Domenic Weinstein trainiert viel. Nun hofft er auf eine Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro im nächsten Jahr. Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwälder Bote stellt "unsere Besten" vor / Domenic Weinsteins Leidenschaft gehört dem Bahnradsport

Von Michael Kienzler

Bad Dürrheim-Unterbaldingen. Betritt man die Wohnung von Domenic Weinstein in Unterbaldingen, erkennt man sofort um was es hier geht. Mittendrin steht ein Straßenrennrad, eines von sechs Rädern.

Beim berühmtesten Sohn des 850 Menschen zählenden Ortes dreht sich alles ums Rad. Trotz seiner erst 20 Jahre hat er schon jede Menge Titel eingeheimst: Deutscher Jugendmeister und Junioren-Weltmeister im Punktefahren und im vergangenen Jahr Baden-Württembergischer Meister auf der Straße sowie U23-Europameister im Zweier-Mannschaftsfahren.

Im Februar 2015 schaffte er den letzten Coup, bei der WM in Paris holte er sich in der Vierer-Mannschaftsverfolgung den vierten Platz und damit das beste Ergebnis eines deutschen Teams in dieser Disziplin seit 13 Jahren.

Domenic Weinstein startete für den RSC Donaueschingen und wechselte 2013 zum Rad-net ROSE-Team. Im Sportgeschäft seines Vaters fiel der Startschuss für die Radsport-Laufbahn. "Bekannte meinten, ich solle mal beim Mountainbike-Training montags vorbeischauen", erinnert er sich. "Ganz nett", denkt er sich, aber erst, als sich Domenic auf ein Rennrad setzt, packt es ihn. Der Unterbaldinger trainiert viel und wird immer besser. 2006 nimmt er an Anfängerrennen teil, bereits ein Jahr später löst er seine erste Lizenz und fährt fortan von Erfolg zu Erfolg. 2011 holt er sich den Weltmeistertitel bei der Bahn-WM in Moskau in der Altersklasse U19. "Nach diesem Erfolg habe ich darüber nachgedacht, Berufsfahrer zu werden", erinnert er sich. Er wechselt in die Sportschule Kaiserslautern. Weitere Erfolge lassen nicht lange auf sich warten. Der Radrennfahrer fährt gerne Straßenrennen, aber seine Leidenschaft gehört dem Bahnradsport. "Keine Bremsen, nur ein Gang und jede Menge Speed, das macht einfach Spaß". Hier kann er auch seine Stärken ausspielen, "ich denke, ich habe ein hohes Kraftniveau, kann lange das Tempo halten und am Ende immer noch ne Schippe drauflegen."

Zwischen 250 bis 300 Tage ist der Hauptgefreite der Bundeswehr-Sportfördergruppe im Jahr unterwegs, zur Vorbereitung auf die Straßensaison geht es Anfang April ins Trainingslager nach Mallorca. Auch wenn er viel reist, weiß er ganz genau, wo seine Wurzeln sind. "In Unterbaldingen fühle ich mich sehr wohl, die Leute sind total nett und freuen sich mit mir, wenn ich wieder mal was gewonnen habe." Hinzu kommt, dass die Trainingsbedingungen auf der Baar und der Umgebung nahezu ideal sind.

Fest im Blick hat Domenic Weinstein die Olympischen Sommerspiele im kommenden Jahr in Rio de Janeiro. In den Olympiakader von Bundestrainer Sven Meyer hat er es bereits geschafft, jetzt gilt es, sich gegen die starke Konkurrenz aus den eigenen Reihen durchzusetzen. "Ich muss einfach weiter konsequent trainieren und auf der Straße abräumen, dann könnte es klappen."

Auch wenn er von sich selbst behauptet, eher ein Trainingsmuffel zu sein und viel mit Talent kompensiert, sind die Zahlen eindrucksvoll: Sechs Tage in der Woche und drei bis fünf Stunden täglich sitzt der junge Unterbaldinger auf dem Rad, ergibt im Jahr runde 21 000 gefahrene Kilometer bei Training und Wettkämpfen.

"Meine Eltern unterstützen mich viel, früher sind sie natürlich mehr bei Rennen dabeigewesen als heute." Außer Rio wäre da noch ein anderes großes Ziel: "Ich will auf jeden Fall so schnell wie möglich einen Profivertrag."