Bei der beabsichtigten Reaktivierung der Bahnstrecke Calw-Renningen sind zusätzlich weitere Probleme aufgetaucht. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue Probleme für Realisierung der Hesse-Bahn

Von Bettina Bausch

Althengstett/Ostelsheim. Sind für die geplante Bahnverbindung von Calw nach Renningen unerwartet neue Hindernisse aufgetaucht? Dies lassen zumindest die Hinweise vermuten, die der Althengstetter Gemeinderat Rainer Kömpf und sein Ostelsheimer Kollege Wilhelm Koch in den jüngsten Sitzungen ihrer Gremien zur Sprache brachten.

Demnach hat der Renninger Gemeinderat vor kurzem nicht nur große Vorbehalte gegen die Einrichtung der angestrebten Bahnline geäußert, sondern deren weitere Realisierung auch an Bedingungen geknüpft. Diese sind äußerst ernst zu nehmen, zumal die Stadt Renningen ein wichtiges Faustpfand in den Händen hält. Sie ist nämlich im Besitz eines Grundstücks, das unbedingt benötigt wird für das Bahngleis, aus dem die Züge aus Richtung Calw ein- und ausfahren würden.

An den Anfang seines umfangreichen Beschlusses stellte der Renninger Rat die grundsätzliche Befürwortung des Projekts, "wenngleich ein Parallelbetrieb zur S 6 aus mehreren Gründen kritisch gesehen wird". Danach werden die Konfliktpunkte konkretisiert. "Die Einrichtung einer zusätzlich fahrplanmäßig mit Dieselmaschinen betriebenen Bahnlinie zwischen Weil der Stadt und Renningen als zusätzliche Bahnstrecke zur S 6 wird entschieden abgelehnt".

Dahinter steckt die Befürchtung, dass die in Malmsheim und Renningen bahnnah wohnende Bevölkerung durch dieselbetriebene Fahrzeuge eine erhebliche Lärmbelästigung und deutlich mehr schädlichen Dieselruß hinnehmen müsste.

Damit taucht für die Realisierung der Bahnverbindung in Richtung Weil der Stadt-Renningen ein großes Problem auf. Die Elektrifizierung der Strecke würde nämlich das Projekt um mindestens acht Millionen Euro verteuern.

Da das Land seinen 50-prozentigen Zuschuss vermutlich deckeln wird, wären die Mehrkosten dann allein vom Landkreis Calw aufzubringen. Weiter fordert die Stadt Renningen jetzt die Beteiligung an den Kosten der neuen Unterführung, die sie erst vor kurzem in der Nähe des Bahnhofs gebaut und finanziert hat.

Begründet wird dies damit, dass das Endgleis der Bahn aus Richtung Calw an die Brücke stoße. Außerdem befürchten die Renninger Räte "eine Störung des Taktverkehrs der bestehenden S 6, wenn zusätzlich die Hermann-Hesse- Bahn auf der eingleisigen Strecke fährt".

Der Grundstücksverkauf für die Errichtung eines Endgleises für die Bahn aus Richtung Calw komme nur in Frage, wenn die oben genannten Punkte erfüllt würden. Falls diese Forderungen nicht berücksichtigt werden könnten, schlägt das Renninger Gremium vor, lediglich eine dieselbetriebene Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt einzurichten.

Damit hätte der Kreis Calw zwei große Probleme: Die Elektrifizierung würde das Bahnprojekt erheblich verteuern, und eine dieselbetriebene Verbindung von Calw bis nur nach Weil der Stadt würde bedeuten, dass die Reisenden in Richtung Böblingen/ Sindelfingen zwei Mal umsteigen müssten und zwar in Weil der Stadt sowie in Renningen. Landrat Helmut Riegger bezeichnete auf Nachfrage der Räte im Ostelsheimer Gemeinderat die Vorgehensweise des Renninger Gremiums als "Kirchturmpolitik und zudem kleinkariert".

Auf die Meldung, dass die Landkreise Böblingen und Calw sich zur Beschaffung des elektrischen Zugmaterials zusammen getan hätten, reagierte der Althengstetter Gemeinderat Rainer Kömpf kritisch: "Ich möchte nicht, dass die im Kreis Böblingen bereits aus- rangierten alten Dieselzüge mit hohem Rußausstoß hier bei uns eingesetzt werden", forderte er.