Badespaß für Kinder und Erwachsene gleichermaßen bietet das Minara. Doch der Betrieb des Hallen- und Freibades erzeugt ein jährliches Defizit von rund 400 000 Euro. Wesentlich weniger oder gar kein Defizit würde ein interkommunales Regionalbad verursachen, schlägt Günter Tarlatt eine Alternative zum Neubau des Minara vor. Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Minara: Günter Tarlatt favorisiert Regionalbad / Bürgermeister sieht aktuell keine Grundlage hierfür

Hallen- und Freibäder sind für die Kommunen in der Regel ein Zuschussgeschäft. So auch das Minara mit einem jährlichen Defizit von rund 400 000 Euro. Wäre ein Regionalbad, das von verschiedenen Kommunen finanziert wird, die Lösung?

Bad Dürrheim. Der Projektentwickler der Rebholz-Gruppe und frühere stellvertretende Kurdirektor Bad Dürrheims, Günter Tarlatt, ist bekannt für seinen Blick aufs Große und Ganze. Je stärker sich die Pläne für einen Neubau des Minara in Bad Dürrheim konkretisieren, um so deutlicher weist er auf seine Vision eines Regionalbades hin, dessen Defizit für die beteiligten Kommunen auf Null tendiere und "auf jeden Fall nur ein Bruchteil dessen beträgt, was bisher aus dem Minara an Verlusten jährlich abgedeckt werden muss". Als möglichen Standort hat er ein Fläche im Umfeld des Schwenninger Messegeländes im Blick, der gut erreichbar sei und eine Anbindung an den Ringzug habe.

Emotionale Seite

Doch so etwas könne nicht "zwangsverordnet" werden, gibt Markus Spettel, Geschäftsführer der Kur und Bäder GmbH, zu bedenken. Aus einem betriebswirtschaftlichen Blick habe der Vorschlag eines Regionalbades seinen Charme und seine Berechtigung. Ein Bad könne aber nicht nur rein betriebswirtschaftlich betrachtet werden, sondern habe auch eine emotionale Komponente. Für eine Stadt sei es ein Stück Infrastruktur, die von Vereinen, Schulen und Einwohnern geschätzt werde. Für die Kur und Bäder GmbH sei es ein Gut, das zum Beispiel von Familien in Anspruch genommen werde, beispielsweise denen im Öfinger Feriendorf oder in der Eltern-Kind-Klinik Hänslehof. Auch die Kurse im Minara würden rege nachgefragt, seien es Aquafitness- oder Schwimmkurse. Die Schwimmkurse für Kinder ab fünf Jahren seien bereits bis September ausgebucht.

Was die Zukunft des 42 Jahre alten Minara angehe, habe der Gemeinderat die Grundsatzentscheidung für einen Fortbestand des Bades gefällt, allerdings mit einer Investitionsobergrenze von 8,9 Millionen Euro. Der Gemeinderat habe sich diese Entscheidung sorgfältig überlegt.

Derzeit ziele die Diskussion auf einen Neubau ab. Die Bäderfahrt kürzlich, bei der verschiedene Einrichtungen in Deutschland, aber auch in Belgien und Holland angeschaut wurden, hätte reichlich Informationen an die Hand gegeben. Spettel ist zuversichtlich, dass für die 8,9 Millionen Euro eine Lösung für Bad Dürrheim gefunden werden kann.

Bürgermeister Walter Klumpp meint zu der von Tarlatt angestoßenen Diskussion um ein Regionalbad, dass sie an der momentanen Realität vorbei geht. Denn nach Aussagen von Seiten Villingen-Schwenningen sehe er hier kein Interesse für eine städtische Investition in diese Richtung. Ebenso verhalte es sich mit Donaueschingen, das viel mehr plane, in sein Freibad zu investieren. "Und wer soll dann noch bei solch einer gemeinsamen Lösung mitmachen?", stellt Klumpp die Frage in den Raum. Wenn es in der Region eine breite Bereitschaft für ein solches gemeinsames Bad gäbe, würde sich Bad Dürrheim einer solchen Diskussion nicht verschließen. Aber wie gesagt, die aktuelle Lage sehe anders aus.

Die Besucherzahlen im Hallen- und Freibad Minara sind in den vergangenen Jahrzehnten tendenziell zurückgegangen, informiert der Geschäftsführer der Kur und Bäder GmbH, Markus Spettel. Wenn es früher noch Zahlen von 100 000 Besuchern jährlich gab, seien es in den vergangenen Jahren niedrigere Werte gewesen. Wobei diese Werte stark abhängig vom Sommerverlauf seien. In dem "sehr starken Sommer" 2015 habe das Jahresergebnis bei fast 84 000 Besuchern gelegen. 2014 seien es 63 000 und im vergangenen Jahr 73 000 Badegäste gewesen. Von den 73 000 Besuchern entfielen rund 70 Prozent auf normale Badegäste wie Kinder und Erwachsene. Die restlichen 30 Prozent seien Badegäste aus Kursen, von Vereinen und Schulen. Nicht nur Schüler aus Bad Dürrheim hätten im Minara Schwimmunterricht. Es kämen auch welche von der Gemeinschaftsschule Mönchweiler, der Grundschule Brigachtal, der Karl-Wacker-Schule und dem Fürstenberg-Gymnasium in Donaueschingen sowie der Christy-Brown-Schule in Villingen. Rückgänge bei den Badegästen erklärt sich Spettel auch aus einem veränderten Freizeitverhalten. Es gebe mehr Angebote, man sei mobiler. Außerdem sei bei Kindern und Jugendlichen, der Hauptkundschaft des Minara, durch umfangreichere Schulzeiten die Freizeit weniger geworden und damit die Gelegenheit für einen Badbesuch. Hinzu komme, dass es in früheren Jahren in Bad Dürrheim noch mehr Eltern-Kind-Kliniken gegeben habe, die auch gerne das Minara genutzt hätten.