Sommerreporter Jan Cebulla (vorne) erkundet derzeit Bad Dürrheim. Beteiligt waren gestern außerdem (von links) Hannelore Prochnow, Markus Thoma, Peter Sterk und Melanie Cebulla. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommerreporter Jan Cebulla im Rollstuhl unterwegs / Mit Stadtjugendpfleger Markus Thoma im Gespräch

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Der 15-jährige Jan Cebulla ist nicht auf den Mund gefallen. Er stellt klar, dass er das Wort Behinderungen nicht mag. Vielmehr sieht er sich als jemanden mit "körperlichen Einschränkungen". Ein Stück weit Normalität in seinen Alltag bringt jetzt auch ein Ferienjob.

Als Sommerreporter hat sich der junge Mann in seinem Rollstuhl gestern auf den Weg gemacht und wurde dabei von Hannelore Prochnow und Peter Sterk vom Bilderbuchcafé sowie seiner Mutter Melanie Cebulla begleitet. Im kürzlich eröffneten Bilderbuchcafé (siehe Infokasten) wurde der Grundstein für diesen Ferienjob gelegt. Inklusion, also das Miteinander von Menschen mit und ohne körperliche Beeinträchtigungen, ist ein wichtiges Ziel dieses neuen Angebots. Jan hatte bei der Eröffnung des Bilderbuchcafés den Wunsch nach einem Ferienjob geäußert. Und die Verantwortlichen des Cafés hatten in Absprache mit Stadt und der Kur und Bäder GmbH die Idee, Jan den Vorschlag zu machen, als Sommerreporter über Bad Dürrheim zu berichten.

"Das ist cool", begeistert sich Jan für den Beruf des Reporters. Da lerne man Leute und deren Geschichten kennen, das Schreiben mache ihm auch Freude. Gleich bei der ersten Station seiner Bad Dürrheim-Tour gestern gab es am Jugendhaus ein Gespräch mit Stadtjugendpfleger Markus Thoma. Ihm dankte Jan für seinen Einsatz für die Jugend und im Bereich Inklusion und überreichte mehrere Plakate als Geschenk. Peter Sterk hatte die Plakate mit Themen gestaltet, die auch für Jugendliche interessant sind, sei es dem Zusammenleben und den Arbeitsbedingungen in Europa, aber auch Zitaten des Menschenrechtlers und südafrikanischen Staatsmannes Nelson Mandela.

Eine weitere Station war für Jan das Minara. Nach Auskunft von Hannelore Prochnow bietet das Hallenfreibad zwar einen barrierefreien Zugang, sei aber trotzdem nicht durchgängig behindertengerecht realisiert. So verhalte es sich mit vielen Einrichtungen, verwies Prochnow auf Treppen, die für mobilitätseingeschränkte Personen nicht oder nur schwer zu überwinden seien. Reporter Jan besichtigte außerdem die Baustelle am neuen Busbahnhof, bevor dann in einem Café eine erste Bilanz gezogen wurde. Weitere solcher Besichtigungstouren folgen in den nächsten Wochen, wobei die Erlebnisse zusammengefasst und mit Fotodokumentationen von Peter Sterk ergänzt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

An eine Vorstellung im November im Bilderbuchcafé ist gedacht, informiert Prochnow. Außerdem regte sie eine Ausstellung im Heimatmuseum an.

Wie Jans Mutter Melanie Cebulla berichtet, sei in Absprache mit dem Schulamt der weitere Ausbildungsweg zur Zufriedenheit ihres Sohnes geklärt worden. So wollte Jan, der im Wennerhof in Bad Dürrheim mit seiner Familie wohnt und derzeit auf der Christy-Brown-Schule in Villingen unterrichtet wird, auf einer Realschule die Möglichkeit zur Mittleren Reife erhalten. Vorgesehen ist nun, dass Jan zum Schuljahr 2015/16 auf die Realschule am Salinensee nach Bad Dürrheim wechselt.

Der 15-Jährige möchte trotz seiner Einschränkungen das Leben genießen, freut sich auch über die Musik, die er zusammen mit ein paar Freunden macht und die vielen Klicks, die er auf seiner Facebook-Seite "Jans Houserock" erhält.

Eine bunt gemischte Gruppe, darunter auch der 15-jährige Jan Cebulla, trifft sich regelmäßig jeden dritten Donnerstag eines Monats von 15 bis 17 Uhr im Bistro Matisse im Wohnpark Kreuz 1 in Bad Dürrheim zum so genannten Bilderbuchcafé. Hierzu lädt die Behindertenbeauftragte Hannelore Prochnow Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen ein. Weitere Infos unter der Telefonnummer 07726/67 23.