Laden zum Gesundheitsforum ein: Andrea Kanold und Norbert Grulke. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Norbert Grulke spricht morgen im Haus des Gastes zum Thema "Seelische Gesundheit" / Beginn um 19.30 Uhr

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Schulsozialarbeiterin Astrid Gauggel schreckte in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses damit auf, dass die Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern zunähmen. Auch der ärztliche Direktor der Luisenklinik, Norbert Grulke, geht von einer Zunahme psychischer Erkrankungen aus.

Wobei es zu diesem Thema in der Wissenschaft ganz unterschiedliche Meinungen gibt, erklärt der 53-jährige Mediziner. Die einen sagten, dass lediglich der therapeutische Blick auf die Gesellschaft geschärft sei und deshalb mehr diagnostiziert werde. Doch Grulke "glaubt", dass es tatsächlich mehr Betroffene gebe und bezieht sich hierbei auf Aussagen von Erzieherinnen, Pädagogen und Sozialarbeitern.

Zum Thema "Seelische Gesundheit: Was macht krank, was hält gesund?" spricht der renommierte Arzt am morgigen Mittwoch, 19.30 Uhr, in der Vortragsreihe des Gesundheitsforums im Haus des Gastes in Bad Dürrheim. Der Eintritt ist frei. Nach einem gut einstündigen Vortrag soll auch Zeit für Fragen der Besucher sein.

Beim gestrigen Pressegespräch verriet Grulke schon mal einen Aspekt, der psychische Gesundheit fördert: tragfähige Beziehungen. Und um das zu unterstreichen fügt er hinzu: "Einsamkeit macht krank." Beziehungspflege scheint ein Talent von Frauen zu sein, merkt Grulke an, dass ein hoher Anteil von Männern über 40 Jahren keinen "besten Freund" mehr habe, so das Ergebnis einer Umfrage. Dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben, führt Grulke mit darauf zurück, dass ihr Beziehungsnetz besser gestrickt ist und sie damit ihrer psychischen Gesundheit etwas Gutes tun.

Offensichtlich können traumatische Erlebnisse von Großeltern oder Eltern an die nächste Generation weitergegeben werden, erklärt Grulke einen weiteren Aspekt aus der aktueller Forschung. Untersuchungen belegten Veränderungen in der Genetik des Nachwuchses, die zu einem "überschießenden Immunsystem" und allergischen Reaktionen führten.

In seinem morgigen Vortag möchte er zunächst Risiko- und Schutzfaktoren für eine gesunde psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen benennen. In einem zweiten Abschnitt wird er auf die Ursachen von Stress und Burnout durch beruflich bedingten Stress eingehen. Im dritten Teil seines Referats zeigt er auf, was Menschen widerstandsfähig sein lässt in der Auseinandersetzung mit Arbeitsbelastung und negativen Erfahrungen. Der eine komme besser mit Stress klar, der andere weniger. "Doch jeder Mensch hat seine Grenzen", so Grulke.

Das Gesundheitsforum bietet über das Jahr hinweg fünf Vorträge zu Gesundheitsthemen, erklärt die Organisatorin Andrea Kanold. Ihr Engagement sowie das der Referenten sei ehrenamtlich. Dank der Unterstützung von Stadt und Kur und Bäder GmbH, die Räume zur Verfügung stellten, könnten die Vorträge kostenfrei für die Besucher angeboten werden.

Der 53-jährige Norbert Grulke ist seit 2007 ärztlicher Direktor der Luisenklinik in Bad Dürrheim und seit vielen Jahren in der Aus- und Weiterbildung für Ärzte und Psychotherapeuten tätig. Aufgewachsen ist er in Blaubeuren und hat dort das Gymnasium besucht.

Schon früh habe er sich in der Jugendarbeit engagiert, merkt er an. Die Auseinandersetzung mit Menschen habe ihn in seinem Wunsch bestärkt, Psychologie und Medizin zu studieren, was er mittels eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung realisierte. Grulke promovierte anschließend als Mediziner und im Bereich Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Seit 2008 lehrt er an der Universität Ulm als Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.