Die Bürgerinformationsveranstaltung in Neuhengstett zum Thema Flüchtlinge stieß auf großes Interesse. Foto: Bausch

Infoabend gut besucht. Zahl der Flüchtlinge könnte sich im nächsten Jahr auf 4.500 bis 6.000 Menschen erhöhen.

Althengstett-Neuhengstett - Mehr als 200 Bürger kamen am Montagabend zur Informationsveranstaltung über die aktuelle Flüchtlingssituation in Althengstett.

Das rege Interesse der Menschen zeigte, wie sehr das Thema der Bevölkerung unter den Nägeln brennt. Viele waren in die Neuhengstetter Turn- und Festhalle gekommen, um Näheres aus erster Hand zu erfahren. "Die Gemeinde unternimmt alle Anstrengungen, um die Asylbewerber in festen Häusern unterzubringen", hob Bürgermeister Clemens Götz hervor. Er informierte über den Stand der Flüchtlingsunterbringung in der Kommune. 52 Flüchtlinge leben derzeit in den drei Ortsteilen.

Gemeinde zahlt nur ortsübliche Preise

Bis zum Jahresende werden weitere 18 Menschen hinzukommen. Im nächsten Jahr könnten weitere 150 bis 200 Asylbewerber folgen. Das ehemalige Neuhengstetter Lokal "Rössle" wird nach dem Umbau rund 50 Personen beherbergen können. Im Tannenweg in Ottenbronn hat die Gemeinde jetzt ein weiteres Gebäude zur Flüchtlingsunterbringung erworben. Auch in Althengstett laufen derzeit Kaufverhandlungen mit privaten Hauseigentümern. "Wir zahlen nur ortsübliche Preise", stellte Götz klar. Oft würden derzeit drastisch überhöhte Summen verlangt.

Der Kommune sei wichtig, dass die örtlichen Mieten trotz der derzeit angespannten Wohnungssituation für jedermann erschwinglich blieben. Allerdings sei auch klar, dass man in Notfällen eben kurzfristig auch mehr Menschen aufnehmen müsse als Platz vorhanden sei. "Dann kann es sein, dass wir für einige Wochen Räume belegen müssen, die sonst dem Allgemeingebrauch dienen", kündigte der Schultes an.

Noch keine Immobilie für eine KEA

Sozialdezernent Norbert Weiser vom Landratsamt gab einen Überblick über die derzeitige Situation. Im Kreis Calw rechnet man bis zum Jahresende mit 2400 Flüchtlingen. Diese Zahl könnte sich im nächsten Jahr auf 4500 bis 6000 Menschen erhöhen. Von mehreren Kreis-Erstaufnahmestellen (KEA) werden die Flüchtlinge auf freie Kapazitäten in die Gemeinschaftsunterkünfte verteilt. Weiser hält es für möglich, dass auch in Althengstett eine KEA eingerichtet wird. Bis jetzt sei nur noch keine dafür passende Immobilie gefunden worden.

In der Aufnahme der vielen Flüchtlinge sieht der Sozialdezernent auch eine Chance. So könnten zurückgehende Einwohnerzahlen verbessert und die alternde Bevölkerung durch junge Menschen ausgeglichen werden.

"Wir brauchen noch Patenschaften, um die Bedürfnisse der Flüchtlinge eins zu eins abzudecken. Viele von ihnen sind traumatisiert", unterstrich Manfred Schiz vom Althengstetter Arbeitskreis Asyl. Derzeit werde unter anderem Deutschunterricht erteilt und nach passenden Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge gesucht.

"Wir sind alle irgendwo am Anschlag", so der zuständige Hauptamtsleiter Friedrich Maier-Nagel. "Es ist sehr zeitaufwendig, was sie tun, das wäre von uns aus nicht möglich", dankte der Verwaltungsmann den Ehrenamtlichen. AK Asyl-Mitarbeiterin Ute Steinheber berichtete von der Absicht, einen so genannten interkulturellen Gesprächskreis zu gründen.

Einige Bürger stellten Fragen. Warum man den alten leer stehenden Edeka-Markt in Althengstett nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen nutze?, lautete eine solche. Auf die völlig überteuerten Forderungen des Eigentümers könne man sich nicht einlassen, entgegnete Götz. "Kann man auf die Zusammensetzung der zugewiesenen Flüchtlinge Einfluss nehmen?", fragte eine Bürgerin. Darauf habe man leider keinerlei Einfluss, antwortete Weiser.