Ronja Schmitt (25) aus Althengstett rückt für verstorbenen Bundestagsabgeordneten Andreas Schockenhoff nach

Von Marion Selent-Witowski

Althengstett/Berlin. Erst wenige Jahre ist es her, dass Ronja Schmitt als Schülerin eine Plenarsitzung des Deutschen Bundestages von der Tribüne aus mitverfolgte. Heute sitzt die Althengstetterin selbst auf der Abgeordnetenbank. Die 25-Jährige rückte Ende des vergangenen Jahres für den überraschend verstorbenen Andreas Schockenhoff (CDU) nach.

Die junge Frau bringt nichts so leicht aus der Ruhe. Das ist auch gut so, denn die nächsten Wochen und Monate wird sie ihr Studium der Volkswirtschaftslehre und ihre Abgeordnetentätigkeit unter einen Hut bringen müssen. 60 bis 70 Wochenarbeitsstunden, Termin an Termin, schnell Entscheidungen treffen und sich ins nächste Thema einarbeiten – so wird Schmitts Abgeordnetenalltag bald aussehen. Im Herbst möchte sie ihr Studium abschließen. "Bis zum Ende der Wahlperiode 2017 gute Arbeit zu machen, hat für mich Priorität. Erst danach will ich in den Beruf einsteigen", sagt die junge Abgeordnete.

Eine zentral gelegene Wohnung in Berlin hat sie schnell gefunden, ein Provisorium ist dagegen noch Schmitts Abgeordnetenbüro. "Anfangs ist noch alles sehr aufregend und zum Teil auch stressig. Aber das muss so sein. Das pendelt sich sicher bald alles ein", sagt die 25-Jährige zu ihrem Einstieg in die große Politik.

Plötzlich mitten im Berliner Politzirkus gelandet zu sein, begreift die Althengstetterin weniger als Sprung ins kalte Wasser, sondern vielmehr als große Chance, wenngleich erst einmal ein mulmig-trauriges Gefühl aufkam und sie sich zwei Tage Bedenkzeit nahm.

"Andreas Schockenhoff hatte Kinder in meinem Alter", sagt die derzeit jüngste Bundestagsabgeordnete. Bei den jüngsten Wahlen hatte die junge Frau auf Platz 19 der Landesliste kandidiert. Weil zwei Bundestagsmitglieder aus Baden-Württemberg ausschieden, ist die 25-Jährige zweite Nachrückerin.

Schmitt wurde in Esslingen geboren, wuchs im Kreis Calw auf und machte 2008 Abitur am Maria von Linden-Gymnasium in Stammheim. Ihr brennendes Interesse an Politik wurde im Schulunterricht geweckt. Nach der Bundestagswahl 2009 trat die Althengstetterin der Jungen Union bei. "Ich wollte nicht nur über Politik diskutieren, sondern auch mitarbeiten und gestalten", sagt sie. Junge Menschen seien heutzutage politisch interessiert, aber nicht parteipolitisch. "Sich in einer Partei zu engagieren, ist nicht mehr selbstverständlich. Deshalb werbe ich ständig bei Jugendlichen genau darum", sagt Schmitt, die während des Studiums stets auch in der Hochschulpolitik mitgemischt hat. Für die Rechte der gegenwärtigen und künftigen Hochschulabsolventen kämpfte sie als Landesvorsitzende im Ring christlich-demokratischer Studenten.

Die Althengstetterin weiß offensichtlich andere für Politik zu begeistern. In ihrer Zeit als Kreisvorsitzende der Jungen Union von 2010 bis 2014 verdoppelte sich die Mitgliederzahl der Jugendorganisation. Mit 25 Jahren in die große Politik einzusteigen, hält Schmitt nicht für verfrüht: "Auch Junge gehören ins Parlament, das die Gesellschaft widerspiegeln soll." Und Schmitts Stimme ist schließlich nicht weniger wert als die der älteren Kollegen.

Weiter in engem Kontakt zu Jugendlichen, Verbänden und Ehrenamtlichen zu bleiben, hat sich die 25-Jährige vorgenommen. Auch der Bildungspolitik und Problemen im ländlichen Raum will sie sich als Bundestagsabgeordnete annehmen. "Die Breitbandversorgung ist in ländlichen Gebieten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor." Auch der demografische Wandel und die Lebensqualität für Familien seien bedeutsame Zukunftsthemen.

Entspannen kann die junge Abgeordnete beim Joggen: "Da kriegt man den Kopf richtig frei". Und wenn es die Zeit zulässt, wird es in Schmitts neuer Berliner Wohnung ab und an beispielsweise nach ihrer Leibspeise Käsespätzle duften, denn die 25-Jährige kocht sehr gern.