Demenzkranke Menschen besser zu verstehen und zu begleiten war das Thema beim jüngsten Diakoniesonntag in Neuhengstett. Foto: Büttner Foto: Schwarzwälder-Bote

Diakoniesonntag: Expertin gibt Impulse

Es ist Herbst und die Temperaturen sinken rasch. Eine Familie mit mehreren Kindern müsste im kommenden Winter frieren, weil zurzeit kein Geld da ist, um den Öltank aufzufüllen. Der mittellosen Familie kann dank engagierter Bürger geholfen werden.

Althengstett-Neuhengstett. "Wir habe für solche Fälle einen Fonds aus Spendengeldern gebildet, um in Notfällen schnelle, unbürokratische Hilfe leisten zu können", unterstreicht Pfarrer Klaus Dietrich Wachlin. Dem Geistlichen ist es ein Herzensanliegen, auf die versteckte Armut in der Region hinzuweisen. Wachlin freut sich darüber, dass es in seiner Doppelkirchengemeinde Althengstett-Neuhengstett/Ottenbronn ungewöhnlich viele Gemeindeglieder gibt, die sich im diakonischen Bereich engagieren.

In der Waldensergemeinde und dem Nachbarort Ottenbronn wird Helfen von jeher groß geschrieben. Alljährlich feiert die Doppelkirchengemeinde ihren Diakoniesonntag. Die Gemeindeglieder treffen sich, tauschen sich aus, ziehen Bilanz und beschäftigen sich mit neuen zukunftsweisenden Ideen.

"Betroffene haben Recht auf ein eigenes Leben"

In diesem Jahr stand die Veranstaltung ganz im Zeichen von Demenz, über die eine ausgewiesene Expertin aus Tübingen referierte. Die erfahrene Gerontologin und gelernte Sozialarbeiterin Ulla Reyle plädiert für die Teilhabe demenzkranker Menschen am gesellschaftliche Leben. "Demente haben ein Recht, ein eigenes Leben zu leben", sagte sie.

Es gebe zahlreiche Möglichkeiten, die Teilhabe demenzkranken Mitmenschen intensiver zu fördern. Konkret könne dies geschehen durch Zusammenleben in Mehrgenerationenhäusern, durch Betreuungsgruppen und Kulturveranstaltungen, die Gestaltung demenzfreundlicher Kommunen sowie gemeinsamem Leben in Wohngruppen.

Die Fachfrau verweist darauf, dass "der Weg in eine füreinander sorgende Gesellschaft" noch viel Kreativität und vermehrten Einsatz benötigt. Reyle sieht den Verlust der geistigen Fähigkeiten beim Demenzkranken nicht nur als hirnorganische Erkrankung. "Demenz bedeutet weniger eine medizinische, sondern vielmehr eine kulturelle und spirituelle Herausforderung", ist sie überzeugt.

Gemeinde leistet vielfältige Arbeit

Pfarrer Wachlin hob die Bedeutung diakonischer Hilfe für gesunde Mitbürger hervor und würdigte die vielfältige diakonische Arbeit in seiner Kirchengemeinde. Einige Gemeindeglieder aus Ottenbronn und Neuhengstett kümmern sich um Flüchtlinge. Andere stellen sich für Besuchsdienste zur Verfügung und besuchen ältere oder kranke sowie allein lebende Menschen. Brigitte Weber und Magdalene Geßmann-Benz (beide Ottenbronn), Angelika Hettich und Ursula Sönholz (Neuhengstett) sind Diakoniebeauftragte. Sie nehmen sich den Notfällen in der Gemeinde an.

Zum Diakoniesonntag war eine Gruppe afrikanischer Flüchtlinge gekommen. Sie wurde, wie auch die anderen Teilnehmer der Veranstaltung, zu einem mehrgängigen Mittagsmenü eingeladen, das Petra Talmon l’ Armée federführend mit einigen ehrenamtlichen Helferinnen zubereitet hatte.