Kathrin Bauer (links) und Sabine Schumacher präsentieren das Plakat, mit dem für das soziale Kunstobjekt geworben wird. Fotos: Selent-Witowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit gespendeten und gesammelten Pflastersteinen soll ein Sinnesweg im Mehrgenerationenpark gestaltet werden

Von Marion Selent-Witowski

Althengstett. Hand in Hand soll in Althengstett aufregend Neues geschaffen werden. Der künftige Mehrgenerationenpark zwischen der Ortsmitte und den Schulen ist als Bewegungs- sowie Begegnungsstätte für Jung und Alt gedacht. Alle Altersgruppen sollen jetzt dabei helfen, den dort geplanten Sinnesweg in die Tat umzusetzen.

Der Pfad stellt das zentrale Gestaltungselement des neuen sozialen öffentlichen Raumes dar. Was darunter zu verstehen ist, erläuterten Erziehungswissenschaftler und Psychologe Roland Seeger vom beauftragten Planungsbüro "Forschungsstelle für Frei- und Spielraumplanung" (FFS) aus Hessen, Herbert Auer (Bauamt) und Sabine Schumacher sowie Kathrin Bauer ("Kraut- und Rüben"-Team).

Für den Erlebnis- und Sinnesweg werden verschiedene Natursteinpflaster in der Größe von acht mal acht und zehn mal zehn Zentimeter benötigt – je farbenfroher desto besser. "Im Idealfall bekommen wir 10 000 Steine zusammen", sagte Seeger. Etwa 100 Stück würden für einen Quadratmeter Fläche benötigt. Der Planer hat sich lange mit dem Schaffen des weltberühmten Künstlers Joseph Heinrich Beuys auseinandergesetzt. Dieser war davon überzeugt, dass in jedem Menschen ein Künstler steckt. Daran angelehnt wurde jetzt der Startschuss für die Bürgeraktion in der Gäugemeinde gegeben. Mit Postkarten, Flyern und Plakaten wird in nächster Zeit weiter die Werbetrommel für das Vorhaben gerührt.

Der Begriff "Soziales Kunstobjekt" wurde vom Künstlerehepaar Christina und Roland Seeger bereits vor mehr als 25 Jahren geprägt – mit dramatisch-ernstem Hintergrund. Beide beschäftigten sich intensiv mit zunehmender Gewalt in benachteiligten städtischen Gebieten und der damit verbundenen Konfrontation mit den dort lebenden Kindern sowie Jugendlichen. Die Seegers suchten und fanden einen Weg, dem Gewaltpotenzial mit Kunst entgegen zu wirken, indem sie die betroffenen Menschen in das jeweilige Kunstobjekt und -projekt einbanden.

Bundesweit bekannt wurde die Installation eines Windspiels aus Holzschindeln nach dem Brandanschlag auf eine türkische Familie 1993 in Solingen, bei dem drei Kinder und zwei junge Frauen ums Lebens kamen. Mehr als 5000 Bürger und namhafte Vertreter aus Politik, Kirche, Sport und weiteren gesellschaftlichen Bereichen beteiligten sich. Sie setzten mit ihrer persönlichen Widmung auf einem der Holzstücke ein Zeichen für mehr Mitmenschlichkeit und gegen Gewalt. Das Gesamtkunstwerk wurde schließlich versteigert und der Erlös an Behinderteneinrichtungen gespendet.

"Hier in Althengstett geht es um etwas durchweg Positives, nämlich ein Bekenntnis, das mit Heimatverbundenheit zu tun hat", äußerte sich Seeger, dem der generationenübergreifende Charakter des Vorhabens besonders am Herzen liegt. Das Projekt Erlebnisweg soll zudem bewusst über die Gäugemeinde hinausstrahlen: Die lebendige, bunte und sinnlich anregende Wegefläche im Mehrgenerationenpark sollen nicht nur die Bewohner der Gesamtgemeinde, sondern auch deren andernorts lebende Verwandte und Freunde als Kollektiv mitgestalten (siehe "Info").

Abgabestellen für die Natursteinpflaster sind der Kindergarten Jahnstraße und das Rathaus. Jeder, der einen oder mehrere Steine einbringt, erhält eine Urkunde und wird im "Goldenen Buch", das nach Fertigstellung des Sinneswegs im Althengstetter Rathaus ausliegt, festgehalten. Weitere Informationen zum Sinnesweg finden sich im Internet unter www.althengstett.de und www.ffs-hohenahr.de, Stichwort "Soziales Kunstobjekt".