Vertreter aus der Landwirtschaft, des Natur- und Umweltschutzes sowie einige Imker haben sich in Biesingen auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen getroffen. Die Gesprächsrunden sollen wiederholt und Projekte konkretisiert werden. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Gesprächskreis plädiert für naturnahe Bewirtschaftung / Weitere Treffen sind geplant

Ein regionaler Kreis mit Vertretern von Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz sowie Imkern hat sich am Montag auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen in Biesingen getroffen. Thema war das Artensterben, dass in Deutschland weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit voranschreitet.

Bad Dürrheim-Biesingen. Wolfgang Kaiser, Gemeinderatsmitglied bei der LBU-Fraktion und Landesschatzmeister bei den Grünen, moderierte das Treffen im Landfrauenraum in der Alten Schule und berichtete aus erster Hand vom aktuellen Beschluss der Landtagsfraktion zum Thema "biologische Vielfalt". In den vergangenen 30 Jahren habe sich die Vogelpopulation in Deutschland etwa halbiert. Naturschutz und "Landnutzer" müssten zusammenarbeiten, "um unsere Landschaften wieder vielfältiger zu gestalten", heißt es in dem Schreiben der Fraktion. Praktisch umgesetzt wurde diese Forderung nun in Biesingen.

Ein augenscheinliches Beispiel für den Rückgang bei den Insekten brachte Bundestagskandidat Volker Goerz ein. Früher seien wesentlich mehr Insekten auf der Frontscheibe des Autos kleben geblieben als heutzutage. Das mag für Autofahrer vielleicht positiv klingen. Aber fehlende Insekten hätten verheerende Folgen in der weiteren Nahrungskette, beispielsweise für Vögel, machte Goerz deutlich.

Auf die Schlüsselrolle der Bienen wiesen die beteiligten Imker hin. Die Bienen würden eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft bei der Bestäubung von Blüten spielen, hätten aber unter Monokulturen und mehrfachem Abmähen der Wiesen zu leiden. Das gleichzeitige Blühen von Raps und Löwenzahn sorge in einer begrenzten Zeit im Frühjahr für ein Nahrungsüberangebot, bevor der große Mangel schon im Sommer ausbreche. Imker müssten teilweise ihre Tiere bereits im Juni zufüttern, meinte beispielsweise Johann Wirich.

Wie sinnvoll der Austausch in einer Runde wie nun in Biesingen ist, machte Kaiser in der Diskussion auch zwischen Bio-Landwirt Christoph Trütken und den beteiligten Imkern deutlich. Dabei ging es um die Wahl der Wiesenkräuter, die für Bienen sinnvoll seien. Wie Trütken anmerkte, achte er darauf, die Wiesen so zu mähen, dass den Pflanzen Zeit zum Blühen bleibe.

Steinwüsten im Vorgarten

Wie viel der einzelne Gartenbesitzer zum ökologischen Gleichgewicht und zur Artenvielfalt beitragen kann, betonte Rolf Schuler vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). In diesem Zusammenhang wies Kaiser auf den Trend hin, Vorgärten mit Steinen zuzupflastern. Das bringe der Natur gar nichts.

Ein weiteres Nabu-Mitglied bemängelte die zunehmenden Monokulturen und plädierte für eine Bewirtschaftungsform mit mehr Artenvielfalt.

Kaiser möchte den Gesprächsrunden eine Regelmäßigkeit geben. Eigentlich hätte am Montag auch Staatssekretär Andre Baumann aus dem Stuttgarter Umweltministerium vor Ort sein sollen. Er musste jedoch krankheitsbedingt fern bleiben. Kaiser hofft, dass beim nächsten Treffen ein Vertreter des Ministeriums teilnehmen kann. Ins Boot sollten auch weitere Beteiligte wie konventionell wirtschaftende Landwirte und Vertreter von Kommunen geholt werden, um gemeinsam etwas zu erreichen. Kaiser appellierte auch, den Naturschutz stärker in der landwirtschaftlichen Ausbildung zu integrieren. Das sei bislang wenig oder gar nicht der Fall.

Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes, forderte neue Förderrichtlinien auf politischer Ebene. Bislang würden 80 Prozent der Zuschüsse pauschal und nur 20 Prozent gezielt für die Landwirtschaft vergeben. Diese Handhabe müsse sich umkehren, um mehr Anreize für eine naturnahe Bewirtschaftung zu schaffen.