Im Weiherwäldchen (Bildmitte links) spielten sich furchtbare Dinge am 25. April 1945 ab. Foto: Geschichts- und Heimatverein

Jürgen Kauth erinnert an blutige Auseinandersetzungen in Bad Dürrheim am Ende des Zweiten Weltkriegs / Etliche Einwohner getötet

Bad Dürrheim. 25. April 1945 – Der "Umsturz" vor 70 Jahren traf Bad Dürrheim hart. Die Eroberung und Besetzung der Baar durch die Franzosen im April 1945 war dabei kein Ruhmesblatt französischer Militärgeschichte, meint der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins, Jürgen Kauth.

Aber noch schlimmer ist es laut Kauth, "dass deutsche Generäle, und nicht nur die der Waffen-SS, es billigend in Kauf nahmen, dass wenige Tage vor dem absehbaren endgültigen Zusammenbruch des Deutschen Reiches, Zivilisten und Soldaten zu Hunderten sinnlos geopfert und noch unversehrte Dörfer unserer Landschaft in den Strudel des Abgrundes gerissen wurden". Während sich die Reste der geschlagenen deutschen Wehrmacht in Richtung Bodensee abzusetzen versuchten, sei ihnen die französische Armee auf dem Fuß gefolgt. "Nachdem seit dem 21. April die ersten französischen Panzer und Spähwagen in Bad Dürrheim ankamen, das zwar Lazarettstadt war – aber in den französischen Plänen so nicht gekennzeichnet war – begann die Einquartierung." Am 23. und 24. April habe es schon Dauerfeuer in Richtung Westen gegeben, aus Geschützen der Franzosen, die unter anderem im Kurpark, in der Rietstraße und auf dem Salinengelände gestanden seien. "In der Nacht zum 25. April spitzte sich alles zu, und die Franzosen blockierten die Ortseingänge mit gefällten Bäumen und Sperren", berichtet Kauth. Etwa 30 000 versprengte deutsche Soldaten seien damals vom Bregtal her flüchtend durch die Region gezogen. Sie hätten die überall abgestellten französischen Fahrzeuge beschossen, und so sei es zu heftigen Gefechten gekommen, auch in Bad Dürrheim, bis in die Mittagsstunden.

"17 Einwohner sind dabei gefallen, je 34 deutsche und französische Soldaten verloren in letzter Minute hier ihr Leben. Zu den traurigsten Ereignissen jenes Tages gehört der Tod des Mädchens Anneliese Grießhaber aus der Karlstraße. Die 15-jährige, die als Hausmädchen arbeitete, hörte die Gefechtsgeräusche und rannte auf die Straße, um ein kleines Kätzchen zurück ins Haus zu holen. Ein Gewehrschuss in die Brust beendete jäh ihr junges Leben", so Kauth. Auch das "Weiherwäldle" – südlich des Salinensees – wo heute ein Spielplatz angelegt ist – sei am 25. April 1945 von diesen Schießereien tangiert worden. Die Franzosen hätten sich mit den sich zurückziehenden Deutschen in der Ortsumgebung Gefechte geliefert. "Als die nahe Willmannstraße gegen 7 Uhr unter Granatbeschuss fiel, flüchteten sich die Anwohner in dieses Wäldchen. Gegen 8 Uhr sahen die Schutzsuchenden, dass fliehende deutsche Soldaten über das freie Feld von Westen her hinter dem Strandcafé in Richtung Hochemmingen zogen. Die Franzosen nahmen daraufhin das umliegende Gelände unter Feuer. Die deutschen Soldaten flüchteten panisch in das Wäldchen und der anschließende Beschuss aus französischen Granatwerfern forderte einige Verluste unter ihnen. Auch vier der geflüchteten Anwohner waren tot, der Rest der dort Schutz suchenden war komplett mehr oder weniger schwer verletzt durch Granatsplitter", weiß Kauth.

Das Bad Dürrheimer Rote Kreuz habe sich heldenhaft für diese Verletzten eingesetzt. Da dies aber die Transport- und Versorgungsmöglichkeiten des Ortsverbandes komplett überfordert habe, habe man die französische Besatzung um Hilfe gebeten. "Diese wurde schnell und umfassend gewährt – aus heutiger Sicht eine bemerkenswerte humanitäre Geste", merkt der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins an. Ein französischer Offizier solle einmal zu einem ähnlichen Fall gesagt haben: "Eine Träne zu trocknen, ist ehrenvoller, als Ströme von Blut zu vergießen."