Diese vier Kinder schaukeln quietschvergnügt im Gerechtigkeitswald. Ihre und weitere Eltern haben die Werbetrommel für den Waldkindergarten gerührt und dafür gesorgt, dass die Betreuungseinrichtung eine Zukunft hat. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Betreuung: Eltern gründen Trägerverein und übernehmen ab September volle Verantwortung / 16 Anmeldungen für neues Jahr

Die Vielfalt bei Kinderbetreuungsangeboten in Althengstett ist gesichert: Der Waldkindergarten hat dank engagierter Eltern, die auf die Unterstützung der Kommune zählen können, wieder eine Zukunft.

Althengstett. Bis vor Kurzem stand der Waldkindergarten noch auf der Kippe. Nachdem die Trägerschaft 2013 von der Gemeinde Simmozheim auf Althengstett übertragen worden war, weil deutlich mehr Jungen und Mädchen aus Althengstett die Einrichtung nutzten, schien der Fortbestand gesichert. Doch schwankende Kinderzahlen, bedingt durch den Übergang in die Schule, sorgten immer wieder dafür, dass auf kommunalpolitischer Ebene über eine Schließung diskutiert wurde. Die Eltern gründeten daraufhin 2015 den Verein "Freunde und Förderer Waldkindergarten Althengstett", um die Einrichtung bekannter zu machen und für das pädagogische Konzept zu werben.

Kurz vor dem Aus

Vor etwa einem Jahr stand der Entschluss des Althengstetter Gemeinderats schon so gut wie fest: Aufgrund zu geringer Zahlen und nur weniger Anmeldungen für das nächste Jahr drohte dem Waldkindergarten die Schließung. Nach Gesprächen mit Eltern erklärte sich die Gäukommune bereit, ein Jahr Aufschub zu gewähren, um die Gründung eines freien Trägervereins zu ermöglichen, der sich inzwischen gebildet hat.

Die Mütter und Väter haben die Ärmel hochgekrempelt. Mit Erfolg wurde Werbung für die pädagogische Einrichtung gemacht, was sich an den aktuellen Zahlen ablesen lässt: 16 Jungen und Mädchen wurden für September, wenn das neue Kindergartenjahr beginnt, angemeldet. Acht stammen aus Althengstett, vier aus Simmozheim, zwei aus Heumaden und zwei aus Weil der Stadt. Der Trägerverein mit drei Vorsitzenden wird ab September die volle Verantwortung für die Einrichtung im Gerechtigkeitswald an der Kreisstraße zwischen Neuhengstett und Ottenbronn übernehmen.

Zwei Finanzierungsmodelle

Der Althengstetter Gemeinderat honorierte in seiner jüngsten Sitzung das Engagement der Eltern und beschloss einstimmig die künftige finanzielle Beteiligung der Kommune sowie die Aufnahme der Einrichtung in den Bedarfsplan. Die Gemeinde wird 30 Prozent der Betriebsausgaben, die über den gesetzlichen Mindestbetrag hinausgehen, übernehmen. Dies führt zu einem Gesamtbeteiligung in Höhe von rund 74 Prozent an den Sach- und Personalausgaben. Geht man von einer Belegung mit 15 Kindern aus, entspricht dies einem Betrag von 12 000 Euro.

Dieses Modell bedingt, dass der Trägerverein ein hohes Interesse daran hat, möglichst viele Kinder aufzunehmen und möglichst hohe Einnahmen aus den Elternbeiträgen zu erzielen. Der kommunale Zuschuss an den Verein bleibt, unabhängig von der Belegungszahl, unverändert. Bei guter Auslastung steigen die Einnahmen der Kommune aus den Umlagen pro Kind. Die Gemeinde profitiert von einem guten Besuch des Waldkindergartens durch die höheren Einnahmen aus dem Finanzausgleich. Das sind pro Jahr und Kind 1450 Euro. Wird die Einrichtung von wenigen Jungen und Mädchen besucht, bleibt der Förderbetrag der Gemeinde unverändert, die Elternbeiträge gehen zurück, und der Verein ist gezwungen, zu handeln, was die Eigenverantwortung stärkt.

Beim alternativen Finanzierungsmodell hätte sich die Gemeinde mit 50 Prozent am Abmangel beteiligt, der nach Abzug der Elternbeiträge geblieben wäre. Bei einer sinkenden Zahl von Kindern und geringeren Elternbeiträgen wäre dann der kommunale Zuschuss gestiegen. Der Anreiz für den Trägerverein, möglichst viele Kinder aufzunehmen und hohe Einnahmen zu erzielen, ist bei dieser Variante weitaus kleiner und bietet der Gemeinde weniger Planungssicherheit.

Aus dem Ratsgremium gab es Lob für das Engagement der Eltern. Thomas Schmidt bezeichnete den Waldkindergarten als Bereicherung und erhaltenswert. "Der Einsatz der Eltern hat sich gelohnt", sagte Lothar Kante. Ute Steinheber schwenkte um: "Ich war zuerst dagegen, die Einrichtung zu halten, spreche dem Verein jetzt aber ein großes Kompliment aus".