Die Mitarbeiter der Gerhard Kurz elektrotechnischer Gerätebau GmbH in Althengstett können aufatmen. Foto: Fritsch

Mitarbeiter in Althengstett können aufatmen: Insolvenzverwalter verkauft Vermögenswerte an Prettl Unternehmensgruppe.

Althengstett/Pfullingen - Dem Insolvenzverwalter der Kurz-Gruppe, Martin Mucha (Grub Brugger & Partner Stuttgart), ist es gelungen, die wesentlichen Vermögenswerte der Gerhard Kurz elektrotechnischer Gerätebau GmbH an die Prettl Unternehmensgruppe zu verkaufen.

Damit sind mehr als 200 Arbeitsplätze an den Standorten Althengstett und Alytus (Litauen) gesichert. Mehrere Interessenten hatten sich in den vergangenen Wochen um den Erwerb der Kurz-Gruppe aus der Insolvenz beworben. Den Zuschlag erhielt Prettl aus Pfullingen.

Belegschaft hält zusammen

"Dank der Unterstützung der Hauptkunden und des Zusammenhalts der Belegschaft konnten wir uns auch über die Eröffnung des Verfahrens hinaus Zeit nehmen, um den Verkauf mit der notwendigen Sorgfalt über die Bühne zu bringen", sagt der Insolvenzverwalter.

"Mit dem Abschluss der Transaktion noch vor den Sommerferien haben die verbleibenden Mitarbeiter die Sicherheit, dass das Unternehmen in gute Hände geht. Es war uns besonders wichtig, dass Belegschaft und Kunden eine Perspektive haben."

Die Unternehmenskrise von Kurz hatte sich bereits mehrere Jahre abgezeichnet, was unter anderem auf die Verteilung der Geschäftsaktivitäten auf fünf Standorte sowie die dauerhafte personelle Unterbesetzung des Vertriebsteams zurückzuführen sei, erklärt Geschäftsführer Bernd Grupp, der das operative Geschäft während des Insolvenzverfahrens geleitet hat. Zur Lösung der Misere hatten die Investoren Erwerberkonzepte erarbeitet, die stark an das vorinsolvenzlich von der Wintergerst Societät für Unternehmer-Beratung GmbH erarbeitete Restrukturierungskonzept angelehnt seien. Dadurch sei ein schneller, schlanker und effizienter Verkaufsprozess möglich gewesen, erläutert Mucha.

"Durch Ausnutzen des bei uns vorhandenen Vertriebsnetzwerks und dem Zugang zu internationalen Märkten wollen wir die Schwachpunkte von Kurz schnell beheben und den Mitarbeitern in Althengstett sowie Alytus die Chance bieten, gemeinsam an einer erfolgreichen Entwicklung der Marke Kurz Elektronik teilzuhaben", betonen auch Gregor Zwinge und Georg Digele, Geschäftsführer und Hauptverantwortliche bei Prettl, für das Investment in die Kurz-Gruppe.

Für das Grundstück und die Gebäude des Zweigwerks Schalkau, in dem Kunststoffspritzgussteile gefertigt werden, sind Interessenten vorhanden. Teilweise können sich diese auch die Übernahme von dort beschäftigtem, qualifiziertem Personal vorstellen. Für die folgenden vier Monate ist die Auslastung der Produktion in Schalkau durch eine mit Prettl getroffene Vereinbarung gesichert.

Produktion an fünf Standorten

Die Kurz-Gruppe produzierte und entwickelte vor der Insolvenz an fünf Standorten mit rund 250 Mitarbeitern Steuerungsplatinen und andere elektronische Komponenten für alle wesentlichen Marktteilnehmer der Hausgerätebranche. Insbesondere entwickelte sie auch Akku-/Batteriemanagementsysteme, Einschalt- und Sanftanlaufautomatiken, sowie Motorsteuerungen mittels Mikroprozessoren.

Die Marke Kurz ist bekannt für ihre Produktionsqualität und -flexibilität sowie ein hohes Maß an entwicklerischer Problemlösungskompetenz für den Kunden. Die operativ tätige Gerhard Kurz elektrotechnischer Gerätebau GmbH stellte am 14. April Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens (wir berichteten). Zum Insolvenzverwalter wurde Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger & Partner aus Stuttgart bestellt. Er hat den operativen Geschäftsbetrieb zusammen mit dem Sanierungsgeschäftsführer Bernd Grupp von der Wintergerst Societät für Unternehmer-Beratung GmbH stabilisiert und veräußert. Der Insolvenzverwalter wurde beim Verkauf federführend von einem Team um Volker Wintergerst, Wintergerst Societät für Unternehmer-Beratung GmbH, beraten.

Der Übernahmeprozess der Kurz-Gruppe durch Prettl wurde durch die Meteor Unternehmensbeteiligungen GmbH, der Beteiligungsgesellschaft der Prettl Familienstiftung durchgeführt. Die Meteor fördert Unternehmer und Unternehmen mit klaren Alleinstellungsmerkmalen oder Nischenanwendungen und unterstützt diese bei strategischer Ausrichtung, Nachfolgeregelungen und Internationalisierung.