Günter Tarlatt betont Modellcharakter des Projekts in Huberstraße / Hoteldirektor in Bad Herrenalb widerspricht

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Die Verantwortlichen für das in Bad Dürrheim geplante Parasolhotel stellen gerne die Einzigartigkeit ihres Projekts in den Vordergrund. Doch da regt sich Widerspruch.

Der Direktor des Hotels am Kurpark in Bad Herrenalb, Peter Oertmann-Brandt, verweist auf die vergleichbare Ausrichtung seines Hotels, das bereits seit 2008 in Betrieb sei. Die Größe liege ebenfalls bei 90 Betten, Barrierefreiheit sei konsequent umgesetzt, außerdem werde das Hotel als Inklusionsbetrieb geführt. Das heißt, 40 Prozent der 35 Mitarbeiter seien Menschen mit Behinderungen.

Auch wenn diese Zahlen ähnlich klingen wie die Zielsetzungen des Parasolhotels in Bad Dürrheim, ist der Vorsitzende des Fördervereins, Günter Tarlatt, nach wie vor von dem Modellcharakter des Parasolhotels überzeugt. Einzigartig sei die in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Infrastruktur mit Solemar, Minara, Sportanlagen und Kurpark. Etwas Besonderes sei auch die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen wie dem Institut für Mikro- und Informationstechnik und der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen. Barrierefreiheit für Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen würde bei der Realisierung berücksichtigt.

Oertmann-Brandt räumt ein, dass sein Hotel in Bad Herrenalb vor allem Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Personen bietet, nicht aber für Menschen mit Sehbehinderungen.

Den Bedarf für Hotels, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ausgerichtet sind, habe auch eine Untersuchung des Sozialministeriums belegt. Dabei wurde laut Oertmann-Brandt alleine für Baden-Württemberg ein Markt für sechs solcher Hotels attestiert. Daraufhin sei das Vier-Sterne-Hotel in Bad Herrenalb errichtet und im April 2008 in Betrieb genommen worden.

Die Belegungszahlen hätten seither stetig zugenommen und seien mittlerweile bei über 50 Prozent angelangt. Trotzdem sei der Betrieb noch nicht in der Gewinnzone angelangt.

Um das Parasolhotel in Bad Dürrheim bauen zu können, ist der Förderverein in besonderer Weise gefragt. Er soll über Spenden, Sponsoren und andere Zuschüsse Mehrkosten für das Hotel an Land ziehen. Von den veranschlagten 14 Millionen Euro Baukosten werden alleine vier Millionen Euro Mehrausgaben für die barrierefreie Architektur veranschlagt. Im April sicherten sich die Projektbeteiligten das Vorkaufsrecht für das über 10 000 Quadratmeter große Grundstück in der Huberstraße, das sich im Eigentum des St. Chrischona-Schwesternordens befindet. Derzeit bemüht sich der Verein, dass das Projekt in das Förderprogramm Leader Südbaar aufgenommen wird, um finanzielle Unterstützung bei Vorlaufkosten, für Gutachten und anderes mehr zu erhalten.

Tarlatt vermeldet ein stetiges Steigen der Mitgliederzahlen. Derzeit habe der Förderverein rund 50 Unterstützer, bis zum Jahresende sollen es 100 sein. Angedacht ist, dass das Parasolhotel nach mehrjähriger Vorbereitungsphase 2018 in Betrieb geht.