Flüchtlinge: Bürger engagieren sich und helfen / Regelmäßige Zusammenkunft im Albert-Schweitzer-Haus

"Es ist ein Geben und Nehmen", sind sich einige Bad Dürrheimer Bürger einig, die sich regelmäßig im Albert-Schweitzer-Haus mit den dort wohnenden Flüchtlingen treffen.

Bad Dürrheim. Vor gut einem Jahr wurde von den ehrenamtlich Engagierten das "Flüchtlings-Café" ins Leben gerufen. Treffpunkt ist ein Raum im Untergeschoss des Hauses.

Alle sitzen an einem großen, hübsch gedeckten Tisch, es gibt Kaffee, Kuchen und Knabbereien. Kommt jemand später hinzu, wird rasch zusammengerückt, damit weitere Stühle Platz haben.

Zwischen den Bad Dürrheimern, die sich hier ehrenamtlich engagieren, sitzen junge Männer aus Syrien, Eritrea, Gambia und Pakistan, die meisten von ihnen wohnen seit etwa einem Jahr im Albert-Schweitzer-Haus.

Die Ehrenamtlichen helfen den Flüchtlingen, die deutsche Sprache zu lernen, was gerne angenommen wird. Sie helfen bei Einkäufen, begleiten sie zu Erledigungen auf den Ämtern und hören sich um, ob für den einen oder anderen ein Job angeboten werden kann. "Es ist wichtig, Vertrauen aufzubauen", so bestätigen sie. Es wird erzählt und zugehört. Alex aus Eritrea berichtet von seiner Frau und seinem sieben Monate altem Töchterchen, beide leben in Frankfurt. Sein Wunsch ist es, in Villingen, wo er arbeitet, für sich und seine kleine Familie eine Wohnung zu finden, in Villingen möchte er abends Deutschkurse besuchen. Auch wünscht er sich wieder ein Fahrrad, mit dem er zur Arbeit fahren kann. "Ich hatte mein Rad am Bahnhof abgestellt und abgeschlossen, als ich zurück kam, war es weg, es wurde gestohlen".

Der ebenfalls aus Eritrea stammende Telcle sucht Leute, die ihm Sprachunterricht geben. Eine Stunde in der Woche wäre schon sehr hilfreich, sagt er. Nicht gut findet er es, dass derzeit rund 35 Menschen verschiedener Herkunft im Haus miteinander leben. "Die Küche ist ein Problem, manche machen alles sauber, andere lassen alles liegen, das gibt Ärger", erzählt er.

Doch es wird nicht nur von den Sorgen der Flüchtlinge gesprochen. Mit großem Interesse hören die jungen Männer zu, was die Ehrenamtlichen erzählen. Es wird vom zweiten Weltkrieg berichtet und von der Flucht, die die ältere Generation miterlebt hat.

"Ein ähnliches Schicksal, aber man kann es trotzdem nicht vergleichen", wird festgestellt. Ein in der Kurstadt lebendes Rentnerehepaar, das nicht namentlich genannt werden möchte, kam neu dazu, um zu helfen. "Jemand muss die Menschen an die Hand nehmen", sagen die beiden und verabreden sich mit einem der jungen Männer, um ihn nach Villingen zum Job-Center zu fahren, wo er einen Termin hat. Der aus Syrien stammende Tamer freut sich: Er hat nach seinem Bericht am vergangenen Samstag im Haus des Gastes die Aussicht auf eine Arbeitsstelle in seinem erlernten Beruf.

Da sich der Kreis der Ehrenamtlichen im Laufe des Jahres stark verkleinert hat, würden sie sich über weitere Personen freuen, die sich einbringen möchten. Die Zusammenkunft findet jeden Donnerstag ab 17.30 Uhr im Albert-Schweitzer-Haus statt.