor zwölf Jahren in den Ruhestand trat, beschlossen er und seine Frau, die Firma "Anden Art" zu gründen, um den peruanischen Handwerkerfamilien zu helfen. Seit fünf Jahren gehört sein Unternehmen dem Dachverband Fairtrade an, seit vier Jahren auch dem deutschen Dachverband Weltläden.

Inzwischen werden 30 Familien in Peru unterstützt. Anfangs, so berichtete Mendez, erhielten sie ein Startkapital, inzwischen sei es ihnen möglich, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Sie erhalten das Material, das Unternehmen des Ehepaares sorgt dafür, dass die Handarbeiten beim Auftraggeber für gerechten Lohn verkauft werden. "Carmen Rosa und ihr Mann arbeiten Tag und Nacht, damit ihre Kinder in die Schule gehen und danach studieren können", erklärte der Unternehmer. Dafür müsse man in Peru sehr viel Geld bezahlen.

Bis zum 9. Oktober wird er mit Carmen Rosa Macotala in Deutschland unterwegs sein, bis zu zwei Stationen täglich sind eingeplant. Sein Dank galt Roswitha Kneer für die freundliche Aufnahme und die Unterstützung, da sie auch Artikel der peruanischen Strickerinnen im Karibuni-Laden anbietet.

Weitere Pläne hat der Senior auch schon in der Tasche. Er möchte in Peru eine Handwerkerschule bauen lassen, die Genehmigung habe er sich bereits in Brüssel geholt.